Von Moria, Lesbos nach Osnabrück

47 Flüchtlingskinder hoffen auf eine sichere Zukunft in Deutschland

Alexander Schafigh
Schon vor Weihnachten setzten sich einige Politiker dafür ein, die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen aus den griechisches Flüchtlingscamps auf einzelne europäische Staaten zu verteilen. Jetzt konnten 47 nach Deutschland kommen. Denn aufgrund der Corona-Pandemie ist die medizinische Arbeit auf den Inseln kaum mehr möglich. Die Organisation untersucht sie hier.

Mitglieder der internationalen NGO Health-Point-Foundation (HPF) kümmern sich seit 2015 um die medizinische und zahnmedizinische Betreuung der Geflüchteten im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos.

In Moria gibt es keine Versorgung mehr

Aufgrund der Corona-Krise ist die Zahnklinik jedoch momentan geschlossen: Um eine Infektion von außen zu vermeiden, dürfen keine internationalen Volontäre in das Lager gelassen werden. Auch die Einsätze der deutschen Volontäre mussten vorläufig ausgesetzt werden. Das bedeutet, die Geflüchteten in Moria haben keinerlei Zugang zu zahnmedizinischer Versorgung mehr.

Mitte April kamen 47 Flüchtlingskinder aus den völlig überfüllten Flüchtlingslagern der griechischen Inseln Chios, Samos und Lesbos nach Deutschland. Sie sind zwischen fünf und 17 Jahre alt, unter ihnen vier Mädchen. Sie stammen aus Afghanistan, Syrien und Eritrea. Es handelt es sich nicht wie allgemein angenommen um Waisen, sondern sie wurden auf der Flucht von ihren Eltern und Geschwistern getrennt. Einige Jungen wurden auch alleine losgeschickt, um der Einberufung zum Militär zu entgehen oder damit wenigstens ein Auserwählter der Familie eine Chance auf ein besseres Leben hat. Die meisten von ihnen haben sich alleine bis auf die griechischen Inseln durch-geschlagen.

Rund 14.000 Kinder sitzen auf den Inseln fest

Auf den griechischen Inseln sitzen momentan ungefähr 40.000 Menschen unter schwierigsten hygienischen Bedingungen fest, davon sind etwa 14.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, ungefähr 2.000 von ihnen komplett ohne familiäre Begleitung.

Die nun in Niedersachsen eingetroffenen Minderjährigen wurden schon im Vorfeld vor dem Abflug eingehend medizinisch auf Infektionskrankheiten untersucht, auch auf das neuartige Coronavirus. Nach der Ankunft in Deutschland mussten sie zunächst 14 Tage in Quarantäne. Das Jugendamt des Landkreises Osnabrück stellte dafür eine schön gelegene Ferienstätte für Familien im Landkreis zur Verfügung. Das Betreuer-Team wurde kurzerhand aus freiwilligen Mitarbeitern des Jugendamtes und Mitarbeitern einiger Kitas, die sich in Kurzarbeit befanden, zusammengestellt.

Als wir von der Ankunft der Flüchtlingskinder erfuhren, hatten wir sehr schnell die Idee, unsere weitreichende Erfahrung bei der zahnärztlichen Versorgung von Flüchtlingen den Verantwortlichen in Osnabrück anzubieten. Ein ementsprechendes Angebot an den Landkreis Osnabrück, ob sie einen Zahnarztbesuch wünschten, wurde vom Kreisgesundheitsamt, dem Leiter der Familienerholungsstätte und den befragten Jugendlichen so positiv aufgenommen, dass wir kurzfristig sogar an einem Sonntag anreisen durften.

Frühmorgens am 26. April schon um kurz vor sieben brachen Dr. Armin Reinartz und ich begleitet von unseren Teams aus dem Rheinland nach Niedersachsen auf, um die Flüchtlingskinder zu besuchen und zahnmedizinisch zu betreuen. Nach einer gründlichen Voruntersuchung wurde festgelegt, welche Behandlungen vor Ort nötig und möglich waren und welche Behandlungen in naher Zukunft erfolgen sollten.

Ihr Zuhause ist jetzt eine Osnabrücker Ferienstätte

Mit dem mitgebrachten Equipment, unter anderem einer mobilen Einheit, konnten vor Ort einige konservierende und chirurgische Behandlungen durchgeführt werden. Hervorzuheben ist die Begeisterung der jungen Team- Mitglieder bei ihrem ersten Einsatz. Schließlich konnten 37 Kinder und Jugendliche zahnärztlich untersucht und 11 von ihnen behandelt werden. Der Dank dafür waren die strahlenden Kinderaugen und ein leckerer Mittagsimbiss in der Kantine der Jugendeinrichtung.

Sobald die griechischen Gesundheitsbehörden wieder grünes Licht geben, wollen die Mitglieder der Foundation ihre Arbeit auf Lesbos wieder aufnehmen.

Dr. Alexander Schafigh

Senior Clinical Advisor

Health-Point Foundation

Hilfe für Lesbos

Die Health-Point-Foundation ist weiter auf der Suche nach freiwilligen Zahnärzten und zahnmedizinischem Personal, um die Arbeit auf Lesbos zu unterstützen. Hilfe wird auch als Spende sehr gerne entgegen genommen. Die Möglichkeit einer Spendenquittung ist gegeben.

Health-Point-Foundation-Support-Germany e.V:

apoBank

IBAN: DE35 3006 0601 0007 6168 41

BIC: DAAEDEDDXXX

Ansprechpartner:

Dr. Alexander Schafigh und Dr. Armin Reinartz

germany@healthpointfoundation.org

www.facebook.com/healthpointfoundationsupportgermany/

Dr. Alexander Schafigh

1. Vorsitzender Dental EMT

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