„Plötzlich wollte ich nur noch raus“
Die Zahnärztin ist an diesem 20. November 2020 die dritte Behandlerin und eine von vielen Ansprechpartnern, die bei DrSmile für S. bis dahin zuständig waren. S. kennt sie wie alle übrigen nur beim Vornamen, aber immerhin schon von einem freiwilligen Zwischentermin vier Monate zuvor. Damals hatte die Zahnärztin sie noch bestärkt, die Aligner trotz Schwierigkeiten mit der Okklusionsproblemen bis zum Ende des Behandlungsplans zu tragen. Doch anders als noch im Sommer 2020 ist die Behandlerin nun gar nicht entspannt, sondern „entsetzt von dem offenen Biss“, erinnert sich S. „Meine hinteren Backenzähne berührten sich nur teilweise auf den Ecken und ich hatte sonst keine Kontaktpunkte.“

Als die Zahnärztin sie aber bat, auch die übrigen 16 Alignersätze vorbeizubringen, um diese zu kürzen, war S. beunruhigt. Die Verunsicherung wuchs, als zwei ZFA, mit denen S. infolge der Übergabe der Aligner in Kontakt hatte, ihre Irritation zum Ausdruck brachten. Am Ende vertraute S. aber dem Vorgehen ihrer Behandlerin. So wie schon jener Zahnärztin, die seinerzeit die Befundung übernommen hatte.
Heute weiß S., dass sie besser schon vor oder während der Behandlung hätte skeptisch werden sollen. Anlässe gab es reichlich: Ein beim Ersttermin angefordertes Röntgenbild wollte plötzlich niemand mehr sehen. Gleichzeitig schwärmten alle ZFA wie auch die Erstbehandlerin von DrSmile, gaben sogar an, selbst Kundinnen zu sein, ein DrSmile-Kundenbetreuer wiederum drängte die junge Frau telefonisch zum fast 3 .000 Euro teuren Vertragsabschluss. Und die einzige Reaktion auf ihre dokumentierten Beschwerden war das Kürzen der Aligner.
Einsicht in ihre Patientenakte hat S. nach eigener Aussage von DrSmile bis zum heutigen Tag nicht erhalten. Jetzt lässt sie sich von Rechtsanwalt Stephan Gierthmühlen juristisch vertreten.