Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten

Auch in Zukunft in den Top 5

Sebastian Ziller
Bis Februar heißt es für viele Mädels und einige Jungs wieder: Pauken für die Zwischenprüfung! Die Verwandlung vom unbedarften Schüler zum kompetenten Mitarbeiter geschieht meist nicht über Nacht. Welches Potenzial die Ausbildung hat und wie der Zahnarzt seine angehenden ZFA bestmöglich unterstützt, schildert Dr. Sebastian Ziller von der Bundeszahnärztekammer.

Was verdient man in der Lehre?

Wie die aktuelle Auswertung tariflicher Ausbildungsvergütungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) ergeben hat, lagen die Vergütungen 2016 in Deutschland im Gesamtdurchschnitt bei 854 Euro pro Monat und erhöhten sich damit um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ermittelt wurden die durchschnittlichen Vergütungen für 181 Berufe in West- und 151 Berufe in Ostdeutschland, wobei auch gesamtdeutsche Durchschnittswerte berechnet wurden.

Angehende ZFA verdienen danach rund 793 Euro im Monat, gemittelt über drei Ausbildungsjahre. Die Azubis liegen damit im Ranking der Ausbildungsvergütungen im Mittelfeld noch vor den Medizinischen Fachangestellten (MFA) mit 773 Euro pro Monat..

Wohin geht der Trend? Gibt es Unterschiede zwischen Ost und West?

Wie das BIBB mitteilt, wurden aufgrund der guten Wirtschaftslage in Deutschland sowie der zunehmenden Schwierigkeiten vieler Betriebe, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen, die Ausbildungsvergütungen in den vergangenen Jahren deutlich angehoben. In Westdeutschland betrugen die jährlichen Steigerungsraten von 2012 bis 2014 jeweils über vier Prozent. Zwischen 2015 und 2016 gingen sie allerdings etwas zurück und lagen unter vier Prozent. Dagegen stiegen in Ostdeutschland die tariflichen Vergütungen bereits seit 2011 durchgängig um über vier Prozent pro Jahr an (Grafik 1).

Eine Übersicht über die Vergütungsdurchschnitte für 2016 können Sie auf der Webseite des BIBB unter www.bibb.de/ ausbildungsverguetung abrufen.

Wer bewirbt sich als Azubi beim Zahnarzt?

Jährlich berichten das Statistische Bundesamt und das Bundesinstitut für Berufsbildung, welche Ausbildungsberufe am häufigsten angetreten werden. Dabei zeigen sich erhebliche geschlechterspezifische Unterschiede: Bei den Jungen schafft es 2015 kein Ausbildungsberuf der Freien Berufe unter die ersten 20.

Bei den jungen Frauen sieht dies erwartungsgemäß anders aus: Die MFA kommt auf Platz zwei, die ZFA auf Platz fünf, die Steuerfachangestellte auf Platz zwölf, die Rechtsanwaltsfachangestellte auf Platz 14, die Tiermedizinische Fachangestellte auf Platz 18. Auch bei ausländischen jungen Frauen sind Freiberufler nachgefragte Ausbilder: Die ZFA ist hier klar die Nummer eins, die MFA liegt auf Platz zwei.

Rang

Kauffrau im Büromanagement

1

Medizinische Fachangestellte

2

Verkäuferin

3

Kauffrau im Einzelhandel

4

Zahnmedizinische Fachangestellte

5

Industriekauffrau

6

Friseurin

7

Hotelfachfrau

8

Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk

9

Bankkauffrau

10

Tabelle 1. Quelle: Statistisches Bundesamt

Die ZFA-Ausbildung unter jungen Frauen zählt seit Jahren zu den Top 10 der beliebtesten Ausbildungsberufe (Tabelle 1).

Wieviele Praxen bilden aus?

Rund 42 Prozent der Zahnarztpraxen bilden derzeit aus. Die Anzahl der Auszubildenden an allen abhängig Beschäftigten in Deutschland, die sogenannte Ausbildungsquote, liegt in Zahnarztpraxen bei rund zehn Prozent. Bezogen auf alle Ausbildungsbereiche wurden in Zahnarztpraxen knapp über zwei Prozent neue Ausbildungsverträge abgeschlossen.

Diese Zahlen veranschaulichen eindrucksvoll, dass die Zahnärzte nach wie vor ein wichtiger Arbeitsplatzgarant und Motor der beruflichen Ausbildung in Deutschland sind. Letzteres belegen auch die aktuellen Ausbildungszahlen zur ZFA aus 2016.

