Interview mit Prof. Dr. Dr. Bernd Lethaus

Limitierender Faktor bleibt die Schutzausrüstung

Ende April wurde an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie in Leipzig eine COVID-19-Ambulanz aufgebaut. Klinikdirektor Prof. Dr. Dr. Bernd Lethaus schildert seine ersten Eindrücke.

Herr Prof. Lethaus, schildern Sie bitte Ihre Erfahrungen nach den ersten Wochen in der COVID-Ambulanz.

Univ.-Prof. Dr. Dr. Bernd Lethaus:

Bis jetzt haben wir meist positive Erfahrungen sammeln können. Die Zusammenarbeit mit der KZV klappt sehr gut. Die Anfragen halten sich in erfreulicherweise in Grenzen. Wir hatten mit einem höheren Aufkommen gerechnet. Dennoch ist es gut und richtig, auch für die derzeit wenigen Patienten, die kom- men, eine adäquate Versorgung anzubieten.

Wie vielen Patienten haben Sie seit der Eröffnung behandelt?

Etwa 12 bis 15 Patienten.

Wie viele kommen aktuell pro Tag?

Zurzeit haben wir zwei bis drei Anfragen pro Tag. Dabei handelt es sich um positiv getestete oder unter Quarantäne stehende fraglich positive Patienten.

Können Sie einen Trend erkennen?

Wir beobachten seit einigen Tagen keine Steigerung der Anfragen mehr.

Mit welchen Beschwerden kommen die COVID-19- Patienten zu Ihnen?

Wir haben meist akute Pulpitiden und Abszesse gesehen.

Welche Behandlungen haben Sie bislangdurchgeführt?

Inzisionen, Trepanationen sowie medikamentöse Therapien.

Erfahrungsberichte aus ausgesuchten Covid-19 Ambulanzen

  • Eberswalde: „Wir liegen auf der Lauer“

    Seit Wochen hält COVID-19 PD Dr. Dr. Meikel A. Vesper in Atem. Seit Anfang März ist der Chefarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Eberswalde Hygienebeauftragter des gesamten Krankenhauses. Die Arbeit hat sich gelohnt: Für die zahnmedizinische Behandlung von Infizierten ist das Haus bestens vorbereitet.

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  • Freiburg: Positive Resonanz von allen Seiten

    Irreversible Pulpitis, Zahnfrakturen, Füllungsverluste, Abszesse, Dentitio difficilis, Alveolitis sicca – das waren die Beschwerden, mit denen seit Ende März rund zwei Dutzend COVID-19-Patienten in die Freiburger Klinik-Ambulanz kamen. Trepanationen, Inzisionen, provisorische Füllungstherapien und große Dankbarkeit waren die Folge.

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  • Leipzig: Limitierender Faktor bleibt die Schutzausrüstung

    Ende April wurde an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie in Leipzig eine COVID-19-Ambulanz aufgebaut. Klinikdirektor Prof. Dr. Dr. Bernd Lethaus schildert seine Eindrücke der ersten Wochen.

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  • München: Arbeiten im Corona-Hotspot

    Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München lag wochenlang im Zentrum eines deutschen Corona-Hotspots. In dem Versorgungszentrum für ganz Südbayern wurden Hunderte Infizierte behandelt. Prof. Dr. med. dent. Reinhard Hickel schildert, was er in seiner Doppelfunktion als Direktor der LMU-Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie und als Dekan der Medizinischen Fakultät erlebt hat – und warum er den ersten COVID-Patienten unbedingt selbst behandeln wollte.

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Haben Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen auch Abläufe oder Strukturen verändert beziehungsweise angepasst?

Wir haben einen langfristigen Dienstplan für alle Abteilungen der universitären Zahnkliniken aufgestellt. Des Weiteren haben wir eine routinemäßige Testung auf aktive Infektionen bei den Mitarbeitern eingeführt. Die Mitarbeiter der Ambulanz werden einmal pro Woche und sofort bei Symptomen getestet.

Wie viele Patienten könnten Sie maximal pro Tag behandeln?

Wir denken etwa 10 bis 15 pro Tag. Der limitierende Faktor ist immer noch die Schutzausrüstung.

Wie groß ist das Team vor Ort? In welchem Modus wird gearbeitet?

Alle Zahnkliniken beteiligen sich gleichmäßig. Jeder stellt immer eine/n Zahnarzt/Zahnärztin sowie eine ZFA für eine Woche zur Verfügung.

Wo sehen Sie noch Bedarf für die Zukunft?

Zurzeit sind wir gut ausgestattet, sind aber gespannt, welchen Einfluss der allgemeine Umgang mit der Krise und die Lockerung des „social distancing“ auf die Zahlen haben werden.

Was ist aktuell die größte Herausforderung?

Die Ungewissheit, was da noch auf uns zukommen wird.

Die Fragen stellte Marius Gießmann.

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