„Zahnärzte helfen e.V.“

In Urubamba nachts auf der Straße umarmt

Heftarchiv Gesellschaft
mth
Der hessische Verein „Zahnärzte helfen e. V.“ sammelt seit 1993 Altgold. Allein nach Peru, in die schwer zugänglichen, zahnmedizinisch unterversorgten Anden mit ihrer zumeist indigenen Bevölkerung, gingen über eine halbe Million Euro. Für dieses Engagement wurde der Parodontologe Dr. Norbert Reiß, Vorsitzender des Hilfsvereins, im Januar als erster Bürger überhaupt mit dem Titel „Dieburger des Jahres 2018“ ausgezeichnet.

„Begonnen haben wir als Verein, als im damaligen Jugoslawien der Krieg ausbrach. Zuerst in dem SOS-Kinderdorf Lekenik in Kroatien. Danach haben wir in Rio de Janeiro eine Gesundheitsstation in ,Casa do Menor‘ aufgebaut und eine weitere in ,Avicres‘ unterstützt“, berichtet Reiß von den Anfängen. Die Arbeit in Brasilien sei aber zu gefährlich gewesen. „Einmal wurde ich ausgeraubt, ein weiteres Mal hat man es versucht. In einer Favela hat man Steine auf unser Auto geworfen. Und dann wollte mir jemand sogar die Kehle durchschneiden.“

„Wer sozial tätig ist, bekommt immer etwas zurück“

Seitdem liegt das Hauptaugenmerk der Vereinsarbeit auf Peru. „Dort wurden wir von Anfang an freundlich aufgenommen. Ich wurde sogar schon von einem Patienten, der aus dem Dorf Chaullaccocha, einem extrem abgelegenen Hochgebirgsdorf kam und von uns dort behandelt worden war, nachts auf der Straße in Urubamba umarmt“, erzählt Reiß. Die bittere Armut sei überall zu spüren. „Wer dort sozial tätig ist, bekommt immer auch etwas zurück, eine große Dankbarkeit.“ Für eines der Projekte sammelt der Verein Spenden für die Schulspeisung. Reiß: „Zwei Schulen im Hochgebirge bekommen von uns jeden Monat Lebensmittel im Wert von je 360 Euro. Daraus wird dann das Essen für die Kinder gekocht.“ 

Seit 2009 konnten 561.500 Euro in Peru eingesetzt werden, davon waren 490.000 Euro reine Geldspenden – von Patienten und Zahnärzten. Diese Leistung hat nun auch Reiß‘ Heimatgemeinde gewürdigt. Die Bürger des 15.500-Einwohner-Städtchens nominierten ihn für den „Dieburger des Jahres 2018“, gewählt wurde er von einer Jury aus dem Präsidium der hessischen Kleinstadt und Vertretern des Magistrats. „Ich bin kein Freund von Orden, aber dass ich ,Dieburger des Jahres‘ geworden bin, der erste überhaupt, freut mich sehr“, sagte Reiß.

Neben Peru betreut „Zahnärzte helfen“ weitere soziale Projekte, zum Beispiel die „Pfarrer Röper-Stiftung“ in Bingen und in Mainz und die „Tour der Hoffnung“, die sich um leukämie- und krebskranke Kinder kümmert. Die 2002 aus einem Verein hervorgegangene Stiftung wird von den Pfarrer-Brüdern Dr. Friedrich Franz Röper und Harald Röper betrieben. Ziel ist die Förderung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die infolge ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustands oder wegen einer materiellen Notlage auf die Hilfe anderer angewiesen sind. 237.900 Euro hat die Stiftung von „Zahnärzte helfen“ bislang erhalten. Die „Tour der Hoffnung“ – dem Verein zufolge die größte privat organisierte Benefiz-Radtour 2018 in Deutschland – wurde 2018 mit 15.000 Euro unterstützt. „Acht Zahnärzte aus Hessen traten mit circa 200 anderen namhaften Sportlern, Politikern, Managern, Ärzten und idealistisch gesinnten Bürgern in die Pedale, um krebs- und leukämiekranken Kindern zu helfen. Bei den vielen Stopps auf der Strecke konnte eine Summe von 2.250.000 Euro gesammelt werden“, heißt es im Vereinsbericht.

 „Ich bin stolz auf unsere Berufsgruppe“

Auch standespolitisch engagierte sich der gebürtige Darmstädter: Bis letztes Jahr war er Kreisstellenvorsitzender der Landeszahnärztekammer, davor in gleicher Funktion bei der KZV Hessen. Reiß sieht die Zahnärzteschaft insgesamt als Vorreiter beim sozialen Engagement: „Viele Zahnärzte setzen ihre Urlaube ein, um mitzuhelfen. Das macht mich stolz auf unsere Berufsgruppe.“ Wichtig sei dabei der Erfahrungsaustausch mit anderen Hilfsorganisationen. Deshalb fährt er auch in diesem Jahr im März wieder nach Köln zur weltgrößten Dentalmesse, der IDS, um dort Gleichgesinnte zu treffen.

Zahnärzte helfen e. V.

In den vergangenen 26 Jahren wurden dem Verein über 1.424.100 Euro gespendet: 114,794 kg Altgold plus Geldspenden.

Zahnärzte helfen e.V.
1. Vorsitzender Dr. Norbert Reiß
Waldstr. 56, 64807 Dieburg
za-helfen@web.de

Spendenkonto: Sparkasse Dieburg
IBAN: DE50 5085 2651 0132 0100 00

mth

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