Mundspülungen und SARS-CoV-2

Wirksam – mit Einschränkungen

Studien aus Bochum, Österreich, Rom und Madrid haben die Wirksamkeit von Mundspüllösungen gegen SARS-CoV2 untersucht: Alle belegen die Wirkkraft – allerdings mit Einschränkungen.

Eine Studie der Ruhr-Universität Bochum nannte als erste Mundspülungen als Maßnahme, um SARS-CoV-2 in vitro zu inaktivieren (QR-Code). Die Forscher testeten in Deutschland erhältliche Präparate mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen. Ergebnis: Nach 30 Sekunden war bei drei von acht Mundspülungen kein initialer Virustiter mehr nachweisbar.

Weitere Studien belegen die Wirkkraft von Mundspülungen: Nach zehn bis 15 Minuten dringt das Corona-Virus, das zuerst via Nase, Mund und Rachen in den Körper kommt, in die Schleimhaut ein. Dann, argumentieren römische Wissenschaftler, sei es für eine Mundspülung vermutlich zu spät. Ihr Fazit: Theoretisch müsste man, sobald man angehustet wurde, sofort zu einer Mundspülung greifen.

Nase und Mund sind die Eingangspforten

Deshalb raten die Wissenschaftler um Manuele Casale in ihrer Studie sowohl zur Verwendung von Nasenspülungen mit Kochsalzlösung (SNI) als auch zu Mundspülungen mit antimikrobiellen Mitteln. Sie schreiben: „Die Nase und der Mund stellen Eingangspforten für COVID-19 dar. Kochsalzlösende Nasenspülungen (SNI) können die Viruslast in den Nasenhöhlen reduzieren. Die Mundspülung mit antimikrobiellen Mitteln ist wirksam, um die Viruslast im Speichel zu senken. Wir plädieren für die Einbeziehung von SNI und Ethanol-Mundspülungen als zusätzliche Maßnahmen zu den derzeitigen Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, um die Übertragung jeglicher Infektionskrankheiten der Atemwege, einschließlich COVID-19, zu verhindern und zu kontrollieren.“

Ein Forscherteam aus Österreich, Großbritannien und Korea um Andreas Kronbichler kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass Mundspülungen sinnvoll im Kampf gegen COVID-19 sein könnten. Sie geben sieben therapeutische Empfehlungen (Kasten). Eine spanische Literraturrecherche kommt wiederum zu diesem Schluss: „Antiseptische Mundspülungen, wie solche, die Cetylpyridiniumchlorid oder Povidon-Jod enthalten, können möglicherweise den Schweregrad von COVID-19 senken, indem sie die orale Viruslast bei infizierten Personen reduzieren und das Übertragungsrisiko durch Begrenzung der Viruslast in Tröpfchen oder in Aerosolen, die bei zahnärztlichen Eingriffen entstehen, verringern.“ Doch auch sie weisen darauf hin, dass zur Unterstützung dieser Hypothesen weitere, gut klinische und präklinische Untersuchungen durchgeführt werden müssen.

Toni Luise Meister et al.: „Virucidal efficacy of 1 different oral rinses against SARS-CoV-2“, in: Journal of Infectious Diseases, 2020,DOI: 10.1093/infdis/jiaa471Manuele Casale et al.: „Could nasal irrigation and oral rinse reduce the risk for COVID-19 infection?“, published online: August 15, 2020,https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32799596/Andreas Kronbichler et al.: „Seven recommendations to rescue the patients and reduce the mortality from COVID-19 infection: An immunological point of view“, published online: May 3, 2020,DOI: https://doi.org/10.1177/2058738420941757David Herrera et al.: „Is the oral cavity relevant in SARS-CoV-2 pandemic?“, Clinical Oral Investigations, 8/2020,https://www.springermedizin.de/de/covid-19/sars-cov-2/is-the-oral-cavity-relevant-in-sars-cov-2-pandemic/18111966Zur Studie der Uni Bochum

Sieben COVID-19-Empfehlungen

  • „Die Raucherentwöhnung sollte gefördert werden.

  • Povidon-Iod (Polyvinylpyrrolidon-Iod, PVP-I, Betadin) als Mund- oder Nasenspray kann in Betracht gezogen werden.

  • Die Einnahme von Holunderbeerzusätzen kann bei einem frühen Krankheitsverlauf in Erwägung gezogen werden.

  • Die Einnahme niedrig dosierter oraler Steroide sollte in einem frühen Stadium des Krankheitsverlaufs aktiv in Erwägung gezogen werden.

  • Der Einsatz oraler Antibiotika sollte aktiv in Erwägung gezogen werden, wenn sich der Patient nicht wohl fühlt.

  • Hydroxychloroquin kann als Sekundärmedikament bei Patienten mit sich verschlechternden Symptomen eingesetzt werden.

  • Die Verabreichung von Steroiden und Antibiotika an Patienten sollte zum Zeitpunkt der diagnostischen Prüfung oder durch ein Drive-Through-System erfolgen, um die Schäden bei den Patienten zu verringern.“   

aus Andreas Kronbichler et al., 2020

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