Schlägt sich diese Beliebtheit auch in den Ausbildungszahlen nieder?

Im Vergleich zu 2015 beginnen im Jahr 2016 zum Stichtag 30. September gut vier Prozent mehr Frauen und Männer eine Lehre zur ZFA. Mit bundesweit rund 13.000 neuen Ausbildungsverträgen ist das die höchste Azubi-Zahl seit über zehn Jahren. Damit stabilisiert sich das in den Jahren 2010 bis 2015 erreichte Niveau von neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für ZFA erfreulicherweise auch im Jahr 2016 (Grafik 2).

Konkret wurden zum 30. September 2016 insgesamt 12.993 Ausbildungsverträge für ZFA neu abgeschlossen (alte Bundesländer: 11.540; neue Bundesländer: 1.453). Gegenüber dem Vorjahr nahmen die Ausbildungszahlen damit im Durchschnitt um 4,1 Prozent zu (alte Bundesländer: +3,83 Prozent; neue Bundesländer: +6,68 Prozent). Insgesamt wurde das seit zehn Jahren anhaltende Niveau der Zahl von neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für ZFA 2016 nochmals gesteigert (Grafik 2).

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Gibt es überall Zuwächse?

Die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge variieren in den einzelnen Kammerbereichen um den Gesamtdurchschnitt. Stabile Werte bei den neuen Ausbildungsverhältnissen finden sich unter anderem in Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Schleswig-Holstein. Deutliche Zugewinne gibt es etwa im Saarland, in Sachsen-Anhalt, Bremen, Brandenburg, Niedersachsen und in Bayern. Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern haben hingegen Verluste zu verzeichnen (Tabelle 2).

2015 (N)

2016 (N)

prozentuale Veränderung zum Vorjahr(%)

Bundesländer (Kammerbereiche)

Baden-Württemberg

1 821

1 827

0,33

Freiburg

423

404

-4,49

Karlsruhe

379

435

14,78

Stuttgart

699

685

-2

Tübingen

320

303

-5,31

Bayern

2 659

2 928

10,12

Berlin

576

612

6,25

Brandenburg

140

160

14,29

Bremen

134

155

15,67

Hamburg

348

359

3,16

Hessen

994

1 010

1,61

Mecklenburg-Vorp.

106

99

-6,6

Niedersachsen

1218

1 358

11,49

Nordrhein-Westfalen

2778

2.745

-1,19

Nordrhein

1 615

1 606

-0,56

Westfalen-Lippe

1 163

1 139

-2,06

Rheinland-Pfalz

589

558

-5,26

Koblenz

199

184

-7,54

Pfalz

209

186

-11

Rheinhessen

108

100

-7,41

 

Trier

73

88

20,55

Saarland

97

122

25,77

Sachsen

289

294

1,73

Sachsen-Anhalt

110

137

24,55

Schleswig-Holstein

476

478

0,42

Thüringen

141

151

7,09

Gesamt

12 381

12 993

+ 4.14

Tabelle 2. Quelle: (Landes- und Bezirks-)Zahnärztekammern. Berechnungen BZÄK

Wie kommt es, dass die Praxen so große Probleme haben, offene Stellen zu besetzen?

Bundesweit gibt es jährlich weit über 800.000 Schulabgänger, wobei die Akademisierungsquote bekanntlich hoch ist. Das ist politisch so gewollt, aber kurzsichtig. Viele Schulabgänger von heute wissen nicht, dass eine duale Ausbildung ebenfalls Karrierechancen und oftmals einen besseren Berufseinstieg bietet. Jeder dritte Ausbildungsplatz kann deshalb derzeit nicht besetzt werden, in den neuen Bundesländern sogar jeder zweite.

