Die Alternativlösung
Nach Aufklärung der Patientin über den Versuch, den Zahn zu erhalten, wurden die Zahnfragmente nach Gabe einer Infiltrationsanästhesie möglichst schonend extrahiert (Abbildung 3). Nach der Extraktion wurden die zwei Zahnfragmente zunächst in der Zellnährlösung einer Zahnrettungsbox (Zahnrettungsbox; Medice Pharma, Iserlohn) geschwenkt, um sie von Blut und Gewebe zu säubern. Das apikale Granulationsgewebe, das bei der Extraktion an der Wurzelspitze verblieben war, konnte manuell mit einer Luer-Zange entfernt werden. Danach wurden die Wurzelkanalwände des jeweiligen Fragments mit einem diamantierten, torpedoförmigen Schleifkörper präpariert, wobei die Frakturflächen nicht berührt wurden (Abbildung 4).
Auf die beiden Frakturflächen sowie die Wurzelkanalwände wurde anschließend ein selbstätzender All-In-One-Dentinhaftvermittler (Optibond All-In-One; Kerr, Orange, USA) appliziert und die zwei Fragmente wurden mithilfe eines dualhärtenden Komposits (Nexus NX 3; Kerr) adhäsiv zusammengesetzt (Abbildung 5). Dabei wurde strikt darauf geachtet, dass weder Überschüsse des Dentinhaftvermittlers noch des Komposits auf die Wurzeloberfläche gelangten. Anschließend wurden die apikalen 3 mm der Wurzelspitze im Sinne einer Wurzelspitzenresektion entfernt. Die Resektionsfläche wurde mit einem feinen, diamantierten, zylinderförmigen Schleifkörper von retrograd etwa 2 mm in den Wurzelkanal hinein präpariert und die Frakturlinie mit einer Flamme dezent erweitert (Abbildung 6). Die retrograde Präparation und der Frakturspalt wurden mit Biodentine aufgefüllt (Abbildung 7).
Im Zeitraum des initialen Aushärtens des Zements wurde die restliche Wurzeloberfläche kontinuierlich mit der Nährlösung der Zahnrettungsbox versorgt. Nach etwa 15 Minuten Aushärtungszeit konnte der Zahn replantiert und im Anschluss für zehn Tage mit einer TTS-Schiene (TTS; Medartis, Basel) semirigide geschient werden (Abbildung 8).
Kontrollen nach zehn Tagen, drei und sechs Monaten zeigten einen symptomlosen Zahn, eine unauffällige Perkussionsprobe ohne Anzeichen einer Ankylose und physiologische Taschensondierungstiefen von 3 mm (Abbildung 9). Das röntgenologische Kontrollbild zeigte nach sechs Monaten im Vergleich zur Ausgangssituation im Bereich der entfernten Wurzelspitze und der ehemaligen apikalen Aufhellung eine zunehmende knöcherne Regeneration (Abbildung 10). Zu diesem Zeitpunkt wurde entschieden, den Zahn mit einer Teilkrone zu versorgen, um Scherkräfte zwischen den beiden Höckerspitzen des Zahnes zu vermeiden und das Risiko einer erneuten Fraktur zu minimieren.
Die Ein-Jahres-Kontrolle zeigte einen konstant klinisch unauffälligen Zahn (Abbildung 11) und eine voranschreitende knöcherne Ausheilung im apikalen Bereich (Abbildung 12).
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