47. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie e.V.

ADT bringt Klarheit – nicht nur in IDS-Jahren

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Industrie
Zukunftsweisende Prothetiklösungen standen im Mittelpunkt der 47. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie e. V. (ADT), die vom 31. Mai bis 2. Juni 2018 im schwäbischen Nürtingen stattfand. Mehr als 1000 Akteure – Zahntechniker, Zahnärzte, Wissenschaftler und Vertreter der Industrie – machten die Tagung zum Erfolg.

In fünf Workshops und mehr als 30 Vorträgen gaben renommierte Referenten und Referentinnen einen Überblick über die aktuellsten Entwicklungen und Neuheiten zum Tagungsthema „Advanced Prothetik“.

Zum zweiten Mal präsentierten im FORUM 25 Nachwuchstalente aus Zahnmedizin und Zahntechnik, welche Themen sie bewegen und was sie für ihren Beruf brennen lässt. In der ausgebuchten Industrieausstellung informierten mehr als 50 Unternehmen über ihre Neuentwicklungen. Neben dem Vortragsprogramm boten die drei Veranstaltungstage Gelegenheit für Fachgespräche und kollegialen Austausch.

Die richtige Mischung macht´s

„Sprachlich“ sei das Tagungsthema ‚Advanced Prothetik‘ zwar „etwas gewagt formuliert“, räumte ADT-Präsident Prof. Dr. Daniel Edelhoff zu Beginn seiner Begrüßung ein. Offenbar kam die „denglische“ Botschaft dennoch an: So viele Teilnehmer wie selten zuvor in einem IDS-freien Jahr folgten der Einladung zur ADT in die Region Stuttgart.

Einmal mehr fanden die ADTler den richtigen Themenmix: „Die Mischung macht’s“, so erklärte eine Zahntechnikermeisterin, seit mehr als 20 Jahren Mitglied, was sie jedes Jahr auf die  ADT zieht. „Diese Mischung aus Zahnmedizin und Zahntechnik wird immer unser Thema sein. Bei der ADT habe ich nie den Eindruck, das eine sei wichtiger als das andere. Wirklich gute Lösungen entstehen nur dort, wo Zahnarzt und Zahntechniker auf Augenhöhe miteinander arbeiten.“

Schwerpunkte des Fachprogramms

Diese Mischung zog sich auch durch die Themen der fünf Workshops und der 28 Vorträge des Hauptprogramms mit seinen Themenschwerpunkten „Innovative Behandlungskonzepte“, „Metallfrei entscheiden im Team“ und „Analog – Digital, was ist ökonomisch?“. Zwar dominierte wie in den Vorjahren der digitale Aspekt in der Planung und Fertigung von Zahnersatz. Spürbar war aber auch, dass Innovationen inzwischen kritischer beurteilt werden. Nicht was machbar ist, ist auch Maßstab: Vielmehr entscheiden der eigene Bedarf, die eigenen Anforderungen über die Wahl der Werkstoffe und Fertigungsprozesse. Was brauche ich wirklich? Wie hilft mir das weiter? Ist das auch wirtschaftlich sinnvoll?

Neben digitaler Workflow-Optimierung, metallfreien Werkstofflösungen und Rentabilitätsbetrachtungen war auch Rückbesinnung spürbar. Beispielsweise auf Fragen zu den Grundlagen der Prothetik, wie sie Ulrich Lotzmann bereits 1981 in seinen „Prinzipien der Okklusion“ beschäftigten.

Was passiert, wenn nach der Modellmontage mit einem bisssperrenden Zentrikregistrat der Artikulator auf Zahnkontakt abgesenkt wird? Wie wirkt sich diese rein mechanische Änderung auf den Zahnersatz und das dynamische Kiefergelenk aus? Zwar lassen sich inzwischen Fehler über spezielle Softwarelösungen dreidimensional darstellen – allerdings sind auch heute noch nicht alle Fragen gelöst.

Ihre Rolle als Kompass im Dentalmarkt spielte die Tagung auch in diesem Jahr. So brachten Experten aus Zahnmedizin, Zahntechnik und Forschung die ADT-Gemeinschaft auf den neuesten Stand. Sie erhielt u. a. ... Hilfestellung bei der Entscheidung, welche Fertigungsmethode – Eigen- oder Fremdfertigung – zur eigenen Betriebsstruktur passt; ... einen Überblick über die mittlerweile auf dem Markt verfügbaren Zirkoniumoxid-Generationen; ... Erfahrungswerte zur Einsatzvielfalt von 3-D-Druckern – aus der Sicht des Zahnarztes und des Zahntechnikers; ... neueste Erkenntnisse zum aktuellen Stand der digitalen Totalprothetik und zum sinnvollen Einsatz digitaler Technologien in der Implantatprothetik.

Tipp:

Kurzfassungen der Vorträge stehen unter www.ag-dentale-technologie.de zum Download bereit.

Keine zweite Chance für den ersten Eindruck?

