Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer

Zahnärzte verweisen erneut auf Systemrelevanz

Am 19. Dezember fand die Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) statt – wegen der Pandemie erstmals online. Der Vorstand der BZÄK blickte zurück auf das Corona-Jahr und formulierte Perspektiven für 2021.

BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel ließ in seiner Rede das Corona-Jahr aus Sicht der Zahnärzteschaft Revue passieren: Angefangen mit dem Schock, dass die Politik für Zahnärzte keinen Rettungsschirm vorsah, vom Ausbleiben der Patienten und den daraufhin folgenden finanziellen Einbrüchen in den Praxen bis zu den letztlich doch bewilligten Unterstützungsleistungen in Form von Kurzarbeitergeld, Stundung von Krediten und Soforthilfen.

Wenn für alle Ärzte ein Rettungsschirm aufgespannt wird, die Zahnärzte aber außen vor bleiben, dann kommt das einer kollektiven Kränkung unseres Berufsstands gleich!

BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel

„Wenn für alle Ärzte ein Rettungsschirm aufgespannt wird, die Zahnärzte aber außen vor bleiben, dann kommt das einer kollektiven Kränkung unseres Berufsstands gleich“, verdeutlichte Engel. „Wir Zahnärztinnen und Zahnärzte haben uns ganz bewusst für diesen Heilberuf entschieden, um Menschen zu helfen und zu heilen, um Not zu lindern.“ Deren Wohl stehe an erster Stelle, auch und gerade in den schwierigen Zeiten einer Pandemie. Engel: „Es drängt sich die Frage auf, welches Bild sich politische Entscheidungsträger von unserem Beruf machen, wenn sie bei Unterstützungspaketen für medizinische Heilberufe die Zahnärzte einfach aussortieren.“

BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Oesterreich erinnerte noch einmal an den enormen Informationsbedarf der Zahnarztpraxen, aber auch der Öffentlichkeit, zum Umgang mit dem neuartigen Coronavirus und an die unzähligen Anfragen, die auf allen Kanälen bei der BZÄK eingingen. Laut Oesterreich verzeichnete die Homepage der BZÄK vom 28. Februar bis zum 10. Dezember fast 1.100.000 Besucher, über 2.300.000 Seitenansichten und rund 266.000 Downloads.

Zahnärzte sind keine Mundraumkosmetiker

So schnell es ging hätten die Fachabteilungen umfassende Informationsunterlagen zum Thema Hygiene wie auch zu juristischen, wirtschaftlichen und sozialrechtlichen Fragen erstellt. „Diese Materialien lagen nicht in der Schublade – wie auch bei einem neuartigen Virus und einer Ausnahmesituation, wie es sie seit 100 Jahren nicht gegeben hat“, veranschaulichte Oesterreich. „Und unsere Fachleute haben nicht nur schnell und umfassend geliefert, sondern auch sachgerecht und kompetent, wie uns das Robert Koch-Institut bestätigt hat.“

Es gebe „ein ärgerliches Missverhältnis zwischen der Wertschätzung der Patienten für ihren eigenen Zahnarzt und den Vorurteilen gegenüber der Zahnärzteschaft insgesamt“, sagte Oesterreich und machte auf die neue Kommunikationsoffensive #GesundAbMund aufmerksam, mit der die BZÄK Wissenslücken über die Zahnmedizin schließen und Klischees aus den Köpfen vertreiben will. Oesterreich: „Es geht um Aufklärung darüber, dass Zahnärzte keine Mundraumkosmetiker sind, sondern essenzielle Heilbehandlungen durchführen, für die eine staatliche Unterstützung mehr als nur gerechtfertigt ist.“

Hygiene ist Goldstandard in Zahnarztpraxen

BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Christoph Benz wies auf die bereits vor der Pandemie strengen und kostenintensiven Hygieneaufwendungen in Zahnarztpraxen hin, was erst jetzt echte Wertschätzung erfahre. Digitalisierung und Bürokratie seien nun ebenso auf dem Radar. Besser und bürokratieschlanker nach der Krise aufgestellt zu sein, sei das Ziel.

„Zahnmedizin kann Hygiene“, stellte Benz heraus. „Graswurzeln Sie diese Botschaft! Wir haben das Privileg, jeden Menschen mindestens einmal im Jahr zu sehen und können ihn aufklären. Denn die Zahnmedizin ist nicht Teil des Problems, sondern in Sachen Hygiene die Lösung!“

Die Präsidenten legten schließlich ein Positionspapier vor, worin sie die Politik auffordern, die Zahnärzte endlich den Ärzten gleichzustellen, um die Patientenversorgung weiterhin sicherstellen zu können und weitergehende dramatische Folgen für die Zahnmedizin zu vermeiden.

Nach den Berichten von Engel, Oesterreich und Benz wurden der Jahresabschluss 2019 und der Haushaltsplan 2021 verabschiedet.

Positionspapier zur Bundesversammlung 2020

BZÄK-Vorstand fordert Gleichstellung der Zahnärzte mit Ärzten

Das Positionspapier mit dem Titel „Erhalt der zahnärztlichen Versorgung in der Pandemie“ beinhaltet im Wesentlichen fünf Punkte. Darin fordert der Vorstand der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) die Politik erstens erneut auf, den Stellenwert der Zahnmedizin für die medizinische Grundversorgung in Deutschland klar anzuerkennen und damit ein deutliches Bekenntnis zur Systemrelevanz der Zahnmedizin abzugeben.

In dem Zusammenhang verweist der Vorstand auch auf die angemessene Berücksichtigung der Zahnärztinnen und Zahnärzte bei der Verteilung von Schutzausrüstung, da diese aus ihrer Sicht 2021 wieder Mangelware sein wird. „Kaum ein anderer Berufsstand kommt bei jedem Patientenkontakt so nah mit dem Patienten und speziell mit dessen Mund und der Nase in Berührung wie Zahnärztinnen und Zahnärzte“, heißt es unter Punkt 2. Doch ohne ausreichende Schutzausrüstung zu einem erschwinglichen Preis seien der Schutz der Patienten, eine hochwertige zahnmedizinische Versorgung und ein Aufrechterhalten der sehr hohen Hygienestandards nicht möglich.

Drittens sollten die Zahnärzte und ihr Personal auch bei der Priorisierung bei den COVID-19-Impfungen entsprechend berücksichtigt werden. Denn um ihrer gesellschaftlichen und ärztlichen Verantwortung gerecht zu werden, sei die Zahnärzteschaft selbstverständlich bereit, sich an den jetzt anlaufenden Impfungen der Bevölkerung aktiv zu beteiligen.

Und auch wenn es um staatliche Hilfen geht, müsse die Zahnmedizin gleichrangig mit der Medizin gesehen werden: „Zahnärztinnen und Zahnärzte dürfen bei zukünftigen Schutzschirmen nicht erneut ‚vergessen‘ werden“, betont der Vorstand unter Punkt 4. Gerade junge Praxen seien akut gefährdet.

Schließlich gehe es auch um einen überfälligen spürbaren Bürokratieabbau in den Praxen, da viele verzichtbare bürokratische Reglementierungen sowohl die ärztlichen als auch die zahnärztlichen Praxen in der Pandemie zusätzlich erheblich belasten.

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