HDZ-Lepra-Hilfe

„Die Unterstützung muss weitergehen!“

Yvonne Schubert
Am 28. Januar ist Welt-Lepra-Tag – noch immer leiden laut der Weltgesundheitsorganisation WHO Menschen in 91 Ländern unter dieser Krankheit. Mit vielen Projekten kämpft die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ) gegen das Leid der Kranken. Weil die Unterstützung für Auslandsprojekte zurückgeht, appelliert der stellvertretende HDZ-Vorsitzende Dr. Klaus Winter an die Spendenbereitschaft hierzulande.

Während die Menschen in Deutschland die Krankheit nicht mehr fürchten müssen, ist die heimtückische Infektion anderswo noch immer präsent. Im Jahr 2016 registrierte die WHO 216.108 Neuerkrankungen – am schlimmsten betroffen sind Länder in Südostasien und Südamerika. Armut, Unterernährung, ein schlechter Allgemeinzustand sowie mangelnde Hygiene und der fehlende Zugang zu ärztlicher Versorgung sind die Hauptursachen. 

Ohne die „Hilfe von außen“ hätte sich in den vergangenen Jahren nicht viel verändert, ist Winter überzeugt. „Es reicht nicht aus, die an Lepra erkrankten Menschen medizinisch zu heilen, solange die Krankheit ihr Stigma behält. Daher kämpft das HDZ auch gegen die Ausgrenzung dieser Menschen.“ Die Spenden fließen außer in Projekte zur Behandlung von Erkrankten auch in Vorhaben, die in die Ausbildung von Gesundheitshelfern investieren, in Mittel für den Transport oder in Forschungsmaßnahmen. Von Januar bis Oktober 2018 investierte das HDZ 51.760 Euro in Lepra-Pojekte (Näheres siehe Jahresbericht des HDZ auf der Internetseite).

So groß die Freude über den erfolgreichen Verlauf der Arbeit ist: Winter sorgt sich über die generell nachlassende Spendenbereitschaft für Auslandsprojekte. „Viele Menschen sind der Auffassung, dass es dringender ist, die Not erst einmal vor der eigenen Haustür zu lindern“, sagt er, „was natürlich verständlich ist. Ich kann daher nicht oft genug an meine Unterstützer appellieren, die Lepra-Kranken in der Welt nicht zu vergessen“. Dass die Spenden des HDZ genau da ankommen, wo sie gebraucht werden, zeigen die folgenden Beispiele:

Indien – Lepra als Strafe der Götter

Wen die Lepra gezeichnet hat, der gilt in Indien als unberührbar und wird gemieden „wie die Pest“ – ein Großteil der Bevölkerung sieht die Krankheit nach wie vor als eine Strafe der Götter an, die der Erkrankte durch schlechtes Karma verdient habe. Meist fristen die Betroffenen ein erbärmliches Dasein auf der Straße oder in Lepra-Kolonien. Das HDZ unterstützt daher unter anderem das „Bombay Lepros Project“ (BLP) in Mumbai. Erst kürzlich erhielt Winter ein Dankesschreiben aus Indien: „Wir sind fest davon überzeugt, dass viele Leprahilfe-Aktivitäten, die gemeinsam mit dem HDZ durchgeführt worden sind, ohne Ihre konsequente Unterstützung nicht möglich gewesen wären“, schreibt Dr. V. V. Pai, Director des BLP. Beigefügt war der aktuelle Jahresreport, woraus hervorgeht, dass gerade auch die Patientenbetreuung von den Zuwendungen aus Deutschland profitierte und Präventionsprogramme sowie die Forschungsarbeit und Ausbildung von medizinischem Personal vorangetrieben werden konnten.

