W&H: Highspeed kontrolliert

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Industrie
Mit druckluftbetriebenen Turbinen lässt sich bekanntlich schneller präparieren als mit motorbetriebenen Winkelstücken. Doch es haperte stets an der Präzision und Kontrolle. Das scheint sich mit einer neuen Turbinengeneration zu ändern. Die Bohrergeschwindigkeit kann erstmals exakt gesteuert werden. Was das für den Praxisalltag bedeutet, erklärt Dr. Christian Müller, Salzburg, im Gespräch mit zm Markt.

Turbinen dienen als Antrieb für Bohrer und werden seit Jahren zur konservativen und prothetischen Behandlung eingesetzt. Was läuft anders als beim motorbetriebenen Winkelstück?Müller:Turbinen werden durch Druckluft angetrieben, die ein kleines Turbinenrad in Drehungen versetzt. Sie erreichen je nach Bauart und Betriebsdruck Drehzahlen von etwa 300.000–450.000 rpm (Umdrehungen pro Minute). Allerdings lässt sich mit konventionellen Turbinen nicht kontrolliert arbeiten. Die hohen Bohrerdrehzahlen bleiben einfach nicht konstant. 

Wie lässt sich das Problem lösen?Müller:Durch eine Kombination von Luftantrieb und elektronischer Steuerung wie bei der neuen Primea Advanced Air. Das garantiert konstante Abtragsleistung. 

Auch unter steigendem Anpressdruck?Müller:Auch unter steigendem Anpressdruck! Die Bohrerdrehzahl der neuen Turbine kann auf einen Wert von 60 000 bis 320 000 rpm eingestellt werden und bleibt während der Behandlung konstant. 

Dennoch wird der Einsatz von Turbinen an Universitäten nicht immer begrüßt bzw. skeptisch betrachtet. Was sind die Gründe dafür?Müller:Mit voller Drehzahl am Zahn und nicht ausreichender Kühlung droht eine Überhitzung des Zahns und damit die Gefahr der Nerv- bzw. Pulpaschädigung. An vielen Universitäten liegt der Fokus zurzeit deshalb noch auf dem Einsatz elektromotorbetriebener Winkelstücke, um mit niedriger Drehzahl das Risiko einer Überhitzung zu minimieren. Die neue Primea Advanced Air könnte hier durchaus einen Paradigmenwechsel einleiten. Schließlich lassen sich Geschwindigkeiten und Abtragsleistung jetzt mit dieser ergonomisch leichten Turbine kontrollieren. 

In niedergelassenen Praxen ist man nicht so skeptisch; herkömmliche Turbinen werden und wurden eingesetzt, gerade wegen der hohen Geschwindigkeiten.Müller:In meiner Praxis nicht. Die fehlende Kontrolle der Bohrergeschwindigkeit ist mir zu risikoreich. Wir haben bis vor eineinhalb Jahren ausschließlich mit motorbetriebenen Hand- und Winkelstücken gearbeitet. Bei der neuen Primea Advanced Air lässt sich die Bohrerdrehzahl nun per Display einstellen. Sie kann von ganz niedriger Drehzahl bis maximaler Drehzahl entsprechend dem jeweils verwendeten rotierenden Instrument angepasst werden. Hat man eine mittlere Drehzahl gewählt, bleibt es auch dabei, selbst wenn man per Fußpedal „Vollgas gibt“. 

Wann muss es heute überhaupt noch ein motorbetriebenes Winkelstück sein?Müller:So gut wie nie. Ich setze ausschließlich die Advanced Air ein, bei der Kavitäten- und Kronenstumpfpräparation, der Kronen- und Brückentrennung, bis hin zum Finieren – letztlich beim ganzen Highspeed-Spektrum meines Praxisalltags. Für langsam laufende Präparationen und endodontische Anwendungen ist der Elektromotor das Mittel der Wahl. Zudem ist die neue Turbine kleiner und handlicher. Auch die Lichttechnik mit der Fünffach-Ring-LED übertrifft die der motorbetriebenen Winkelstücke. Man sieht einfach deutlich besser, was man tut. 

Bitte nennen Sie die Hauptindikationen des Highspeed-Spektrums in Ihrer Praxis?Müller:Zu den Hauptindikationen zählen 

  • die Kavitäten- und Kronenstumpfpräparation,

  • das Durchtrennen von Kronen und Brücken,

  • das Entfernen von vollkeramischen Restaurationen, Kompositfüllungen und Amalgamfüllungen sowie

  • das Finieren.

Bei der direkten Integration der neuen Turbine am Stuhl scheint es aber noch zu hapern?Müller:Wir arbeiten mit einem kleinen Zusatzgerät, das wir auf unserer Einheit platziert haben. Das klappt wunderbar. 

Der zusätzlich benötigte Druckluftschlauch lässt sich bei meiner Dentaleinheit außen anschließen. Ausgewählte Dentaleinheiten bieten die Primea Advanced Air auch voll integriert an. 

Sie haben von motorbetriebenen Winkelstücken umgestellt auf die neue Turbine. Wie steil ist die Lernkurve?Müller:Die größte Umgewöhnung für mich war das taktile Gefühl am Zahn. Das erscheint mit der neuen Turbine etwas anders, lässt sich aber schwierig erklären. Anfangs hatte ich den Eindruck, der Abtrag sei geringer, was aber gar nicht stimmte. Nach wenigen Tagen hat man sich jedoch daran gewöhnt. Wir haben nach 15 Jahren täglicher Arbeit mit elektrischen Motoren nun komplett auf die Advanced Air umgestellt. 

Dr. Christian Müller

studierte Zahnmedizin in Innsbruck und ist seit 2006 in Salzburg in eigener Praxis niedergelassen. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Ästhetische Zahnheilkunde und die Prophylaxe. 

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