Hohe Zinskosten

Karten neu mischen!

Michael Vetter
Zinsen für Kredite sind das eine – hohe Kosten für Kontokorrent-Überziehungen das andere. Gerade letztere können sich auf Dauer zu einer hübschen Summe addieren. Das muss nicht sein: Praxisinhaber sollten sich rechtzeitig bei der Bank erkundigen, wie Details von Kreditzahlungen neu geregelt werden könnten. Die Institute haben dabei meist mehr Möglichkeiten als man denkt. Ein Fallbeispiel.

In den vergangenen Jahren hatte Zahnarzt Uwe E. ein regelmäßiges Wachstum sowohl im Umsatz als auch beim Ertrag, so dass ihm die jährliche Zins- und Tilgungsbelastung seiner Kreditkonten von insgesamt 13.000 Euro nicht schwer fiel. Kritische Anmerkungen seines Steuerberaters hinsichtlich der Dynamik der Zinsraten „überhörte“ er, da er an seiner weiteren Zahlungsfähigkeit keinen Zweifel hatte.

Mittlerweile hat sich die Situation jedoch komplett geändert. So machte der Steuer-berater E. deutlich, dass dieser vor vier Jahren an Zinsen „nur“ 7.000 Euro zahlen musste, während die heutige Belastung fast 12.000 Euro beträgt. Dies liegt vor allem an seinem teuren Kontokorrentkredit, dessen derzeitiger Zinssatz neun Prozent im Jahr beträgt. Hinzu kommen die Kosten für weitere fünf verschiedene Darlehen, die E. zur Erweiterung seiner Praxis benötigte.

Bei Umsatz- und Ertragsrückgängen bestünde die Gefahr eines Liquiditätsproblems, so der Steuerberater. Konkret hieße das für E., dass er in spätestens einem Jahr nicht mehr in der Lage sein wird, Monat für Monat die nötigen über 1.200 Euro an Zins- und Tilgungsraten für die Darlehen an seine Bank zu zahlen.

Daher hat sich E. entschlossen, mit seiner Bank zu sprechen, um seine Kredite neu zu ordnen. Das gilt sowohl für den Kontokorrentkredit als auch für seine fünf Darlehen. Drei davon müssten ohnehin innerhalb der nächsten Monate verlängert werden. Weitere zwei Darlehen laufen bis zum Ablauf der nächsten Zinsbindung zwar noch zwei und drei Jahre, auf Grund der relativ geringen Zins- und Tilgungsbelastung von rund 600 Euro im Monat macht sich E. hier aber keine großen Sorgen. Wichtiger sind ihm die anderen Darlehen und der Kontokorrentkredit. Nach Rücksprache mit seinem Steuerberater hat E. sein Anliegen vorab seiner Bank mit der Bitte zugeleitet, diese zu prüfen und entsprechend zu beurteilen. Die Bank macht E. folgendes Angebot: Während er mit der Kulanz der Bank zu den lediglich zu verlängernden Darlehen einverstanden ist – dies bringt E. bei gleichbleibender Höhe der Tilgungsraten eine Kostenersparnis von 300 Euro im Monat – hat er bei einem anderen Punkt dagegen etwas Bauchschmerzen: Seine Bank ist nur bereit, ihm bei den Darlehen im Zinssatz entgegenzukommen, wenn er seinen Kontokorrentkredit gleichzeitig von bisher 40.000 Euro auf zukünftig nur noch 15.000 Euro reduziert. Die Differenz von 25.000 Euro soll laut Bank dann ebenfalls in einem Darlehen weitergeführt werden. Die Gesamtbelastung würde sich durch den weitaus niedrigeren Darlehenszinssatz weiter verringern. Das gilt selbst dann, wenn die Tilgungsraten erhöht würden, um die Entschuldung von E. schneller herbeizuführen als bisher.

Hierfür allerdings möchte die Bank als zusätzliche Sicherheit eine Bürgschaft der Ehefrau von E. Im Ergebnis wären E. und seine Frau aber gut beraten, das Angebot der Bank im Ganzen zu akzeptieren. Auch die bereitzustellende Bürgschaft in Höhe von 30.000 Euro wäre hinnehmbar, da sie ausdrücklich und ausschließlich dem neuen Darlehen zugeordnet würde und zeitlich befristet wäre. Bei vollständiger Rückzahlung dieses Darlehens, dazu hat sich die Bank bereits mündlich verpflichtet, fiele die Bürgschaft quasi automatisch an E. zurück. Dies würde auch in den Kreditvertrag aufgenommen werden.

Michael Vetter, Fachjournalist für Finanzenvetter-finanz@t-online.de

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.