BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel kandidiert für die FDI

„Wir übernehmen gesellschaftliche Verantwortung“

Heftarchiv Politik
pr

Der Jahreskongress des Weltzahnärzteverbands FDI findet vom 4. bis zum 8. September 2019 in San Francisco statt. Für die deutsche Delegation ein besonderes Event, denn der Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Dr. Peter Engel, kandidiert dort als President Elect. Stellt sich die Frage: Was hat der Zahnarzt in Deutschland eigentlich davon, wenn sich ein deutscher Kandidat in die zahnärztliche Weltstandespolitik einklinkt?

Auf dem Midwinter Meeting der Chicago Dental Society vom 19. bis zum 21. Februar in Chicago formulierte Engel seine wichtigsten Botschaften als FDI-Kandidat:

  • Im Zeichen der Globalisierung gelte es auch für die zahnärztlichen Interessenvertretungen, nicht nur national, sondern global zu handeln. Der Berufsstand sollte mit seinen Themen stärker in die globale Gesundheitspolitik eingebunden sein und für seine Belange eigene Akzente setzen, zum Beispiel in Organisationen wie der WHO. 

  • Gleichzeitig sei es sinnvoll, den Regionalorganisationen der FDI – African Regional Organisation (ARO), Asia Pacific Regional Organisation (APRO), European Regional Organisation (ERO), Latin American Regional Organisation (LARO) und North American Regional Organisation (NARO) – ein größeres Gewicht auf globaler Ebene zu verleihen. Grund: Die Herausforderungen in den verschiedenen Regionen der Welt mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten und Herausforderungen können so stärker berücksichtigt werden. 

  • Und man müsse sich besser um die Belange unterversorgter Regionen kümmern. Die Bekämpfung von Fluchtursachen, der Zugang zur zahnmedizinischen Grundversorgung oder gesundheitliche Chancengleichheit seien Themen, die nicht nur auf nationaler Ebene, sondern global diskutiert und angepackt werden sollten. 

Die FDI muss politischer werden!

Ein großes Anliegen Engels ist es, die FDI politischer werden zu lassen, um zahnärztlichen Interessen weltweit zu mehr Durchsetzungskraft zu verhelfen. Die Weichen dazu sind bereits gestellt. In der Berliner Erklärung der G20-Gesundheitsminister von 2017 (unter deutscher Präsidentschaft und auf Betreiben der Bundesregierung) stand das Thema „Globale Gesundheit“ erstmals prominent auf der Agenda. Die Bundeszahnärztekammer lenkte damals die Aufmerksamkeit maßgeblicher FDI-Gremien auf diese Bereiche. 

2018 übernahm Argentinien die G20-Präsidentschaft und setzte Themen wie den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen, die Stärkung der Gesundheitssysteme, ein besseres Management von internationalen Gesundheitskrisen und den Kampf gegen Fettleibigkeit und Fehlernährung bei Kindern und Jugendlichen. Auch der letzte FDI-Kongress fand in Buenos Aires statt; die amtierende FDI-Präsidentin Dr. Kathryn Kell nutzte die Gelegenheit, eine Abschlusserklärung der FDI an die G20-Länder zu verschicken. In dem Schreiben, das maßgeblich von der deutschen Delegation vorbereitet wurde, appellierte sie daran, die Mundgesundheit in die Zielsetzung der G20 aufzunehmen. Die FDI forderte die G20-Gesundheitsminister nachdrücklich dazu auf, Zahnärzte als relevante internationale Akteure in Fragen der Mundgesundheit anzuerkennen und zahnärztliche Empfehlungen und Expertisen in die Gesundheitspolitik einzubinden. Das gelte insbesondere für folgende Problembereiche:

Antimikrobielle Resistenzen (AMR):

 Antibiotika machen den größten Teil der verordneten Arzneimittel in der Zahnmedizin aus. Die weitreichende Verwendung von Antibiotika in der medizinischen Erstversorgung, einschließlich der Zahnmedizin, wird als einer der treibenden Faktoren für AMR angesehen. Wichtig ist, dass in allen Gesundheitsdisziplinen die Wirksamkeit von Antibiotika für klinische Situationen, in denen sie dringend benötigt wird, bewahrt werden kann. Die Wahl des Antibiotikums und die vorgeschlagene Dosierung muss für eine gezielte und effiziente Therapie optimiert werden, um der Entwicklung resistenter Stämme vorzubeugen. Antibiotika dürfen Personen nicht frei käuflich über das Internet oder im Geschäft zur Verfügung stehen.

