Studie „Inside Heilberufe“

Familie UND finanzielle Sicherheit haben Priorität

Die Pandemie hat das Privatleben der Heilberufler stark beeinträchtigt, aber auch deren Wunsch nach Fortbildung und fachlichem Austausch befeuert. Die Familie steht zwar noch ganz oben, doch nehmen materielle Werte stark an Bedeutung zu. Das zeigt die neue Studie „Inside Heilberufe“ der Apotheker- und Ärztebank (apoBank).

Die Pandemie hat die Prioritäten verschoben. Den höchsten Stellenwert hat nach wie vor das Familienleben, mit 92 Prozent ist es den Befragten aber nur minimal wichtiger als finanzielle Sicherheit – der Wert lag 2016 bei 85 Prozent und ist auf 91 Prozent gestiegen. Wichtiger finden die Heilberufler auch ein hohes Einkommen und den Lebensstandard (von 58 Prozent auf 65 Prozent), Eigentum (von 56 Prozent auf 64 Prozent) oder die Vermögensbildung (von 55 Prozent auf 64 Prozent).

Auf die Frage nach den Gründen für diese Verschiebung sehen nur 14 Prozen einen Zusammenhang mit der Corona-Krise. Was die Auswirkungen der Pandemie betrifft, so hat vor allem das Privatleben gelitten: Die Befragten fühlen sich beim Reisen (80 Prozent), in ihrer Freizeit (60 Prozent), bei gesunder Lebensweise und Fitness (37 Prozent) sowie im Familienleben (31 Prozent) und bei ihrem gesellschaftlichen Engagement (28 Prozent) beeinträchtigt. Negative Folgen auf ihre berufliche Karriere sehen hingegen lediglich 9 Prozent. 

Jeder fünfte Angestellte plant eine Niederlassung

Nach den Vorhaben für die nächsten drei Jahre befragt, nennen 22 Prozent der angestellten Heilberuflerinnen und Heilberufler die Niederlassung beziehungsweise Selbstständigkeit, insgesamt plant ein Drittel einen Karrieresprung, für genauso viele steht aber auch Kindererziehung auf der Agenda. Die im Schnitt älteren Niedergelassenen haben andere Pläne: Für 29 Prozent steht die Vorbereitung auf den Ruhestand an und damit die Abgabe der eigenen Praxis oder Apotheke. 27 Prozent planen, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Methodik

Für die Studie „Inside Heilberufe“ wurden im Auftrag der apoBank 503 Heilberuflerinnen und Heilberufler durch das Kölner Institut DocCheck Insights online befragt: 100 Ärzte, 103 Zahnärzte, 100 Fachärzte, 100 Apotheker sowie 100 Medizin-, Zahnmedizin- oder Pharmaziestudierende ab dem 6. Semester. Die Stichprobe setzt sich zu gleichen Anteilen aus angestellten und selbstständigen Berufstätigen zusammen. Ziel der Befragung ist die kontinuierliche Erfassung der Veränderungen bei Zielen, Werten und Wünschen von Heilberuflerinnen und Heilberuflern seit 2016.

Zum Geschlechtervergleich: Die Mehrheit der befragten Frauen ist angestellt, die der Männer niedergelassen – entsprechend unterschiedlich ist die Karriereplanung. Während jede vierte Heilberuflerin einen Karrieresprung plant, haben dies nur 15 Prozent der männlichen Kollegen vor. Dabei strebt ein Drittel der Frauen eine Anstellung außerhalb des Klinikbetriebs an, 13 Prozent wollen sich niederlassen.

Dringendster Wunsch ist Weniger Bürokratie

Der Wunsch nach weniger Dokumentations- und Verwaltungsarbeit bleibt weiterhin ganz oben auf der Liste, vor allem für Selbstständige (91 Prozent). Zwei Drittel der Befragten wünschen sich auch mehr Zeit für die Patienten.

Pandemiebedingt haben vor allem der Wunsch nach mehr Austausch mit Kolleginnen und Kollegen (von 44 Prozent auf 56 Prozent) sowie der Wunsch nach mehr Fort- und Weiterbildung (von 46 Prozent auf 48 Prozent) zugenommen. Gerade bei Selbstständigen ist offenbar der Bedarf an Weiterbildung deutlich gestiegen (von 29 Prozent auf 48 Prozent).

Allmählich werden digitales Datenmanagement und innovative Gesundheitsleistungen für immer mehr Heilberufler notwendig: Im Vergleich zu 2019 ist der Anteil derer, die sich mehr davon wünschen, um 9 beziehungsweise 8 Prozentpunkte gestiegen. Dabei gibt es einen großen Unterschied, ob sie als Angestellte oder als Selbstständige arbeiten: Für die Niedergelassenen scheint die Digitalisierung der Praxis weiterhin ein ambivalentes Thema zu sein, 38 Prozent wünschen sich weniger digitales Datenmanagement – 29 Prozent mehr. 

Für Studierende soll der Patient im Fokus stehen

Auf die Frage nach den Wünschen für die berufliche Zukunft nennen drei Viertel der Studierenden zuerst genug Zeit für die Patientenschaft. Es folgen Weiterbildung sowie eine freie und flexible Arbeitszeitgestaltung. Der fachliche Austausch ist für knapp die Hälfte relevant, erst danach kommt ein hohes Einkommen.

Bis es soweit ist, müssen die Studierenden jedoch erst ihr Studium bewältigen – doch das scheint in den vergangenen Jahren zunehmend frustrierend zu sein: Die Zufriedenheitswerte sind seit 2016 von 71 auf 44 Prozent zurückgegangen, 22 Prozent der Studierenden sind ausdrücklich unzufrieden. Das liegt auch an der Pandemie: 62 Prozent geben an, dass das Studieren in dieser Zeit viel schwieriger war.

Frust wegen Baustellen im Gesundheitswesen

Die Baustellen im Gesundheitswesen sind nach Ansicht der Befragten vor allem der Fachkräftemangel (67 Prozent), die Bürokratie (56 Prozent) und die Finanzierung des Gesundheitswesens (34 Prozent). Das hier wenig passiert, sorgt für Unzufriedenheit.

Insgesamt nimmt seit 2016 die Zufriedenheit mit der Arbeitssituation kontinuierlich ab. Als zufriedenen bezeichnen sich aktuell 51 Prozent der Heilberufler, 2016 waren es noch 62 Prozent. Gleichzeitig blieb der Anteil derjenigen, die ausdrücklich unzufrieden sind, seit 2019 mit 15 Prozent unverändert.

Dennoch ist der Anteil an Ärzten, die ihren Beruf weiterempfehlen würden, im Vergleich zu 2019 gestiegen. Auch Zahnärzte blicken wieder optimistischer in die Zukunft: 60 Prozent würden ihren Beruf weiterempfehlen – das sind 19 Prozentpunkte mehr als noch vor drei Jahren. Hier finden Sie die ganze Studie.

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