Leitlinie zu Zahnimplantaten bei Diabetes mellitus

Erst einstellen, dann implantieren

Durch die steigende Prävalenz des Diabetes mellitus und der Verbreitung der Implantologie kommt es immer häufiger zu dem Fall, dass Diabetiker den Wunsch nach der Implantatinsertion äußern. Diabetes mellitus galt lange Zeit als relative Kontraindikation für eine Implantatinsertion, in den letzten Jahren wurden jedoch mehrere Studien publiziert, die diese Kontraindikation in Frage stellen. Eine neue S3-Leitlinie ordnet die Empfehlung zur Implantation genauer ein.

Es ist bekannt, dass Patienten mit Diabetes mellitus häufiger und schwerer von Parodontitis betroffen sind [Bascones-Martinez et al. 2014]. Lange Zeit galt die Erkrankung als eine relative Kontraindikation für die dentale Implantologie, da auch hier von Störungen der Wundheilung und knöchernen Integration ausgegangen wurde. Auch eine erhöhte Rate an Periimplantitis und Implantatversagen wurde postuliert.

Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Gesellschaft für Implantologie eine S3-Leit-linie, entsprechend dem Regelwerk der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), entwickelt. Folgende evidanzbasierte State- ments liegen dieser zugrunde:

• Die dentale Rehabilitation mit Zahn- implantaten bei Patienten mit Diabetes mellitus stellt ein sicheres und vorhersag- bares Verfahren dar.

• Patienten mit schlecht eingestelltem Diabetes mellitus scheinen eine verzögerte Osseointegration nach der Implantation aufzuweisen. Nach einem Jahr scheint es jedoch keinen Unterschied in der Implantatstabilität zwischen Diabetikern und gesunden Personen zu geben, auch nicht bei schlecht eingestelltem HbA1c.

• Diabetes mellitus scheint in den ersten Jahren kein erhöhtes Risiko für periimplantäre Entzündungen darzustellen. Im Gegensatz dazu scheint das Risiko für periimplantäre Entzündung mit steigender Dauer nach der Implantation anzusteigen.

• Die Überlebensraten von Implantaten zeigen bei Diabetikern in Studien von bis zu sechs Jahren keine signifikanten Unterschiede zu Nicht-Diabetikern, in einem Beobachtungszeitraum bis zu 20 Jahren ist eine reduzierte Implantat-Überlebensrate bei Diabetikern erkennbar.

• In der Literatur finden sich keine Hinweise darauf, dass Augmentationsverfahren wie guided bone regeneration und Sinuslift eine höhere Komplikations- und Fehlerrate bei Patienten mit gut eingestelltem Diabetes mellitus aufweisen.

• Es liegen Hinweise vor, dass eine adjuvante Therapie mit prophylaktischer Gabe eines Antibiotikums und Anwendung chlor- hexidinhaltiger Mundspülungen den Behandlungserfolg verbessert.

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter

Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.