Zahnärztliche Lokalanästhesie und Medikation bei Atemwegspatienten
Standardmedikation2,5,6
Bei Anfällen: kurzwirksame inhalative Beta-2-Sympathomimetika (SABA)
Stufenschema Langzeittherapie Asthma bronchiale: Stufe 2+3: entzündungshemmende inhalative Glukokortikoide (ICS); Stufe 3: plus langwirksame Beta-2-Sympathomimetika (LABA); Stufe 4: langwirksame Anticholinergika (LAMA); Stufe 5: LAMA/Antikörper/Biologika
Langzeittherapie COPD: insbesondere LAMA und/oder LABA
Achtung: Individuell auch Kombinationen oder Alternativpräparate möglich
Adrenalinzusatz reduzieren
Eine erhöhte exogene Adrenalinzufuhr durch den Vasokonstriktor kann die Sympathikusstimulation verstärken, v.a. SABA. So können Herz-Kreislaufsymptome auftreten, z. B. hypertensive Krisen.
3,7
Das gilt vor allem bei bereits vorhandenen Komorbiditäten wie der bei COPD-Patienten häufig auftretenden Rechtsherzinsuffizienz (Cor pulmonale). Aus diesen Gründen ist bei der Risikogruppe Atemwegspatienten generell ein reduzierter Adrenalinzusatz von maximal 1:200.000 (z. B. Ultracain D-S) zu verwenden.
8,9
Dies trägt auch zu einem kür-zeren Taubheitsgefühl bei, das bei einigen Patienten ein Gefühl eingeschränkter Atmung hervorruft. Eine bilaterale Leitungsanästhesie sollte ebenfalls vermieden werden.
2,4
Kontraindikationen beachten
Allen katecholaminhaltigen Lokalanästhetika wird Natriummetabisulfit als Antioxidans zugefügt. Eine bekannte Sulfitallergie ist eine absolute Kontraindikation für adrenalinhaltige Präparate.
4,10
Asthma bronchiale stellt eine relative Kontraindikation dar, denn bei bis zu 15 Prozent der Patienten kann Sulfit zu Reaktionen wie Asthmaanfällen oder Schock führen. Auch Methyl-4-hydroxybenzoat kann Überempfindlichkeitsreaktionen und selten Bronchospasmen hervorrufen.
8,10
In diesen Fällen eine Alternative: adrenalinfreies Articain ohne Konservierungsmittel für kurze Eingriffe (z. B. Ultracain D ohne Adrenalin).
11
Präemptive Sedierung1,7,12
Benzodiazepine bei COPD-Patienten (bzw. ASA >3) nur unter Rücksprache mit behandelndem Arzt/Anästhesisten → Hypoventilation → Hypoxie, Hyperkapnie
Lachgas: Kontraindikation bei Obstruktionen der Luftwege
Postoperative Analgesie7,13,14
Acetylsalicylsäure meiden; NSAID, Metamizol mit Vorsicht anwenden → broncho-konstriktorische Anfälle (Analgetika-Asthma)
Bereits allergische Reaktionen bekannt (ASS, NSAID, Metamizol oder COX-2) → Gabe kontraindiziert
COX-2-Inhibitor Etoricoxib → Vorsicht bei gleichzeitiger Anwendung von Salbutamol
Was tun bei einem Bronchospasmus?2
Behandlung abbrechen, Rettungsdienst alarmieren, Überprüfung Vitalparameter
Oberkörper hochlagern/Kutschersitz, Atemtechnik Lippenbremse
Bronchodilatator (Inhalator) 2 x hintereinander 2 Hub (2 x alle 20 min. wiederholen)
Sauerstoff 6l/min und bei schwerer Atemnot 2 x hintereinander Adrenalin 0,3 mg i.m. (2 x alle 20 min.)
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Hinweis: Das im Text beschriebene Vorgehen dient der Orientierung, maßgeblich sind jedoch immer die individuelle Anamnese und die Therapieentscheidung durch die behandelnde Ärztin/den behandelnden Arzt. Die aktuellen Fachinformationen und Leitlinien sind zu beachten.
Literatur
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Steppuhn H, Kuhnert R, Scheidt-Nave C, 12-Monats-Prävalenz von Asthma bronchiale bei Erwachsenen in Deutschland; 12-Monats-Prävalenz der bekannten chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) in Deutschland, Journal of Health Monitoring 2017;2(3):36–54.
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https://www.dzw.de/respiratorische-notfaelle-exazerbierte-copd-0
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D-S, Ultracain
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(Letzter Zugriff 18.06.2020).
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Sanofi, Fachinformation Ultracain
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D, April 2017. Online abrufbar unter:
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(Letzter Zugriff 03.09.2020).
Pharmazeutische Information
Ultracain
®
D-S. Ultracain
®
D-S forte.
Ultracain
®
D ohne Adrenalin.
Wirkst.
: Articain-HCl, Adrenalin-HCl.
Zusammens.
: D-S u. U. D-S forte: 1 ml Inj.-Lsg. enth.: Arzneil. wirks. Bestandt. 40 mg Articain-HCl, 6/12 g Epinephrin-HCl. Sonst. Bestandt.: NaCl, Wasser f. Inj.-zw. Ultracain D oh. Adrenalin zus.: Na-hydroxid, Salzsäure 10% z. pH-Einst. D-S/D-S forte zusätzl: Na-metabisulfit. D-S Amp. 1,7 ml zus.: NaOH, Salzsäure 10% z. pH-Einst. Zuber. i. Mehrfachentn.-fl. zus.: Methyl-4-hydroxybenzoat, NaOH, Salzsäure 10% z. pH-Einst.
