Praxisgestaltung

Richten Sie Ihre Praxis mit Kinderaugen ein!

Das ist der Tipp von Dr. Anne Lauenstein und Gehane El Chafei. Sie haben eine Kinderzahnarztpraxis in Beckum und wissen, worauf man achten muss, damit die Kinder gerne kommen und der Behandler erfolgreich arbeiten kann.

Kinderzahnheilkunde sollte von eigens dafür ausgebildeten Zahnärzten und zahnärztlichem Personal durchgeführt werden (Behrendt et al. 2009). Idealerweise gibt es für die Kinderbehandlungen eigene – für Rollstühle und Kinderwagen – barrierefreie Räumlichkeiten, am besten im Erdgeschoss. Als Praxisstandort besticht eine verkehrsgünstige Lage mit Anschluss zu öffentlichen Verkehrsmitteln und im optimalen Fall in unmittelbarer Nähe von Schulen und Kindergärten (Einwag et al. 2008, Behrendt et al. 2009). Eine Parkmöglichkeit ist wichtig für Eltern mit behinderten Kindern oder mit Kinderwagen.

Bei der Ausstattung der Räumlichkeiten haben Sie mannigfache Möglichkeiten, um eine Kombination aus kindgerechter Wohlfühllandschaft und hygienetauglicher Praxiseinrichtung zu schaffen (Beckers-Lingener 2011, Einwag et al. 2008). Im Sinne der Corporate Identity (CI) empfiehlt es sich, eine Kinderzahnarztpraxis „mit Kinderaugen“ einzurichten und baulich zu gestalten. Bereits der Empfangsbereich sollte für das Kind einladend aussehen. Auf typisches steriles Praxismobiliar sollten Sie an dieser Stelle bewusst verzichten, da dies für ein Kind – insbesondere mit eventuell bereits schlechten Erfahrungen beim Zahnarzt – beängstigend wirken könnte.

Schaffen Sie sich Fische an!

Bei der Einrichtung und Gestaltung einer Kinderzahnarztpraxis bietet sich ein Motto oder Thema an, das sich in dem Praxislogo, Praxisnamen, der Einrichtung und der farblichen Gestaltung der Praxisräumlichkeiten, widerspiegelt. Dies führt zu einer Gesamtheit und bringt Ruhe und Ordnung in die Praxis. Behalten Sie dabei die gewünschte Zielgruppe für die Praxis im Blick: Jugendliche identifizieren sich wahscheinlich weniger mit Teddys oder Luftballons als kleinere Kinder.

Der Wartebereich darf zum Spielen und Toben einladen. Dies hat mehrere Vorteile: Die Kinder können sich vorher austoben und die Spiele lenken vor der eigentlichen zahnärztlichen Behandlung ab. Darüber hinaus können Wartezeiten beim Spielen mit anderen Kindern überbrückt werden. Optimalerweise sollten neben Spielmöglichkeiten ebenfalls Rückzugsmöglichkeiten und Platz zur Entspannung angeboten werden. Wie wäre es mit einem Aquarium?

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In einer spezialisierten Kinderzahnarztpraxis sind Behandlungen unter Allgemeinanästhesie häufig unumgänglich (Hagemann et al. 2006). Diese Eingriffe finden am Besten in eigenen Räume mit Aufwachmöglichkeiten statt. Wichtig ist, dass die „OP-Räumlichkeiten“ barrierefrei erreichbar sind. Es bietet sich an, diese Eingriffsräume in die Nähe eines Praxisausgangs zu legen, damit die Behandlungen ungestört vollzogen und die Eltern die Praxis nach der Aufwachphase auf direktem Weg verlassen können.

Ein Behandlungszimmer für Kinder sollte nicht so ausehen wie das für Erwachsene, weil vieles für Kinder angsteinflößend wirkt. Das heißt: Nehmen Sie vom sterilen weißen Farbton oder von den in Zahnarztpraxen häufig gebräuchlichen „Apfelgrüns“ in Kinderbehandlungsräumen Abstand.

###more### ###title### Und verzichten Sie auf die „Apfelgrüns“ ... ###title### ###more###

Und verzichten Sie auf die „Apfelgrüns“ ...

Stattdessen können Sie warme Farben und Töne verwenden (Einwag et al. 2008). Wecken Sie das Interesse der Kinder auch durch die Einrichtung und Accessoires, denn dadurch steigt die Chance, dass sie den Behandlungsraum gerne betreten (Beckers-Lingener 2011). Bewährt haben sich sogenannte Pedoliegen aufgrund des kindgerechten Designs und der kleineren Größe an sich. Noch dazu laden sie das Kind mit einer kleinen Treppe zum Hinaufsteigen ein. Die zahnärztlichen Instrumente (Turbine, Zahnsteingerät, Winkelstück etc.) und das Tray können, nachdem das Kind die Liegeposition eingenommen hat, bequem aus dem Stuhlkorpus heraus geschwenkt werden.

