Kinder putzen so (schlecht) wie ihre Eltern
Kinder und Erwachsene putzen ihre Zähne in der Regel mehrmals täglich, dennoch verbleiben häufig größere Mengen Plaque auf den Zahnflächen. Woran das liegt, haben Forschende des Instituts der Medizinischen Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen mit Zahnmedizinern der Universität Marburg in zwei Studien untersucht. Die Ergebnisse wurden im Journal BMC Oral Health veröffentlicht.
Für die Studie wurden die Eltern mit ihrem Nachwuchs beim Zähneputzen beobachtet und gefilmt. Dabei interessierte das Team besonders, inwieweit das tatsächliche Zahnputzverhalten (noch) damit übereinstimmt, was gewöhnlich in der Gruppenprophylaxe vermittelt wird: den inneren Zahnflächen besondere Aufmerksamkeit schenken sowie die Innenflächen mit vertikalen und die Außenflächen mit kreisenden Bewegungen putzen. Schrubbende Bewegungen sollen nur den Kauflächen vorbehalten bleiben.
Auch Eltern schrubben vor allem horizontal
Die Daten der zeitgleich durchgeführten Studie des Zahnputzverhaltens der Eltern bestätigten die Vermutung – der Zahnputzvorgang offenbarte bei den Erwachsenen ähnliche Mängel wie bei ihren Kindern. Zwar betrug die Gesamtputzdauer im Durchschnitt über drei Minuten, allerdings fiel auch hier auf, dass insbesondere die Innenflächen unzureichend gereinigt wurden. So wurde beobachtet, dass 30 Prozent der Probanden mindestens einen Sextanten von oral überhaupt nicht putzten. Auch die vertikalen Bewegungen wurden nicht von allen Eltern ausgeführt – zumeist standen horizontale Schrubb-Bewegungen im Vordergrund.
Es zeigte sich eine Tendenz zur vorwiegenden Reinigung der sichtbaren Zahnflächen. Die Ineffektivität der Zahnpflege spiegelte sich in einem durchschnittlich hohen Plaqueindex nach der Reinigung wider, wobei auffiel, dass insbesondere der Zahnfleischsaum nicht richtig gereinigt oder gar nicht einbezogen wurde.
Eltern taugen auch als schlechtes Vorbild
Die Forschenden räumen einige Limitationen ein, die bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen seien. Die Kohorte sei verhältnismäßig klein, was dem Aufwand der Videoanalysen der einzelnen Probanden geschuldet sei. Auch war deren Bildungsniveau vergleichsweise hoch, obgleich deren Mundgesundheit im Bundesdurchschnitt lag. Außerdem war die Anzahl der Probandinnen bei den Eltern überdurchschnittlich hoch. Zudem wurde allen Teilnehmenden die nach ihren Möglichkeiten bestmögliche Putzleistung abverlangt. Daraus könne man schließen, dass das Zahnputzverhalten im Alltag weniger sorgfältig sei, so die Forschenden.