Goethe-Universität Frankfurt

„Wir haben das Wahlfach COVID-19“

Die Goethe-Universität in Frankfurt am Main hat als Beitrag zur Krisenhilfe das Wahlfach COVID-19 eingerichtet: Rund 1.400 Studierende haben sich bereits gemeldet, darunter auch 105 Zahnmedizinstudierende. Doch für sie ist es gar nicht so einfach, zum Einsatz zu kommen ...

An der Goethe-Universität ist in den vergangenen Wochen quasi ein Mini-Callcenter für Mitarbeitervermittlung entstanden. „Wir haben das Wahlfach ‚COVID-19‘ eingerichtet“, erklärt Studiendekan Prof. Robert Sader, „es entstand im Rahmen eines Brainstormings im Dekanat. Die notwendige Lehre darf derzeit nicht erbracht werden, gleichzeitig gibt es Bedarf in der Krisenhilfe. Wir haben überlegt, wie wir den Studierenden teilweise Lehre anbieten können, damit nicht ein Nullsemester daraus wird.“

Bisher haben sich rund 1.400 Studierende für das „COVID-19-Wahlfach“ bei den drei Callcenter-Mitarbeitern gemeldet, rund 200 sind derzeit im Einsatz. Ein Einsatz dauert zwei Wochen. Auch 105 Zahnmedizinstudierende möchten helfen, bei ihnen ist die Lage allerdings komplizierter als bei den künftigen Humanmedizinern.

In der Zahnmedizin gibt es keine Freiheiten

„Der Stundenplan ist bei den Zahnmedizinstudierenden streng vorgegeben, es gibt keine Freiheiten, wie zum Beispiel ein Wahlfach oder die Famulatur.“ Deshalb können sie das COVID-19-Wahlfach zwar freiwillig belegen, eine Anrechnung auf das Studium gibt es aber nicht. „Wir können sie nur als bezahlte Hilfskräfte mit Werksverträgen vermitteln“, berichtet Sader. Die Humanmedizinstudierenden haben im Rahmen des neuen Wahlfachs eine Sondergenehmigung: Je nach Einsatzort und -art ist eine Anerkennung als Famulatur, Wahlfach, Krankenpflege- oder Blockpraktikum denkbar. Sie erhalten daher auch kein Geld für ihre Hilfsdienste.

Für die Zahnis komme laut Sader nur der Einsatz im logistischen Bereich infrage. „Sie wären nicht versichert, wenn sie so wie die Humanmedizin-Studierenden eingesetzt würden“, erklärt er. „Viele sagen, sie würden gern helfen, aber sie können gar nicht.“ Einer von den Hilfswilligen ist Leander Benz. Der 24-Jährige studiert in Frankfurt im achten Semester Zahnmedizin. Er sagt: „Es ist unsere Pflicht, zu helfen. Wenn wir nicht helfen, wer dann? Wir haben den medizinischen Background, ich habe mich sofort gemeldet, als ich von dem Projekt erfahren habe.“

Zahnis wären im Einsatz gar nicht versichert

Er weiß, dass sein Engagement auf die Studienzeit nicht angerechnet wird und er bei den medizinischen Einsätzen außen vor ist. Aber die Bereitschaft zu helfen überwiegt. „Bei uns fällt es eben in die freie Zeit. Bis zum 20 April waren Semesterferien, erst für Anfang Juni sind wieder Präsenzveranstaltungen geplant.“ Er lernt bis dahin zwar, hat aber durchaus noch freie Zeit, die er sinnvoll nutzen möchte. „Ich habe mich für die Administration gemeldet, ich könnte mir vorstellen, in einem Gesundheitsamt oder bei der Kassenärztlichen Vereinigung zu helfen. Derzeit haben die aber keinen Bedarf.“

 Auch seine Kommilitonin Alina Schwarz möchte im Rahmen der Corona-Krise gern helfen. Die 23-Jährige studiert im 8. Semester Zahnmedizin und sagt: „Wir freuen uns, wenn wir eingesetzt werden. Ich habe mich ebenfalls für administrative Einsätze gemeldet. Für die Pflege fehlt uns die Grundausbildung. Aber ich könnte mir vorstellen, in einer Teststelle zu arbeiten, wir könnten zum Beispiel Abstriche nehmen.“

Auch die Uniklinik, an der die Zahnmedizinstudenten ausbildet werden, hat derzeit wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Schwarz hofft wie viele ihrer Kommilitonen, dass sie ihr Studium bald wieder aufnehmen kann: „Ab Juni ist es eventuell wieder erlaubt, ich denke, dass der Betrieb dann langsam anlaufen wird. Virtuell geht es seit dem 20. April weiter. Ich arbeite parallel an meiner Doktorarbeit.“

Eine Win-Win-Situation im Pandemie-Fall

„Es ist eine Win-win-Situation“, erklärt Dekan Sader, „die Studierenden erfüllen damit ihre Unterrichtsleistung und helfen gleichzeitig.“ Sie versorgen je nach Kompetenz zum Beispiel auf Intensivstationen, arbeiten in Laboren, einige sind ausgebildete Rettungssanitäter. Einsatzort und Tätigkeiten werden vorher genau abgesprochen. Die Studierenden melden sich und geben an, welche medizinischen Vorkenntnisse sie besitzen – und Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen bekommen für zwei Wochen unentgeltlich engagierte Mitarbeiter. Oder hilfsbereite Zahnis gegen Werkvertrag.

Wie sind Zahnmedizinstudierende an anderen Universitäten in der Corona-Krise im Einsatz? Wenn Sie sich engagieren, melden Sie sich bei uns und schildern Sie Ihre Tätigkeiten! Gerne per E-Mail: <link url="mailto:zm@zm-online.de" target="new-window" url-fragment="" seo-title="" follow="follow">zm@zm-online.de Wir freuen uns über Ihre Post.

silv

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