Schnell hatte Festrednerin Monika Matschnig den Kontakt zu ihren Zuhörern hergestellt. Und dass man sich auch Wochen nach ihrem Auftritt noch an Details ihrer Präsentation „Körpersprache des Erfolgs“ erinnert, dafür sorgt ihre Methode. Unterhaltsam verpackt „serviert“ sie die Informationen, durch den Dialog mit ihren Zuhörern bleiben sie und ihre Botschaften in lebhafter Erinnerung.

In ihrem inspirierenden und interaktiven Vortrag zeigte die diplomierte Psychologin, Expertin für Körpersprache und ehemalige Leistungssportlerin, was Gesten über einen Menschen und seine Haltung aussagen. Viel wichtiger noch: Sie gab auch sofort umsetzbare Tipps, wie sich unsere Körpersprache verbessern und damit die Wirkung unserer Leistungen optimieren lässt – sowohl im Beruf wie auch privat.

Erfolgreiche Nachwuchsförderung im FORUM 25

Mit stehendem Beifall würdigte das Auditorium im großen Saal die Leistung von Ha Thu Tra Nguyen. Mit der vietnamesischen Jungreferentin hatte es erstmals eine Siegerin des ADT Young Talent Award aus dem Vorjahr in das Hauptprogramm geschafft.

Die junge Absolventin des Studiengangs Dentalhygiene und Präventionsmanagement hatte die Ergebnisse einer Untersuchung zur Zahngesundheit von Kindern in einer Bergregion von Vietnam zusammengetragen und ausgewertet. Aus den Daten hatte sie ein Dentalhygiene-Konzept für Entwicklungsländer in Asien abgeleitet, das für mehr staatliche Unterstützung bei der Förderung der Zahngesundheit wirbt.

Auch in diesem Jahr lag das Niveau der Präsentationen im FORUM 25 beeindruckend hoch. Unter der Ägide von PD Dr. Jan-Frederik Güth und ZTM Hans-Jürgen Stecher entwickelten die Nachwuchsreferentinnen und -referenten eine respektable Ernsthaftigkeit und Zielorientierung bei der Bearbeitung ihrer Themen.

Der Themenrahmen war breit gesteckt: von der Ausbildungssituation in der Zahntechnik über die enge Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Zahntechniker bei implantatgetragenen Totalrehabilitationen bis zu Epithetik und den Chancen und Begrenzungen bei der dentalen Bildung.

"ADT Young Talent Award 2018"

Bei der Nominierung zum „ADT Young Talent Award“ entschied sich die Jury für das Referentinnen-Duo Laura Burlein und Pia Gauger, beide Lehrlinge im zweiten Ausbildungsjahr. In ihrem Teamvortrag stellten sie den Werdegang ihrer ersten Totalprothese vor – keine übliche Phantomarbeit, sondern für eine reale Patientin. Welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben, wo sie sich besonders gefordert fühlten und was sie daraus gelernt haben, präsentierten sie ihrem Publikum.

Mit einer Portion belgischem Humor

2017 hatte das Auditorium den Teamvortrag der Brüder Luc und Patrick Rutten zum besten Vortrag gewählt. In diesem Jahr waren die beiden Belgier verhindert und konnten sich nicht persönlich für diese Auszeichnung bedanken.

Ihren Dank für die Ehre aus dem Vorjahr übersandten sie, garniert mit einer Portion belgischem Humor, in einer originellen Videobotschaft.

Ehrenmitgliedschaft für Prof. Setz

2001 wählte die Mitgliederversammlung Prof. Dr. Jürgen Setz zum stellvertretenden Präsidenten, 2007 zum Präsidenten – bis ihn 2016 Prof. Dr. Daniel Edelhoff als Nachfolger ablöste. In diesem Jahr ehrte ihn Edelhoff im Namen der ADT-Ehrenkommission für seine langjährigen Verdienste und sein Engagement für die Ziele der ADT sowie seinen besonderen Einsatz und die Verbundenheit zum Zahntechnikerhandwerk mit der ADT-Ehrenmitgliedschaft.

Großes Kino: Bester Vortrag 2018

Auch in diesem Jahr erlebte das Publikum in Nürtingen viele gute und sehr gute Präsentationen. Bei der Wahl des besten Vortrags waren sich die Abstimmenden allerdings weitgehend einig: Die besondere Gunst seiner Zuhörer fand ZTM Jürgen Mehrhof, der mit seiner Präsentation der Frage nachging, ob komplexe Implantatrestaurationen heute komplett digital herstellbar sind.

Mit einer überraschenden Statistik eröffnete er seine Präsentation: dass nämlich die Träger komplexer festsitzender, implantatgetragener Rehabilitationen unzufriedener mit ihrem Zahnersatz sind als die Träger herausnehmbarer Lösungen wie z. B. Steg-Konstruktionen. Vor allem würden mangelhafte Lautbildung, ästhetische Defizite, Speiseretention und komplizierte Reinigung als Einschränkung empfunden.