Übergewicht und Mangelernährung:

Einer der Hauptgründe für Übergewicht und Mangelernährung ist ein Zuckerkonsum, der weit über der empfohlenen Tagesmenge freier Zucker liegt. Mit freien Zuckern sind die Zucker gemeint, die Speisen oder Getränken vom Hersteller, vom Koch oder vom Verbraucher hinzugegeben werden, sowie natürlich vorkommende Zucker in Honig, Sirups, Fruchtsaft und Fruchtsaftkonzentraten. Zucker ist der Hauptgrund für Karies und kann zur ungesunden Gewichtszunahme beisteuern sowie das Risiko der Fettleibigkeit erhöhen. Mangelernährung wird auch durch eine kohlenhydratreiche, jedoch ballaststoff-, mineral- und vitaminarme Ernährung verursacht – sowie durch starken Alkoholkonsum. Die FDI unterstützt deshalb die Empfehlung der WHO zur Reduzierung der Tageszufuhr an freien Zuckern auf sechs Teelöffel pro Tag für Erwachsene und drei Teelöffel pro Tag für Kinder. 

Unterversorgte Bevölkerung und Stärkung der Gesundheitssysteme:

Eine große Herausforderung besteht bei der Versorgung von hilfsbedürftigen Bevölkerungsgruppen (etwa aufgrund von Flucht und Vertreibung). Deshalb sollten alle Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und auch die FDI bei der Intervention unterstützt werden. Ungleichheiten der Länder und Regionen sollten verringert werden. Die FDI wird sich tiefgreifend mit diesen Problemen auseinandersetzen und konkrete Maßnahmen entwickeln, um die Mundgesundheit der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten zu verbessern. 

In der Folge sprachen sich bereits Länder wie Australien, Kanada und die USA dafür aus, den Gedanken weiter zu verankern. Man darf gespannt sein, inwieweit die Themen unter der japanischen G20-Präsidentschaft 2019 weiterentwickelt und vorangetrieben werden. 

Was Dr. Engel antreibt: „Wir Zahnärzte sind gesellschaftliche Akteure. Als solche dürfen wir uns nicht aus der Verantwortung stehlen. Das gilt für die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien genauso wie für die tägliche Arbeit in der Praxis.“

Die Anmeldung zum FDI-Kongress hat begonnen. Alles zum Programm und zur Registrierung: www.world-dental-congress.org

Der Kandidat

Die beiden Vizepräsidenten der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Prof. Dr. Dietmar Oesterreich und Prof. Dr. Christoph Benz, haben die Kandidatur Engels in einem Schreiben an alle FDI-Delegierten bekanntgegeben. Sie verweisen auf Engels 35-jährige Erfahrung als Zahnarzt und Oralchirurg und seine langjährige Expertise in zahlreichen prominenten Ämtern der zahnärztlichen Standespolitik im In- und Ausland. Als langjähriges Mitglied der FDI habe Engel sein Wissen in zahlreichen FDI-Gremien eingebracht, darunter im Komitee für Zahnärztliche Berufsausübung, im Finanz- und Rechnungswesen und als Mitglied des FDI-Rates. Als langjähriger Präsident der BZÄK und mit seiner vielfältigen Erfahrung im internationalen Bereich bringe Engel die besten Voraussetzungen für eine künftige FDI-Präsidentschaft mit, heißt es in dem Brief.

Engel wird seine geplanten politischen Schwerpunkte auf der ERO-Vollversammlung am 26. und 27. April in Frankfurt und auf der APRO-Vollversammlung vom 8. bis zum 12. Mai in Seoul präsentieren. 

Ab sofort ist Dr. Peter Engel auch auf Twitter online erreichbar: @dr_peterengel #DrEngelFDI19

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