Die Bekämpfung der Parodontitis

Strategien für mehr gesundes Zahnfleisch

„Parodontale Gesundheit für ein besseres Leben“ – mit diesem Motto plädiert die European Federation of Periodontology (EFP) für mehr Aufklärung über den Zusammenhang von PAR und Allgemeinerkrankungen. Anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums rief der Verband auf einer Pressekonferenz am 12. April in Frankfurt/M. alle Akteure im Gesundheitswesen zum Handeln auf – und betonte die Schlüsselrolle der Zahnärzte bei der PAR-Prävention.

Die internationalen wissenschaftlichen Experten der EFP stellten die Hauptfakten zur Parodontologie zusammen: Gingivitis und Parodontitis gehörten zu den in Europa  am weitesten verbreiteten Erkrankungen. Unbehandelt können diese zu Zahnverlust, zu Problemen beim Essen und Sprechen  sowie zu einer Minderung des Selbstvertrauens und der Lebensqualität führen. Immer wichtiger werde das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Parodontitis und systemischen Allgemeinerkrankungen.

Prof. Dr. Søren Jepsen, Präsident der EFP,  erläuterte, weshalb die Parodontalgesundheit eine so große Rolle spielt. Schwere  Parodontitis sei die sechsthäufigste Krankheit weltweit – rund elf Prozent der Weltbevölkerung seien betroffen. Jepsen stellte Strategien vor, mit denen die EFP die  Prävention von PAR-Erkrankungen in  Kombination mit Allgemeinerkrankungen forcieren will:

• eine Zusammenarbeit mit der Politik, Fachverbänden, der Industrie, Patientenvertretungen oder Verbraucherinstitutionen, auch auf europäischer Ebene• eine Weiterentwicklung der Aus-, Fort- und Weiterbildung und eine Unterstützung der Forschung im Bereich Parodontologie• eine Verstärkung der Kommunikation  mit Politik, den Professionen und der  Öffentlichkeit.

Jepsens Fazit: „Die Prävention von Parodontitis ist möglich. Die Krankheit kann leicht erkannt, erfolgreich therapiert und über einen längeren Zeitraum kontrolliert werden.“

Die Rolle der Zahnärzte  bei der Aufklärung

Zu den Forschungsergebnissen, die in  verschiedenen EFP-Workshops der vergangenen Jahre erarbeitet wurden, gehörten folgende Erkenntnisse:

• Weltweit leiden acht von zehn Erwachsenen über 35 Jahre unter Zahnfleischbeschwerden.• Eine Behandlung von PAR-Erkrankungen kann die jährlichen Kosten der Behandlung von  Allgemeinerkrankungen senken. Und zwar bei Typ-2-Diabetes um 40 Prozent, bei Herzerkrankungen um elf Prozent und bei Schlaganfällen um 41 Prozent.

Mit einer Kampagne unter dem Motto  „Parodontale Gesundheit für ein besseres Leben“ rief der Verband auf der Pressekonferenz zum Handeln für eine Verbesserung von Mundgesundheit, allgemeiner Gesundheit und des Gesundheitswesens auf. Parodontologen und Zahnärzte spielten dabei eine Schlüsselrolle. Sie könnten ihre Patienten dabei unterstützen, ihre Mundgesundheit zu erhalten und zu verbessern, aber auch schweren Allgemeinerkrankungen vorzubeugen, sie zu erkennen und zu behandeln. Zu diesem Zweck hatte der  Verband bereits im Jahr 2014 ein Manifest veröffentlicht (http://www.efp.org/efp-manifesto/manifesto.html). Darin werden alle Zahnärzte und Gesundheitsberufe aufgerufen, sich zu beteiligen und das Manifest zu unterzeichnen. Den 12. Mai hat die EFP zusammen mit ihren 29 Mitgliedsgesellschaften zum „Europäischen Tag der Parodontologie“ ausgerufen – mit einem Appell zur Aufklärung.

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Die Rolle der PAR bei der Gesundheitsversorgung

Prof. Dr. Ian Chapple, Birmingham, Vorsitzender des wissenschaftlichen Ausschusses der EFP, betonte, dass bei manchen Patienten eine Parodontalerkrankung ein Auslöser für eine andere chronische, nicht-übertragbare Erkrankung sein könne. Als Beispiele nannte er Nierenerkrankungen, COPD, die rheumathoide Arthritis, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deswegen werde die Prä-vention und Behandlung von PAR künftig in der Gesundheitsförderung eine so wichtige Rolle spielen. Parodontitis sei außerdem ein großer Risikofaktor für Diabetes.

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Chapple umriss weitere Fakten zur weltweiten Prävalenz von chronischen, nicht-übertragbaren Krankheiten (chronic non-communicable diseases, CNCD). So hätten 92 Prozent der älteren Erwachsenen eine CNCD, 77 Prozent litten unter zwei CNCD, 60 Prozent hätten Parodontitis.

Dr. David Cavan, Direktor für Politik und Programme bei der International Diabetes Foundation (IDF), Brüssel, erklärte, dass Diabetes international auf dem Vormarsch sei. Allein 2015 seien fünf Millionen Menschen an der Krankheit verstorben. Parodontale Entzündungen könnten zu ungünstigen Krankheitsverläufen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes beitragen. Über 90 Prozent der Diabeteserkrankungen entfielen auf Typ 2.

Cavan nannte weitere Zahlen aus Erhebungen seiner Organisation: In 2015 seien weltweit 415 Millionen Menschen (20 bis 79 Jahre) an Diabetes erkrankt gewesen, für 2040 gehe man von einer Schätzung von 642 Millionen aus. Allein in Europa waren es 59,8 Millionen in 2015, für 2040 gehe man von geschätzten 71,1 Millionen aus. Zwölf Prozent der weltweiten Gesundheitskosten würden für die Behandlung von Diabetes aufgewendet,  das entspreche einer Summe von 673  Milliarden Dollar.

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„Die Aufklärung hat trotz aller Bemühungen noch nicht flächendeckend stattgefunden“, erklärte Prof. Dr. Peter Eickholz, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG Paro). „Wir müssen bereits an den Hoch-schulen lehren, welche Zusammenhänge zwischen dem Diabetes und einer Parodontalerkrankung bestehen beziehungsweise wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Dasselbe gilt natürlich auch für die kardiovaskulären sowie für andere systemische Erkrankungen.“

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