Biofilmmanagement

Uneingeschränkt sauber

Dr. Nicolas Rode
Prophylaxe
Welche Möglichkeiten für das Biofilmmanagement haben Patienten, deren Mundhygiene eingeschränkt ist oder die nicht optimal mechanisch reinigen können? Dr. Nicolas Rode gibt Tipps für eine erfolgreiche Prophylaxe in dieser Patientenklientel.

Im Praxisalltag trifft man immer wieder auf Patienten, die nur eine eingeschränkte Mundhygiene haben. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich, und auch die Altersgruppen, die dieses Phänomen betrifft, sind verschieden. Zum einen sind da Kleinkinder. Die jüngsten unserer Patienten sind motorisch noch nicht in der Lage, die mechanische Reinigung so durchzuführen, wie es sinnvoll wäre. Deshalb müssen wir von Anfang an die Eltern mit einbeziehen. Aber auch die älteren Kinder und Jugendlichen haben ein „Reinigungsproblem“. Dies liegt meist an einer kieferorthopädischen Versorgung der Zähne. In deren Folge ist eine Interdentalpflege kaum möglich – beispielsweise bei festsitzenden Brackets oder bei Retainern. Die Patienten können dann weder den Approximalraum säubern noch die Labialflächen erreichen. Diese Bereiche bieten dem Biofilm ausreichend Raum, sich zu entwickeln, gerne bleiben dort auch Essensreste zurück.

Hinzu kommt, dass gerade in diesem „kritischen“ Alter bei jungen Patienten ein Motivationsproblem bei der häuslichen Mundhygiene auftritt. Andere Themen besitzen einen deutlich höheren Stellenwert. Diese Kombination aus fehlender Motivation und schwierig zu reinigenden Bereichen kann dann auch zu ersten gingivalen Problemen aufgrund des Biofilms führen. Ich plädiere für eine enge Zusammenarbeit mit dem Kieferorthopäden, der die Patienten im Zweifelsfall öfter zu Gesicht bekommt und damit auch die Problematik sieht. Empfehlenswert ist für diese Patienten ein engmaschiger Recall für die Professionelle Zahnreinigung. Für die häusliche Mundhygiene hilft bei KFO-Patienten oft eine elektrische Zahnbürste. Diese kommt mit den kleineren Borstenköpfen besser in bestimmte Bereiche und erreicht dank der Rotation mehr Bewegung in der Reinigung. Außerdem leiten wir die jungen Patienten im Gebrauch von Interdentalbürsten und Mundspüllösungen an – dafür haben sich Produkte mit ätherischen Ölen bewährt, die es mittlerweile auch ohne Alkohol gibt.

Bei den erwachsenen Patienten liegen die Gründe für die nicht ausreichende mechanische Reinigung in der häuslichen Mundhygiene etwas anders. Bei den Senioren ist es die manchmal eingeschränkte Motorik, bei Patienten mit Handicap und Pflegepatienten die Tatsache, dass Dritte sich um diese Aufgabe kümmern müssen. Die Konsequenzen sind allerdings ähnlich: Die Patienten haben ein hohes Risiko für parodontale Erkrankungen und Wurzelkaries. Gerade bei älteren Patienten ist die Aufklärung sehr wichtig. Viele wissen gar nicht, was genau eine Dreifachprophylaxe ist. Zunächst bestimmt man deshalb anhand verschiedener Indizes das individuelle Risiko der Patienten und verabredet ein individuelles Recallintervall.

Tipps für motorisch eingeschränkte Patienten wie Griffhilfen für Zahn- oder Interdentalbürsten sowie Reinigungsbäder für den Zahnersatz werden nicht nur vermittelt. Es erfolgt in der Praxis eine individuelle Anleitung – auch für Mundspüllösungen, die viele ältere Patienten bisher nicht kannten. Bei Pflegebedürftigen oder Patienten mit Handicap ist es wichtig, dass auch sie regelmäßig einen Zahnarzt sehen. Da sie die Praxis oft nicht aufsuchen können, ist der Weg in pflegende Einrichtungen oft die einzige Alternative. Dort können auch betreuende Personen in den individuell passenden mechanischen Reinigungsoptionen angeleitet werden.

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