Ähnlich erfolgreich läuft ein anderes HDZ-Projekt in Indien: die Leprosy Clinic von Dr. Rémy Rousselot in Bhubaneswar. Rousselot, der in Düsseldorf hospitiert hat, führt an der Klinik ein chirurgisches Lepra-Zentrum mit 55 Betten und operiert jeden Monat 50 Patienten, hauptsächlich aus den großen Lepra-Kolonien von Cuttak und Bhunaneswar. Obwohl die Kosten für Nahrung und Elektrizität stark gestiegen sind, wurden auch in diesem Jahr die Kosten für einen Lepra-Patienten mit 4,55 Euro pro Tag gehalten. 

Madagaskar – ausgegrenzt wegen kranker Eltern

Ebenfalls auf Hilfe angewiesen: das Lepra-Centrum Nagpur in Zentralindien. Die HDZ-Spenden kommen hier einem Ausbildungsprogramm zur Früherkennung der Lepra zugute. 2.000 Gesundheitshelfer wurden bereits geschult und sind inzwischen in 712 Dörfern in der Umgebung tätig. Sie gehen direkt zu den Betroffenen nach Hause, stellen die Einnahme von Medikamenten sicher, sondieren mögliche Neuerkrankungen, klären die Bewohner über die Krankheit auf und weisen schwere Fälle ins Krankenhaus ein. In der Region sind über 300.000 Haushalte von der Lepra betroffen.

Madagaskar an der afrikanischen Südostküste ist ein beliebtes Urlaubsziel und wird mit Lepra kaum in Verbindung gebracht, doch auch dort kursiert noch die Krankheit. Das HDZ unterstützt das Lepra-Dorf Belfort, in dem eine Grundschule für 250 Schüler gebaut wurde. Ein großer Teil der Kinder hat Lepra-kranke Eltern und wird deswegen ausgegrenzt. Das HDZ hilft dem Dorf bei der Sicherung der kritischen Wasserversorgung durch Tiefbohrungen, mit Solaranlagen und Pumpen und spendete auch Schulbücher. 

China – eine Werkstatt für Prothesen

In China und Vietnam ist die Lage ähnlich. Hier arbeitet das HDZ vor allem mit dem Salesianer-Orden zusammen. Die Partnerorganisation betreut und versorgt Lepra-Kranke, die sonst keine Chance auf medizinische und soziale Fürsorge hätten. Dabei kooperiert und interagiert sie mit lokalen Kongregationen und NGOs, die im Gesundheitsdienst tätig sind. 

Einer ihrer Schwerpunkte in China ist die Prothesenherstellung. Sie erfolgt in der vom HDZ geförderten Werkstatt der Salesianer in Ya Xi in der Provinz Guangdong. Die Anpassung und medizinische Versorgung erfolgt dann direkt bei den Patienten im Dorf. Für Amputationen besteht eine Kooperation mit einer örtlichen Klinik. Ziel des Projekts: die körperliche und soziale Rehabilitation der (ehemaligen) Lepra-Patienten.

Yvonne Schubert
Freie Autorin

Stigma Lepra

Die auch als Aussatz bezeichnete Infektionskrankheit schädigt nicht nur die Schleimhäute, Atemwege und Augen. Sie führt oft auch zu einer Verstümmelung der Gliedmaßen, wodurch die Kranken ein Leben lang gezeichnet sind – und den Ausschluss aus Familie und Dorfgemeinschaft fürchten müssen. Auch Jahre nach der Heilung bleiben sie Geächtete, erhalten meist keine Arbeit mehr und haben somit keine Chance auf eine Resozialisierung. 

Lepra ist immer noch stigmatisierend – obwohl die Ansteckungsgefahr gering ist und die Erkrankung längst durch medizinisch wirksame Mittel gebannt werden kann. „Der Abscheu vor dem Anblick der Betroffenen, die unbegründete Angst vor Ansteckung und die Gesellschafssysteme der Länder spielen in diesem Teufelskreis eine große Rolle“, sagt Dr. Klaus Winter, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte, die sich seit über 30 Jahren in der Lepra-Hilfe engagiert.

Yvonne Schubert

Freie Autorin

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