Zika-Virus-Infektion

Viel Vages, wenige konkrete Empfehlungen

Die Ebola-Epidemie hat ihren Schrecken verloren, nun beherrscht das Zika-Virus die Schlagzeilen. Wie gefährlich ist die Infektion? Wie wird das Virus übertragen? Und worauf muss in unseren Breitengraden und insbesondere in der Zahnarztpraxis geachtet werden? Die BZÄK hat sich in einem Statement klar positioniert.

Zika-Viren, erstmals 1947 bei einem Affen im Zikawald in Uganda isoliert, werden üblicherweise durch Stechmücken übertragen, in aller Regel durch die Gelbfiebermücke Aedes aegypti. Es kann durch die Infektion zu Hautausschlag, zu Gelenkschmerzen, zu einer Bindehautentzündung und zu Fieber kommen, in seltenen Fällen auch zu Muskel- und/oder Kopfschmerzen sowie zu Erbrechen. Der Hautausschlag hält etwa sechs Tage an, die übrigen Symptome bilden sich in aller Regel rascher zurück. Häufig verläuft die Infektion allerdings asymptomatisch oder mit nur milden Symptomen, wie das Auswärtige Amt in einem Merkblatt mitteilt.

Das Amt reagiert damit auf die seit dem Herbst des vergangenen Jahres zunehmenden Meldungen von Zika-Infektionen in Südamerika, wobei zunächst Brasilien im Fokus stand. Von dort ausgehend gab es zugleich Berichte, wonach von dem Virus vor allem bei Schwangerschaften Gefahr ausgeht. Denn Fälle von Mikroenzephalie bei ungeborenen Kindern der infizierten schwangeren Frauen häuften sich. Inzwischen wird auch ein Zusammenhang mit schweren neurologischen Störungen, die zum Teil mit Lähmungen einhergehen, wie dem Guillain-Barré-Syndrom, diskutiert.

Das Virus ist dabei nicht auf den südamerikanischen Raum begrenzt, sondern kommt auch auf einigen pazifischen Inseln Ozeaniens vor, ebenso in West- und in Zentralafrika sowie in Südostasien. Größere Ausbrüche beim Menschen wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 2007 in Mikronesien und ab 2013 in anderen Inselstaaten im pazifischen Raum, etwa Französisch-Polynesien, beobachtet. Derzeit breitet sich das Virus in mehr als 20 Ländern in Mittel- und in Südamerika aus. Aktuelle Karten stellen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zur Verfügung.

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Prinzipiell für Europa keine Epidemiegefahr

Eine epidemische Ausbreitung bis in den europäischen Raum ist nach Ansicht des Auswärtigen Amtes aber nicht zu erwarten. Denn das Zika-Virus wird üblicherweise nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Diese Angabe gilt jedoch mit gewissen Einschränkungen.

So wurden laut RKI auch vereinzelte Fälle einer sexuellen Übertragung berichtet. Genetisches Material von Zika-Viren wurde zudem im Urin und auch im Speichel von symptomatischen Patienten nachgewiesen. Ob die Zika-Viren durch Urin und Speichel übertragen werden können – und wenn ja, welche Rolle das für das aktuelle Ausbruchsgeschehen spielt – ist laut RKI noch nicht bekannt. Noch unbekannt ist damit auch, inwieweit sich daraus Konsequenzen für die Zahnarztpraxis ergeben können.

Interessant ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass Zika-Virus-Infektionen gelegentlich durchaus auch hierzulande beobachtet worden sind: In einzelnen Fällen wurde das Virus aus betroffenen Gebieten importiert, beispielsweise 2013 von einem Reiserückkehrer aus Asien. Auch im Rahmen der aktuellen Zika-Virus-Epidemie in Süd- und in Mittelamerika hat das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin einige Zika-Virus-Infektionen bei Reiserückkehrern diagnostiziert. Dennoch wird in Deutschland insgesamt nur eine geringe Gefahr für eine Ansteckung gesehen. Theoretisch möglich wäre eine Übertragung und Infektion in Deutschland nach Angaben des Instituts durch die in Europa lebende asiatische Tigermücke oder eine andere hiesige Mückenart, die biologisch in der Lage ist, das Virus zu übertragen. Voraussetzung aber ist, dass eine dieser Mücken das Virus von einem infizierten Reiserückkehrer aus einem Epidemiegebiet aufnimmt und anschließend eine weitere Person sticht und mit dem Virus infiziert. Über diesen Infektionsweg wären insbesondere vereinzelte Übertragungen in den warmen Sommermonaten möglich.

Ebenso kann laut RKI nicht ausgeschlossen werden, dass es im Rahmen ungeschützten Geschlechtsverkehrs zu einzelnen Fällen sexueller Übertragung durch zuvor im Ausland infizierte Personen kommt.

###more### ###title### Vorsicht bei Reisen in der Schwangerschaft ###title### ###more###

Vorsicht bei Reisen in der Schwangerschaft

In Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit sowie dem RKI empfiehlt das Auswärtige Amt deshalb zurzeit Schwangeren, von vermeidbaren Reisen in Zika-Ausbruchsgebiete abzusehen, da das Risiko einer frühkindlichen Fehlbildung nicht ausgeschlossen werden kann. Zu bedenken ist dabei, dass die Infektion nicht nur, wie ursprünglich angenommen, in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten gefährlich für das werdende Kind ist. Fetale Fehlbildungen wurden – entsprechend einer Mitteilung des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin – auch bei einer Infektion im späteren Schwangerschaftsverlauf beobachtet.

Bei unvermeidbaren Reisen von Schwangeren in Risikogebiete sollte daher unbedingt auf eine ganztägige konsequente Anwendung persönlicher Schutzmaßnahmen zur Vermeidung von Mückenstichen geachtet werden. Da eine sexuelle Übertragbarkeit des Virus derzeit nicht ausgeschlossen werden kann, wird außerdem nach einer möglichen Zika-Exposition für sechs Monate zum Kondomgebrauch bei Sexualkontakten mit Schwangeren und Frauen, die schwanger werden können, geraten.

Christine VetterMerkenicher Str. 224, 50735 Köln E-mail:

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