Interview mit Klaus Harbers zur Paro-Informationskampagne

„Auch in der Kommunikation macht die Dosis das Gift“

Die neue Informationskampagne der Bundeszahnärztekammer arbeitet mit durchaus provozierenden Motiven. Klaus Harbers von der Agentur No Drama hat die Kampagne mitentwickelt. Er erklärt, warum dies aus seiner Sicht der richtige Weg ist und warum ausschließlich digitale Kanäle bespielt werden.

Herr Harbers, welches Ziel hat die von Ihrer Agentur No Drama für die Bundeszahnärztekammer und die Landeszahnärztekammern entwickelte Informationskampagne zur Parodontitis?

Klaus Harbers: Parodontitis ist eine unterschätzte Volkskrankheit. Viele Menschen kennen weder die Symptome noch die Wechselwirkungen mit anderen Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes. Die Informationskampagne soll die erwachsenen, vor allem die älteren, Bevölkerungsgruppen für die Symptome und Risiken einer Parodontitis sensibilisieren und die Früherkennung fördern.

Welche Rolle spielt der Paro-Check bei der Kampagne?

Der Paro-Check ist ein zentrales, interaktives Kampagnenelement. Alle Kommunikationsmaßnahmen lenken auf die Webseite paro-check.de. Jeder kann dort schnell und unkompliziert den Paro-Check machen. Der Check ersetzt allerdings nicht den Zahnarztbesuch. Wer Krankheitssymptome hat, sollte auch den Profi-Check in der Praxis machen. Man bekommt durch den Paro-Check einen Impuls, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Die Kampagne arbeitet mit Bildmotiven, die durchaus provozierend beziehungsweise je nach Sichtweise auch abstoßend wirken können. Warum haben Sie diese Motive gewählt?

Jeden Tag prasseln mehrere Tausend Werbebotschaften auf uns ein. Die Motive müssen irritieren, sonst schaut keiner hin. Fisch, Zwiebeln und Käse sind ja Lebensmittel, die bekannt für möglichen Mundgeruch sind. Die Eröffnung eines Fischrestaurants würde man sicherlich anders bewerben, aber für den Zweck der aufmerksamkeitsstarken Aufklärung haben wir eine gute Balance gefunden.

Kann das nicht auch abschreckend wirken, so dass sich Betrachter gerade nicht mit dem unangenehmen Thema Parodontitis befassen möchten?

Das glaube ich nicht. In der Kommunikation ist es wie in der Medizin: Die Dosis macht das Gift. Wir haben im kreativen Entwicklungsprozess mit dem Gedanken gespielt, eine Parodontitis im fortgeschrittenen Stadium zu zeigen. Das haben wir aber sofort verworfen, denn das wäre wirklich abschreckend gewesen.

Wo wird die Kampagne überall gezeigt?

Die Kampagne läuft ausschließlich digital und schon jetzt zeigt sich anhand der Zugriffsdaten, dass dies der richtige Weg ist. Vor allem der Kurzfilm, der das Thema mit einer Prise Humor würzt, kommt sehr gut an. Die Motive sind auf Nachrichtenportalen und Social-Media-Kanälen wie Facebook zu sehen, der Kurzfilm läuft auf YouTube und auf Nachrichtenportalen mit Bewegtbild-Content. Begleitet wird die Kampagne durch kontinuierliche Pressearbeit, der digitale Heimathafen ist paro-check.de.

Warum setzt die Kampagne ausschließlich auf digitale Kanäle?

Zwei Gründe: Erstens, das Leben verlagert sich immer stärker in den digitalen Raum und die Pandemie hat diesen Trend noch einmal verstärkt. Der zweite Grund: Effizienz. Digitale Kanäle ermöglichen eine zielgruppengenaue Aussteuerung der Kampagne, diese Präzision ist bei Print-Anzeigen und Plakaten nicht möglich. Die Streuverluste sind dort deutlich höher, das heißt, man erreicht zu viele Menschen, die gar nicht im Fokus der Aufklärung stehen.

Für welchen Zeitraum ist die Informationskampagne angesetzt?

Die Kampagne verläuft in mehreren Wellen und setzt Akzente bis Ende dieses Jahres.

Wie können Zahnärztinnen und Zahnärzte mithelfen, die Informationen zur Parodontitis nach außen zu tragen?

Die Zahnärztinnen und Zahnärzte sind ideale Botschafter der Kampagne und viele sind selbst sehr aktiv, sei es mit eigener Webseite, Facebook- und Twitter-Kommunikation oder der Gestaltung ihrer Praxisräume. Ihnen werden wir Materialien bereitstellen, womit sie über ihre Kanäle auf die Symptome und Risiken einer Parodontitis informieren können.

Es sollen weitere Facharztgruppen eingebunden werden. Weshalb?

Inhaltlich ist dieser Ansatz durch die noch zu geringe Bekanntheit der Wechselwirkungen von Parodontitis mit anderen Krankheiten begründet. Aus kommunikativer Sicht gilt: Je mehr Menschen aus unseren Zielgruppen wir erreichen und überzeugen, desto besser. 

Das Gespräch führte Sascha Rudat.

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