Die zm-Kolumne rund um die relevanten Praxisfragen

Sprechen Sie die Sprache(n) der Wertschätzung! (Teil 2)

Christian Henrici

Seien Sie froh über jeden Mitarbeiter Ihrer Praxis! Wenn Sie eine Unterauslastung sehen, dann haben Sie hervorragende Möglichkeiten, Ihre Praxis besser auf die Zukunft auszurichten. Sie werden sehen, jede Organisation lebt und muss weiterentwickelt werden. Dazu gehe ich hier weiter auf die sechs Sprachen der Wertschätzung ein. Angekommen sind wir bei Sprache 2:

2. Sich Zeit nehmen (Quality Time)

Schenken Sie ungeteilte Aufmerksamkeit – das genießt insbesondere im hektischen Arbeitsalltag einen hohen Wert.

Möglichkeiten der Umsetzung

Gemeinsame Erlebnisse wie ein Abendessen oder eine gemeinsame Fortbildung, Gespräche in kleinen Gruppen – dies ist besonders geeignet für Mitarbeiter, denen es schwerfällt, in einem Vier-Augen-Gespräch etwas zu sagen. Auch ein Flipchart ist von Vorteil – dem Sprechenden wird aufgezeigt, dass die Ausführungen wichtige und wertvolle Informationen sind. Stellen Sie eine räumliche Nähe her – zum Beispiel beim Aufräumen des Archivs oder des Lagers.

Herausforderungen

Hören Sie aktiv zu und halten Sie die eigenen Ideen zurück, bis der Sprechende sich auch wirklich verstanden fühlt – fassen Sie gerne zusammen und geben Sie wieder, was bisher verstanden wurde. Kategorisieren Sie das Gespräch nicht in „Problem“ und „Lösung“ – das zerstört den Austausch und den Dialog. Präsentieren Sie keine vorschnellen Lösungen und vermeiden Sie Sätze mit „Ja. Aber!“ – das bedeutet in den meisten Fällen ein „Nein“ und macht das zuvor gesprochene Wort wertlos.

3. Hilfsbereitschaft (Acts of Service)

„Sag nicht nur, dass ich Dir wichtig bin, zeig es mir.“ Bieten Sie tatkräftige Hilfe an – damit signalisieren Sie, dass Sie sich kümmern und wirklich unterstützen wollen.

Beispiele für die Umsetzung

Bieten Sie Hilfe an oder Aufgaben zu übernehmen, wenn jemand gestresst ist. Bei Überlastung besprechen Sie, wie Aufgaben neu organisiert werden können, indem Prioritäten geändert werden oder ein Teil der Arbeit an andere Mitarbeiter übergeben wird.

Die „sechs Sprachen“ der Wertschätzung

1. „Lob und Anerkennung“ (Words of Affirmation) (zm 4/2021, S. 58)
2. „sich Zeit nehmen“ (Quality Time) (in diesem Heft)
3. „Hilfsbereitschaft“ (Acts of Service) (in diesem Heft)
4. „Geschenke“ (Tangible Gifts) (in diesem Heft)
5. „Körperkontakt“ (Physical Touch) (zm 6/2021)
6. „Vertrauen und Zutrauen“ (Empowerment) (zm 6/2021)

Bitten Sie einen Dritten um Hilfe. Machen Sie publik, was ein stiller und zurückhaltender Kollege im Hintergrund geleistet hat. Bei „präsentationsängstlichen“ Mitarbeitern können Sie die Vorstellung übernehmen oder das gemeinsam tun. Bei „chaotischen“ Mitarbeitern sorgen Sie für Planung und Struktur.

Voraussetzungen

Die eigenen Aufgaben und Verantwortungsbereiche müssen abgedeckt sein – ansonsten führt dies zu einer Problemverlagerung.

Wichtig ist, dass Sie erst fragen, ob Hilfe erwünscht ist, bevor Sie helfen. Sonst kann das auch als Kritik verstanden werden, da Ihr Gegenüber vielleicht mit seiner Leistung zufrieden ist.