Und noch ein Punkt spielt eine Rolle, bei der Azubi-Gewinnung: Die DGB-Ausbildungsreporte – sicherlich nicht 100-prozentig repräsentativ – zeigen seit Jahren eine konstant schlechte Bewertung der Ausbildungsberufe Koch, Hotelfachleute, Fachverkäufer/innen im Lebensmittelhandwerk und eben auch Zahnmedizinische Fachangestellte, durch die Auszubildenden selbst, weil die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen nicht optimal sind. Im letzten Report aus dem Herbst 2016 landete die ZFA auf Platz 21 von 25. Dabei wird der Beruf insbesondere unter den Aspekten „Korrekte Behandlung durch Ausbilder/innen“ und „Zufriedenheit mit der Ausbildung insgesamt“, aber auch bei „Ausbildungszeiten und Überstunden“ sowie dem „Wunsch, nach der Ausbildung weiter im erlernten Beruf tätig zu sein“, kritisch reflektiert. Nicht erfüllte Erwartungen der an der Ausbildung Beteiligten sind eine weitere Ursache von Problemen in der Ausbildung. Hier bedarf es deutlich größerer Anstrengungen seitens der Betriebe für gute Ausbildungsbedingungen, denn die Attraktivität des gesamten ZFA- Berufsbildes leidet in der Außenwahrnehmung, obwohl wir bei jungen Menschen mit wohnortnaher Ausbildung sowie den Aufstiegschancen und Fortbildungsmöglichkeiten punkten könnten.

Wie reagiert die BZÄK auf die Misstöne?

Die BZÄK hat das Thema Aus- und Fortbildung des zahnärztlichen Praxispersonals im Jahr 2016 auf verschiedenen Ebenen mehrfach erörtert. Extrakt dieser Arbeit ist das im September publizierte Memorandum „Die Aus- und Fortbildung des zahnärztlichen Praxispersonals in Deutschland“ (siehe Kasten). Hier werden zu den drei Bereichen Ausbildung, Fortbildung und Delegation von zahnärztlichen Leistungen konkrete Vorschläge formuliert, damit der Arbeitsplatz Zahnarztpraxis weiterhin attraktiv bleibt.

Wie findet der Zahnarzt denn gutes Personal?

Ein wesentlicher Aspekt, um motivierte und leistungsbereite Mitarbeiter zu gewinnen, sind die Karrierechancen. Durch das Kammersystem wird der gesamte Qualifikationsbereich der ZFA gestärkt. ZFA können sich zur Zahnmedizinischen Prophylaxe-, Fach- oder Verwaltungsassistenten (ZMP, ZMF, ZMV) bis zur Dentalhygienikerinnen (DH) fortbilden und so Schritt halten mit den zahnmedizinischen und -technischen Entwicklungen in den Praxen. Dies wird durch die von den (Landes-)Zahnärztekammern und ihren Fortbildungsinstituten angebotenen Aufstiegsfortbildungen unterstützt.

2015 wurden laut Statistischem Jahrbuch der BZÄK insgesamt 705 erfolgreiche Prüfungen zur ZMP, 564 zur ZMV, 293 zur ZMF und 114 zur DH abgelegt. Im Zeitverlauf ist zu erkennen, dass sich insbesondere die Fortbildung zur ZMP zunehmender Beliebtheit erfreut. Insgesamt ist die Zahl der erfolgreich abgelegten Prüfungen auf hohem Niveau stabil.

Was kann er tun, damit sich seine Azubis im Job wohlfühlen?

Freude an der Arbeit und vor allem Wertschätzung für die erbrachte Leistung sind für junge Leute heute entscheidende Kriterien bei der Berufswahl. So steht es zumindest im DGB-Ausbildungsreport 2016. Sie wollen sich sozial engagieren und vor allem Menschen helfen. Es folgen familienfreundliche Arbeitszeitmodelle, ein gutes Verhältnis des Chefs zu den Mitarbeitern und auch untereinander, die Sicherheit des Arbeitsplatzes und – nicht zu vergessen – eine faire Bezahlung.

Hier bieten die (Landes)Zahnärztekammern Unterstützung an: Sie beraten ausbildungswillige Praxen etwa bei der Vertragsgestaltung, bei Ausbildungsinhalten, arbeitsrechtlichen Fragen, der schulischen Ausbildung oder Prüfungsangelegenheiten. Melden Sie sich bei „ihren“ Kammern, wenn sie Fragen haben. Die zuständigen Stellen werden auch weiterhin mithilfe von Broschüren und Flyern so wie an Tagen der offenen Tür in Schulen und auf Berufsbildungsmessen präsent sein, um junge Menschen für unsere Praxen zu werben.

Trotz all dieser Aktivitäten gilt mit Blick auf die Ausbildung immer noch, Werbung für den Beruf kann langfristig nur erfolgreich sein, wenn der Beruf Freude bereitet. Bester Multiplikator für die Werbung zum Beruf ZFA bleibt also die Zahnarztpraxis selbst!

Dr. Sebastian Ziller MPH, Leiter der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung der BZÄKChausseestr. 13, 10115 Berlin

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