Anw.-geb.
: D-ohne Infiltrations- u. Leitungsanästhesie i. d. Zahnheilkunde. Eignet sich vor allem für kurze Eingriffe an Pat., d. aufgrund bestimmter Erkrank. (z. B. Herz-Kreislauf-Erkr. od. Allergie geg. d. Hilfsst. Sulfit) kein Adrenalin erhalten dürfen sowie z. Injekt. kleiner Volumina (Anwendung i. d. Frontzahnregion, im Ber. d. Gaumens). D-S: Lokalanästh. bei Routineeingr. d. Zahnheilk. D-S forte: Lokalanästh. b.: Schleimhaut- u. knochenchirurg. Eingr., pulpenchirurg. Eingr., Osteotomie, läng. dau. chirurg. Eingr., perkut. Osteosynth., Zystektomie, mukogingivale Eingr., Wurzelsp.-resekt.
Gegenanz.
: Überempf. ggü Articain u. and. Lokalanästh. v. Säureamidtyp od. e. d. sonst. Bestandt. Ultracain. oh. Adrenalin nicht geeignet f. länger dauernde od. größ. zahnärztl. chirurg. Schw. Störg d. Reizbildgs- od. Reizleitgssyst. am Herzen, akut dekompens. Herzinsuff., schw. Hypotonie. U. D-S u. U. D-S forte zusätzl.: Allergie oder Überempfindlichkeit gegen Sulfit. Wg. Epinephringeh.: Engwinkelglaukom, SD-überfkt, paroxysm. Tachykardie, Myokardinfarkt innerh. d. letzten 3-6 Mo., Koronararterien-Bypass innerh. d. letzten 3 Mo., gleichz. Einn. v. nicht-kardioselekt. Betablockern, Phäochromozytom, schw. Hypertonie, gleichz. Einn. v. trizykl. Antidepr. od. MAO-Hemmern (bis 14 Tage nach Ende der MAO-Behandlung), Anästh. i. Endstrombereich. Intravenöse/intravasale Inj. ist kontraindiz. Zusätzl. f. Mehrf.-entn.-fl.: Parabenallergie.
Warnhinw. u. Vorsichtsmaßn.
: Eingr. b. Pat. m. Cholinesterasemangel verläng./verstärkte Wirkg mögl. Von Inj. i. entzünd./infiz. Geb. wird abgeraten. Enth. Natrium (<1mmol/23 mg). Besond. Vors. b. Störg. d. Blutgerinnung, schw. Nieren- od. Leberfkt-störung, gleichz. Behandl. m. halogenierten Inhalationsanästhetika, anamnest. bek. Epilepsie, kardiovask. Erkr., Angina pect., Arteriosklerose, zerebr. DBS, Schlaganfall in Anamnese, chron. Bronchitis, Lungenemphysem, Diab. mell, schw. Angststörg. Dos. so niedrig wie mögl. halten. Injekt. sorgf. i. 2 Ebenen aspirieren, um intravasale Injekt. z. vermeiden. Solange keine Nahrung aufnehmen, bis Wirkung abgeklungen ist. Betreuer kl. Kdr. auf Risiko v. Weichteilverletzung durch Selbstbiss hinweisen! Additive Wirkg. am kardiovaks. System u. ZNS bei Komb. verschiedener Lokalanästhetika. Reaktionsvermögen!
Schwangersch. u. Stillz.
: Nur nach streng. Nutzen/Risiko-Abwäg. Ggf. D-S ggü D-S forte bevorzugen.
Nebenw.
: Immunsyst.: Unverträgl.keits-reakt. (ödemat. Schwellg./Entzündg d. Inj.-st., Rötg., Juckreiz, Konjunktivitis, Rhinitis, Gesichtsschwellg, Angio-, Glottisödem m. Globusgef. u. Schluckbeschw., Urtikaria, Atembeschw. bis anaphylakt. Schock. Nerven: Dosisabh. ZNS-Störg w. Unruhe, Nervosität, Benommenh., Koma, Atemstörung (bis –stillstand), Msklzittern u. –zucken (bis generalis. Krämpfe), Schwindel, Parästhesie, Hypästhesie, vorüberg. Sehstörg, U. D-S u. U. D-S forte zusätzl.: Kopfschm. Herz u. Gefäße: Blutddruckabfall, Bradykardie, Herzversagen, Schock (u. U. lebensbedrohl.), sehr selten Tachykardie, Herzrhythmusstörg, Blutdruckanstieg. GIT: Übelk., Erbrechen. Zusätzl. U. D-S u. U. D-S forte: Allg. Erkr.: sehr selten: b. versehentl. intravas. Inj. ischämische Zonen i. Inj.-ber. bis z. Nekrose. Aufgr. d. Sulfitgeh. b. Asthmatik. sehr selten Überempf.-reakt. m. Erbrechen, Durchf., keuch. Atmg, ak. Asthmaanfall, Bewusstseinsstörg, Schock. Überempf.-reakt. auf Methyl-4-hydroxybenzoat (auch Spätreakt.), selten Bronchospasmen.
Verschreibungspflichtig
.
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
, 65296 Frankfurt am Main.
Stand:
Ultracain D-S/D-S forte: Dezember 2018. Ultracain D ohne Adrenalin: April 2017 (SADE.AREP.19.03.0635)
Um häufige Zwischenfälle wie Hyperventilation und asthmatische Anfälle zu vermeiden, müssen Zahnärzte die Medikation von Patienten mit Atemwegserkrankungen im Blick haben.