Unterstützung oder Hilfe beruht auf Freiwilligkeit. Es darf niemand gezwungen werden, anderen zu helfen. Zudem wirkt sich diese Information für den, der Hilfe empfängt, negativ aus und verursacht unnötigen Stress. Wählen Sie jemanden, der sich freiwillig meldet oder mit der Arbeit und/oder der Kollegin keine Probleme hat.

Herausforderungen

Bemühen Sie sich um eine Aufnahme der Arbeitsweise des anderen – ansonsten ist die Hilfe wenig wert und führt dem Hilfeempfangenden eventuell noch Insuffizienz vor Augen. Unterstützen Sie mit Freude und dauerhaft und ohne Unterbrechung.

Achtung: Das Image des Retters und Helfers wird man nicht mehr los und man vernachlässigt gerne vor lauter Hilfestellung seine eigenen Bedürfnisse, darum setzen Sie sich rechtzeitig eigene Grenzen.

4. „Geschenke“ (Tangible Gifts)

Passende Gesten, Aufmerksamkeiten, die von Herzen kommen und persönlich sind – es kommt nicht auf die „Größe“ des Geschenks an. In dieser Sprache geht es nicht in erster Linie um Geldgeschenke – sie zählen hier aber definitiv mit. Ihr Gegenüber muss Ihnen wichtig sein, damit Sie auch schenken wollen. Bitte keinesfalls Standardgeschenke oder -gesten – Blumen und/oder Wein eignen sich nicht immer.

Fragen auf dem Weg zum passenden Geschenk

Welche Hobbys hat mein Mitarbeiter? Was ist das Lieblingsrestaurant? Welche kulturellen Ereignisse werden bevorzugt? Wo shoppt mein Gegenüber am liebsten? Hat mein Gegenüber häufiger schon Wünsche geäußert? Womit würde sich mein Gegenüber selbst beschenken/belohnen/trösten?

Beispiele für die Umsetzung

  • Was kann die Praxis günstiger oder kostenlos bekommen?

  • Zu welchen Events hat die Praxis leichteren Zugang?

  • Platzieren Sie kleine Gesten zu Geburtstagen, Ostern, Nikolaus, Weihnachten auf dem Schreibtisch oder im Spind.

  • Verschicken Sie handgeschriebene Geburtstagskarten mit persönlichen Worten.

  • Besorgen Sie Eis an heißen und Pizza an langen Tagen.

  • Beschaffen Sie für jedes Teammitglied ein Notiztagebuch mit persönlicher Widmung und unterschiedlichen Einbänden.

  • Achten Sie auf kleine Alltagsgesten wie Lächeln, Tür aufhalten, Herabgefallenes aufheben.

  • Geldgeschenke oder Zuzahlungen zum Fitness-Studio für alle Mitarbeiter und Praxis-Events sind ebenfalls schöne Optionen.

In der nächsten Praxisflüsterer-Kolumne wird die Trilogie abgeschlossen. Bitte schreiben Sie mir eine E-Mail, wenn Sie weitere Fragen haben. Zur Orientierung, wo Sie gerade stehen, kann ich immer eine Mitarbeiterbefragung empfehlen. Dies ist sowieso ein unerlässliches Tool im Bereich der Mitarbeiterführung und -bindung.

In diesem Sinne ...
Ihr Christian Henrici

zusammen mit Consultant Melanie Nitschke,
Mitglied im Praxisflüsterer-Team

Henrici@opti-hc.de, www.opti-hc.de

Christian Henrici

Dipl. Kfm. Christian Henrici ist seit 2006 Gründer und Geschäftsführer der OPTI health consulting GmbH, die nach eigenen Angaben seit 2006 rund 3.000 Zahnarztpraxen in Deutschland beraten hat. Henrici ist Lehrbeauftragter und Referent für Controlling, Personal und Businessplanung. Als Autor erschien von ihm im Quintessenz-Verlag das Buch „Wer braucht schon gutes Personal? – Erfolgreich führen in der Zahnarztpraxis“. Christian Henrici schreibt Fachbeiträge zu den Themen Betriebswirtschaft, Organisation und Führung & Personal in der Zahnarztpraxis und seine regelmäßige Kolumne in den zm.

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