Repräsentative Umfrage zum Jobwechsel

Warum Arbeitnehmer kündigen

Schlechte Bezahlung, kein Spaß an der Arbeit, mangelnde Entwicklungsperspektiven und schwierige Chefs: Das sind laut einer repräsentativen Umfrage für Arbeitnehmer die Top-4-Kündigungsgründe. Die Ergebnisse geben aber auch Hinweise, wie man das Ruder wieder herumreißen kann: Wichtig sind Fairness, ein gutes Arbeitsklima und Loyalität.

Zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland stellen ihrem Arbeitgeber ein gutes Zeugnis aus. Gleichzeitig verneint fast ein Viertel die Frage, ob sie sich heute nochmals bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber bewerben würden, 11 Prozent waren sich „nicht sicher”. Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey unter 2.500 Beschäftigten.

„Für die große Mehrheit der Unternehmen sind diese Zahlen ein toller Vertrauensbeweis”, kommentiert DEBA-Geschäftsführer Reiner Kriegler die Ergebnisse. Er warnt jedoch vor zu großer Selbstzufriedenheit. „Wir erleben gerade eine Zeitenwende am Arbeitsmarkt. Es gehen mehr Leute als nachkommen, die Personaldecke wird überall immer dünner. In einer solchen Situation muss ein Arbeitgeber um fast jede Person kämpfen und kann es sich nicht leisten, dass ein Drittel der Leute potenziell abgeworben werden kann.”

Die Zahl der im Gesundheitswesen Beschäftigten steigt – mit Ausnahme von Arzt- und Zahnarztpraxen. Jede dritte Arztpraxis in Bremen und Bremerhaven muss runterfahren, weil sie nicht genügend MFA hat.

Erfragt wurden in der Studie auch die Gründe, warum der aktuelle Arbeitgeber so kritisch gesehen wird. Die Ergebnisse:

  • 37,3 Prozent wünschen sich eine bessere Bezahlung,

  • 24,8 Prozent der Befragten nennen „fehlenden Spaß an der Arbeit”,

  • 23,3 Prozent „mangelnde Weiterentwicklungsperspektiven”,

  • 23,1 Prozent „schwierige Vorgesetzte”,

  • 15,6 Prozent „mangelnde Identifikation mit dem Arbeitgeber” und

  • 6,5 Prozent „unsichere Zukunft des Unternehmens”.

14 Prozent aller Beschäftigten haben innerlich bereits gekündigt und 69 Prozent nur eine geringe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber. Die Wechselbereitschaft ist also auf einem Höchststand.

Was aber ist ein guter Arbeitgeber?

Welche Merkmale aus Sicht der Beschäftigten einen guten Arbeitgeber auszeichnen, hat die Studie ebenfalls untersucht:

  • 59,3 Prozent erwarten einen „fairen Umgang mit Beschäftigten”,

  • 55,6 Prozent ein positives Arbeitsklima,

  • 43,9 Prozent, dass der Arbeitgeber auch in Krisenzeiten zu seinem Team hält,

  • 27,9 Prozent, dass der Arbeitgeber die persönliche Entwicklung fördert,

  • 24,3 Prozent ist Flexibilität von Arbeitszeit und -ort wichtig und

  • 20,9 Prozent nennen ein besseres Gehalt im Vergleich zu den Wettbewerbern.

Beschäftigte, die kein Studium, sondern eine Berufsausbildung absolviert haben, sind dabei deutlich kritischer: Fast jeder zweite (47,2 Prozent) würde sich nicht noch einmal bewerben und „überdurchschnittliche 19,1 Prozent sehen eine mangelnde Identifikation mit dem Arbeitgeber als einen der Hauptgründe für Jobwechsel im Kollegenkreis”, schreiben die Autoren.

Mehr als jeder Vierte (26,3 Prozent) hält „mangelnde Weiterentwicklungsperspektiven” für einen Jobwechsel-Grund. Und der faire Umgang mit Beschäftigten ist dieser Gruppe noch einmal wichtiger. Fast drei Viertel (72,3 Prozent) sehen darin ein Merkmal eines guten Arbeitgebers.

An der im Auftrag der Deutschen Employer Branding Akademie (DEBA) von Civey durchgeführten Online-Umfrage Anfang September nahmen 2.500 Beschäftigte aller Branchen teil.

Bewerber ghosten Arbeitgeber

Dass sich der Arbeitsmarkt komplett gedreht hat, lässt sich auch an einem neuen Phänomen ablesen: Immer häufiger brechen KandidatInnen im Bewerbungsprozess den Kontakt zu ihrem potenziell künftigen Arbeitgeber ohne Erklärung ab. Sie „ghosten“ die Firma – ein Verhalten, das in den Nullerjahren eher die Stellenanbieter an den Tag legten.

Bei einer Befragung der Jobbörse Indeed und des Marktforschungsinstituts Appinio gaben knapp 56 Prozent von 400 PersonalerInnen an, dass das Ghosting durch Job-AnwärterInnen in den vergangenen Monaten zugenommen habe. Knapp ein Drittel beobachtet Ghosting durch BewerberInnen mindestens einmal pro Monat, ein Viertel sogar einmal pro Woche. Nur gut sieben Prozent der Befragten berichten, dass sie noch nie von einem solchen Kontaktabbruch betroffen waren. Dabei tritt das Phänomen häufiger bei Voll- und Teilzeitstellen auf, seltener bei Führungspositionen oder Ausbildungsplätzen. Laut Umfrage ghosten zudem Männer etwas häufiger als Frauen.

Für die betroffenen Unternehmen ist der neue Trend in mehrerlei Hinsicht ein Problem. Er führt laut den Befragten zu Mehrarbeit (60 Prozent), Mehrkosten (41 Prozent), Arbeitskräftemangel (35 Prozent) und Absagen anderer BewerberInnen (33 Prozent).

Gefragt nach den Maßnahmen, mit denen die Unternehmen dem Ghosting begegnen, gaben 37 Prozent der Befragten an, dass sie den Bewerbungsprozess verkürzen und BewerberInnen schneller eine Rückmeldung geben – das gilt sowohl für die Eingangsbestätigung als auch für die Rückmeldung nach dem Bewerbungsgespräch. Weitere Maßnahmen sind eine persönliche Ansprache per Telefon (30 Prozent), mehr Transparenz im Auswahlverfahren (27 Prozent) und eine kontinuierliche Befragung der Bewerberzufriedenheit (16 Prozent).

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