Für den Erfolg der zahnärztlichen Behandlung von Kleinkindern ist eine strukturierte Vorgehensweise essenziell. Zu Beginn sollte ein umfangreicher Sanierungsplan erstellt und mit den Eltern im Vorfeld besprochen werden, damit das wertvolle Zeitfenster, in dem das Kind kooperativ und aufmerksam ist, nicht während der Behandlungssitzung „verschwendet“ wird. Aussagekräftige Röntgenbilder sind dafür obligat. Des Weiteren muss im Vorfeld Klarheit darüber herrschen, ob nach einer Pulpotomie Stahlkronen inseriert oder ob auf Elternwunsch sehr hochwertig, ästhetische Vollzirkonkronen eingegliedert werden, damit im Anschluss an die Behandlung Kind oder Eltern nicht entäuscht sind.

Nach gründlicher Kosten-Nutzen-Abschätzung andersartiger Restaurationen im Milchgebiss, der sogenannten „Wunschleistungen“, bedarf es im Vorfeld der Behandlung unbedingt einer Kostenaufklärung und des Einverständnisses der Erziehungsberechtigten. Wir empfehlen den Eltern eine Anwesenheit im Behandlungszimmer, fordern sie allerdings zu einem eher ruhigen Verhalten auf, damit die Aufmerksamkeit des Kindes auf den Behandler und nicht etwa auf das Zureden des Elternteils gelenkt wird. Nur so kann eine gezielte Verhaltensführung gelingen (Marcum et al. 1995, ASDCJ 1972).

Die Kinderbehandlung zielt auf Quadrantensanierungen ab, das bedeutet, es wird in einer Sitzung ein kompletter Quadrant systematisch behandelt. Ratsam ist, mit dem Quadranten, der die kleinsten kariösen Läsionen aufweist, zu beginnen.

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Schmerzausschaltung ist das A und O

Die Behandlung wird zusätzlich erleichtert, wenn im Oberkiefer mit der Infiltration anstatt im Unterkiefer mit der Leitungsanästhesie begonnen wird (Koch Poulsen 2009). Eine lokale Schmerzausschaltung ist ein Hauptkriterium für eine erfolgreiche Kinderbehandlung (Nakai et al. 2000).

Zur technischen Ausstattung einer modernen Kinderbehandlung gehören Kinderkronen (Randall et al. 200), Hämostyptika (E-III-Sulfat), Wundverbandmaterialein (ZOE / MTA), Füllungsmaterialien – vorzugsweise ein Kompomer (Splieth Santamaria 2014) und ein Set festsitzende Platzhalter. Bisskeile aus Silikon zur Unterstützung der Mundöffnung, kleine bunte Saugkanülen, ein schmackhaftes Oberflächenanästhetikum und Kofferdamspanngummis in bunten Farben sind hilfreich.

Recht erfolgreich und bekannt in der Verhaltensführung von Kindern ist die „tell, show, do“-Technik (Eaton et al. 2005, Machen 1984). Sie gestaltet sich allerdings bei einer gleichzeitigen Videoablenkung aufgrund des häufig tranceähnlichen Zustandes des Kindes während des Films als schwierig.

Aktive Verhaltensführungen können eher in schlichteren, ruhigeren Räumlichkeiten zum Einsatz kommen, ebenso das Erzählen von „Traum- oder Trancegeschichten“. Die Behandlung eines Kleinkindes sollte nicht länger als 20 Minuten andauern und mit einer Belohnung – dem Alter des Kindes entsprechend – abschließen.

Fazit: Die zahnärztliche Behandlung von Kindern kann durch ein kindgerechtes Umfeld positiv beeinflusst werden. Selbst wenn keine eigens dafür errichtete Kinderzahnarztpraxis existiert, kann durch einen kinderfreundlichen Behandlungsraum mit wenigen Accessoires und Hilfsmitteln eine geeignete Behandlungsatmosphäre ent- stehen.

Die exakte Diagnosestellung, eine nachvollziehbare Planung vor der Behandlung und ein kinderzahnheilkundliches Instrumentarium sind jedoch für den Erfolg der Kinderbehandlung essenziell. Daneben sollte der Zahnarzt kleinere Praktiken der Verhaltensführung beherrschen.

Dr. med. dent. Anne Lauenstein MSc Gehane El Chafei MSc, Praxis MilchzahnsafariAm Tuttenbrocksee 5, 59269 Beckum, E-mail:,www.milchzahnsafari.de

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