In seinem auch didaktisch wohldurchdachten Vortrag zeigte der Referent, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, bevor eine sinnvolle Planung vom Ergebnis her, im sog. „Backward Planning“, überhaupt durchführbar ist, um eine ideal ausgeformte, ästhetisch und funktionell perfekte Rekonstruktion maschinell herstellen zu können.

Grandiose Bilder, profunde Expertise, wertvolle Anwendertipps – Stichwort Open-Source-Software – und die perfekte Darbietung zeigten ihre Wirkung beim Publikum. Mit einem Bekenntnis schloss Jürgen Mehrhof seine Präsentation: Auch er müsse bei seiner Arbeit Zeit sparen. Dennoch habe er einen wichtigen Grund, seine Keramikarbeiten von Hand zu schichten: Sie sollen besser sein als die monolithischen Lösungen.

Informationen aus erster Hand sichern den Wissensvorsprung

Bis auf den letzten Platz war die Industrieausstellung ausgebucht. Während der Vortragspausen bot der Besuch an den Ständen eine gute Gelegenheit, direkt mit den Herstellern ins Gespräch zu kommen. Informationen aus erster Hand sind hier die Währung, in der sich Aussteller und Teilnehmer austauschen, und die einen Wissensvorsprung sichern.

Den ausstellenden Unternehmen ging es auch in diesem Jahr nicht um zusätzliche Verkaufsfläche an ihrem ADT-Stand. „Verkaufen tun wir hier nichts“, stellte der technische Leiter eines weltweit agierenden Unternehmens fest, „aber darum geht es hier auch nicht. Uns ist es wichtig, eine besondere Nähe zu den Kunden zu bekommen, die über die normale Beziehung zwischen Vertreter und Kunde hinausgeht.“ So profitieren Aussteller und Besucher gleichermaßen von den Kontakten.

Freundschaftlich-familiär: die ADT-Party

Zünftig und gepflegt bot die ADT-Party am Freitagabend Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, Netzwerke zu pflegen und sich mit Referenten und Kollegen auszutauschen. Geradezu familiär erleben langjährige Teilnehmer die Atmosphäre speziell an diesem letzten Veranstaltungsabend. Kein Wunder, denn viele kommen bereits seit 20 oder mehr Jahren und bilden sozusagen die „Seniorenmannschaft“ der ADT-Familie.

Doch auch auf jüngere Besucher strahlt diese freundschaftlich-informelle Atmosphäre aus, wenn sie die „barrierefreie“ Kommunikation zwischen Alt und Jung, Professor und Lehrling, Meister und Student zum ersten Mal erleben. Strahlkraft genug, um im kommenden Jahr wiederzukommen.

Perfekt organisiert

Auch in diesem Jahr sorgte Organisationschefin Marion Becht und ihr hilfsbereites Team für den rundum perfekten Ablauf der gesamten Veranstaltung. Zwar konnte auch sie den Platzregen zu Beginn der ADT-Party am Freitagabend nicht verhindern, hatte jedoch für diesen Fall im Biergarten des Nürtinger Schlachthof Bräu kurzfristig ein Großzelt aufstellen lassen, sodass ihre Gäste zumindest äußerlich trocken blieben.

40-jähriges Jubiläum – 48. Geburtstag?

Im kommenden Jahr feiert die ADT ihr 40-jähriges Gründungsjubiläum. 40 Jahre ADT heißt: 40 Jahre Tradition & Innovation, 40 Jahre Mensch & Maschine, 40 Jahre Wissenschaft in Labor & Praxis. Nicht alle diese weitgefassten Aspekte kann eine zweieinhalbtägige Tagung vollkommen abdecken. Jedoch schwingen sie stets mit bei den Schwerpunktthemen „Implantatprothetik“, „Funktion & Ästhetik“, die vom 20. bis 22. Juni 2019 die thematische Richtschnur für die Präsentationen bilden.

Den scheinbaren Widerspruch zwischen den Jahren des Bestehens und der Anzahl der Jahrestagungen klärte Präsident Prof. Edelhoff in der Mitgliederversammlung auf: Bei der rechtlichen Gründung des Vereins im Jahr 1979 bestand bereits seit 1971 eine Vorform der ADT. Und anstatt im Gründungsjahr die Zählung bei null zu beginnen, rechnete man die bis dahin gehaltenen „überzähligen“ acht Jahrestagungen einfach hinzu.

Jetzt Vortrag 2019 anmelden

Wer bei der 48. Jahrestagung im kommenden Jahr einem sachverständigen Fachpublikum ein interessantes Thema präsentieren möchte, kann sich bis 31. Oktober 2018 auf der ADT-Homepage www.ag-dentale-technologie.de anmelden.

Mehr Informationen sowie Bilder der diesjährigen und vorheriger ADT-Tagungen gibt es unter

http://www.ag-dentale-technologie.de

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Zukunftsweisende Prothetiklösungen standen im Mittelpunkt der 47. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie e. V. (ADT), die vom 31. Mai bis 2. Juni 2018 im schwäbischen Nürtingen stattfand.

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