DGB-Ausbildungsreport 2017

Die 5 größten Probleme der Azubis

Überstunden, kein Ausbildungsplan, ausbildungsfremde Tätigkeiten: Der DGB-Ausbildungsreport 2017 zeigt, wo es bei der Lehre in den Betrieben hakt – und benennt damit auch die fünf größten Probleme bei der ZFA-Ausbildung.
  • Problem 1: Führen des Berichtshefts
    Mehr als die Hälfte der angehenden ZFA (53,1 Prozent) geben an, dass sie „nie“ während der Ausbildungszeit das Berichtsheft führen. Ähnlich desolat sieht es bei Fachverkäufern im Lebensmittelhandwerk (52,6 Prozent), bei Verkäufern (54 Prozent) sowie bei den MFA (51,9 Prozent) aus. Bei den künftigen Bankkaufleuten sind es dagegen nur 3,7 Prozent, bei den Fachinformatikern 5,1 Prozent.Hintergrund: Der Arbeitgeber muss den Azubis in ihrer Arbeitszeit die Möglichkeit geben, das Berichtsheft zu führen, weil es integraler Bestandteil der Ausbildung ist. Trotz dieser eindeutigen Regelung gab über ein Drittel der Auszubildenden an, ihren Ausbildungsnachweis „nie“ während der Ausbildungszeit zu führen, weitere 8,1 Prozent machen dies nur „selten“. Zwischen den einzelnen Berufen sind hier (siehe oben) starke Unterschiede festzustellen.

  • Problem 2: Überstunden
    Nur jeweils knapp die Hälfte der Zahnmedizinischen Fachangestellten (43,7 Prozent), der angehenden Friseure (45 Prozent) sowie der Medizinischen Fachangestellten (49,3 Prozent) gab an, einen Ausgleich für geleistete Überstunden zu erhalten. Dagegen ist der Ausgleich von Überstunden in anderen Ausbildungsberufen gängige Praxis: So bekommen jeweils mehr als vier Fünftel der angehenden Mechatroniker (83,2 Prozent), Zerspanungsmechaniker (82,6 Prozent) und Industriekaufleute (82,8 Prozent) ihre Überstunden entweder in Form eines Freizeitausgleichs oder finanziell vergütet. Auch die Fachinformatiker (82 Prozent), Bankkaufleute (80,9 Prozent) und Industriemechaniker (80,7 Prozent) sind hier in der Spitzengruppe vertreten.Hintergrund: Oft regeln Betriebsvereinbarungen beziehungsweise Dienstvereinbarungen, wie mit dem Ausgleich von Überstunden umgegangen werden soll. Wo solche Vereinbarungen fehlen, scheuen sich Auszubildende häufig, den Ausbilder darauf anzusprechen. Hinzu kommt, dass Überstunden in einigen Berufen als „normal“ angesehen werden und dies dann auch für Auszubildende gilt.

  • Problem 3: Über- oder Unterforderung
    Am häufigsten überfordert fühlen sich in der Ausbildung mit 19,5 Prozent die ZFA, der höchste Anteil einer Unterforderung entfällt auf die Kaufleute im Einzelhandel (18,2 Prozent).Viele Auszubildende, die sich weder unter- noch überfordert sehen, finden sich bei den angehenden Mechatronikern (86,9 Prozent), Zerspanungsmechanikern (86,1 Prozent), Industriemechanikern (83,5 Prozent) sowie Bank- und Industriekaufleuten (84,7 beziehungsweise 84 Prozent). Unter den Auszubildenden, die „unzufrieden“ oder „sehr unzufrieden“ sind, sinkt der Anteil derer, die sich weder unter- noch überfordert fühlen, auf 43,3 Prozent. 24,9 Prozent klagen über eine Überforderung und 31,9 Prozent über eine Unterforderung.Hintergrund: Eine mögliche Über- oder Unterforderung kann ebenfalls Einfluss auf die Ausbildungszufriedenheit haben. Unter den Azubis, die insgesamt „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ sind, fühlen sich 86,1 Prozent weder unter- noch überfordert. Am wenigsten zufrieden waren die Friseure (67,9 Prozent) und die Zahnmedizinischen Fachangestellten (69,1 Prozent).

  • Problem 4: Abschalten in der Freizeit
    Mit (43,7 Prozent) haben angehende ZFA überdurchschnittlich häufig Probleme, in ihrer Freizeit abzuschalten. Bei den Friseuren sagt dies sogar fast jeder Zweite (47,1 Prozent). Dagegen klagt von den Mechatronikern (8,8 Prozent), Industriekaufleuten (9,7 Prozent) und Industriemechanikern (10,9 Prozent) nur etwa jeder Zehnte, dass er „immer“ oder „häufig“ Probleme bei der Erholung hat.

  • Problem 5: Ausbildung im Traumjob
    Nur knapp jeder Fünfte unter den Zahnmedizinischen Fachangestellten (19,1 Prozent) und Verkäufern (19,9 Prozent) gab an, eine Ausbildung im Wunschberuf zu absolvieren.Hintergrund: Jungen Männern (35,7 Prozent) gelingt es anscheinend häufiger, in ihrem Wunschberuf unterzukommen als jungen Frauen (29,5 Prozent). Für diese stellt ihr aktueller Ausbildungsberuf viel häufiger eine Alternative, die sie eigentlich nicht geplant hatten (25,4 Prozent bei den weiblichen gegenüber 17,2 Prozent bei den männlichen Auszubildenden), oder sogar eine Notlösung (7,2 Prozent gegenüber 6,4 Prozent) dar.Demzufolge ergreifen junge Frauen in der dualen Ausbildung überdurchschnittlich häufig Ausbildungsberufe, die nicht unbedingt ihren ursprünglichen Interessen entsprechen. Dies zeigt sich nicht zuletzt auch darin, dass viele der Ausbildungsberufe, die bei jungen Frauen vermeintlich beliebt sind, von den Befragten gar nicht als Wunschberuf bezeichnet werden. So gaben nur 5,9 Prozent der angehenden Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk an, eine Ausbildung im Wunschberuf zu absolvieren. ck

Der Ausbildungsreport 2017 der DGB Jugend erscheint zum zwölften Mal, dieses Jahr mit dem Schwerpunkt „Qualität der Berufsschule“. An der repräsentativen Befragung haben sich 12.191 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 häufigsten Ausbildungsberufen beteiligt.

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