Bayerischer Zahnärztetag 2021

Zum Langzeitgeheimnis einer PAR-Therapie

Im Zentrum des Bayerischen Zahnärztetags 2021 stand die parodontale Versorgung im Zeichen der neuen PAR-Richtlinie – von den Referenten gefeiert als Meilenstein. Wer nicht in München sein konnte, verfolgte auch in diesem Jahr per Livestream das üppige Programm.

Die neue Richtlinie ist ein versorgungstechnischer Meilenstein”, sagte Oralchirurg Dr. Georg Bach, Freiburg im Breisgau, in seinem Vortrag zum Thema „Die neue PAR-Richtlinie in der GKV“. Selten sei es gelungen, nahezu alle Vorstellungen und Vorhaben aus der Zahnmedizin in eine Richtlinie einzubringen. Ablesbar sei das insbesondere an der Einführung einer systematischen Nachsorge, der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT). Endlich werde die Vor- und Nachsorge tatsächlich honoriert. Mit den neuen Möglichkeiten stünden die Praxen jetzt vor der Herausforderung, die passende Infrastruktur für die Versorgung zu schaffen, sagte Bach.

„Parodontale Therapie: Mit Stahl, Strahl oder Tablette?“ – dieser Frage näherte sich Prof. Dr. Ines Kapferer-Seebacher, Innsbruck, anhand des Beispiels einer 28-jährigen, adipösen Patientin mit Parodontitis im Stadium IV und Grad C. Küretten, Scaler und Airscaler – wann und bei wem und wofür? Kapferer-Seebacher gab einen Überblick über die Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit und den aktuellen Stand der Erkenntnisse. „Entscheidend für den Langzeiterfolg sind die Kontrolle der Lebensumstände und die Mundhygieneinstruktion!“, betonte die Referentin und gab den Zuhörern Tipps mit auf den Weg.

Prof. Dr. Johannes Einwag, Stuttgart, sprach zur „Prävention der Wurzelkaries – Die neue Herausforderung“. Da immer mehr Patienten heute mit ihren eigenen Zähnen alt werden, bedeute dies für den präventiv denkenden Zahnmediziner die intensive Beschäftigung mit neuen Herausforderungen wie der Wurzelkaries. So stieg zwischen 1997 und 2014 auf das Bevölkerungsniveau bezogen die Zahl der unbehandelten Wurzelkariesflächen von 21 auf 70 Millionen. 

Resektiv, regenerativ oder kombiniert?

Zum Auftakt am zweiten Kongresstag zeigte PD Dr. Kristina Bertl, Fachbereich Orale Chirurgie der Abteilung für Parodontologie der Universität Malmö, schwere Periimplatitis-Fälle. Dabei stelle sich die PAR-Behandlung meist als komplex dar: „Es gibt bislang keinen Konsens, was als effektivste Therapiemethode anzusehen ist.“ Derzeitige Konzepte empfehlen, mit einer antiinfektiösen, nichtchirurgischen Therapie zu beginnen, oft gefolgt von einer chirurgischen Behandlungsphase – je nach Ausgangslage resektiv, regenerativ oder kombiniert.

Prof. Dr. Johan Wölber aus Freiburg begann mit der Frage: „Steckt in der UPT das Langzeitgeheimnis der erfolgreichen PAR-Therapie?“ Seine Antwort: Ja, eine dauerhafte und regelmäßige Nachkontrolle, bei der man lange Einfluss auf den Patienten nehmen kann, könne eine verbesserte Parodontitis halten. „Die Kommunikation zu fördern, macht auch hier Sinn und nun wird sie in der neuen PAR-Leitlinie zum ersten Mal bewusst honoriert.” Er betonte die Selbstwirksamkeit als einen gesundheitspsychologischen Ansatz. Eine mitgebrachte Studie belege: „Die UPT ist in den zehn Jahren nach der Behandlung mit der wichtigste Faktor, um eine erneute Verschlechterung und sogar Zahnverlust vorzubeugen. Daher ist der Recall so wichtig.“

Bildergalerie zum Bayerischen Zahnärztetag aufzm-online.de.

Der Bayerische Zahnärztetag vom 21. bis 23. Oktober in München stand unter dem Leitthema „Parodontologie 2021“. Veranstaltet wurde der Fortbildungskongress von der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) in Kooperation mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB) – unter der Leitung von Kammerpräsident Christian Berger. Partner für das wissenschaftliche Programm waren die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) und die Österreichische Gesellschaft für Parodontologie (ÖGP).

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