22 Prozent Gender Pay Gap

ck/pm
Gesellschaft
Für Frauen zahlt sich eine höhere Position im Beruf weniger aus als für Männer. Ihr Gehalt steigt mit der Qualifikation, doch gleichzeitig nimmt auch der Rückstand gegenüber männlichen Kollegen zu.

So ist der Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern mit 22,4 Prozent am größten, wenn Beschäftigte in leitender Stellung verglichen werden. Bei den ungelernten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verdienen Frauen im Durchschnitt 8,7 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Bei angelernten Beschäftigten und bei Fachkräften liegt der geschlechtsspezifische Lohnabstand zwischen diesen Werten. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Statistischen Bundesamts für das WSI GenderDatenPortal hervor.

Insgesamt beträgt der durchschnittliche Gender Pay Gap in Deutschland 22 Prozent. Dass dieser Wert nicht identisch ist mit den oben genannten, hat den Statistikern zufolge im Wesentlichen zwei Gründe: Erstens werden in der Verdiensterhebung keine Minijobs erfasst. Sie sind häufig niedrig bezahlt und werden überwiegend von Frauen ausgeübt. Das trage nicht unerheblich zum allgemeinen Lohnrückstand von Frauen bei.

Doppelt so viele Männer in der Chefetage

Zweitens verteilen sich Frauen und Männer unterschiedlich auf die einzelnen Leistungsgruppen: Männer sind in der höchsten Leistungsgruppe fast doppelt so häufig vertreten wie Frauen. Auch das vergrößere den allgemeinen Durchschnittswert des Pay Gaps für alle Beschäftigten.

Häufig wird darauf verwiesen, ein Teil des Gender Pay Gaps könne dadurch erklärt werden, dass Frauen seltener hohe Positionen einnehmen. "Unsere Strukturanalysen zeigen aber, dass der Lohnrückstand von Frauen gerade dann besonders groß ist, wenn sie in Bildung und Karriere investiert haben“, sagt WSI-Forscherin Dr. Christina Klenner.

Die Konzentration auf typische Berufe durchbrechen

"Der Gender Pay Gap wird also nicht zwingend kleiner, wenn mehr Frauen in Führungspositionen gelangen, ohne dass sonst etwas geschieht.“ Entgeltungleichheit habe viele Ursachen, die aufeinander abgestimmt angegangen werden müssten. Eine wesentliche Aufgabe seien beispielsweise diskriminierungsfreie Arbeitsbewertungen. Außerdem sei es wichtig, die Konzentration von Frauen und Männern auf jeweils "typische“ Berufe zu durchbrechen.

Während sich die Verdienstunterschiede nach beruflicher Stellung für Westdeutschland kaum von den Werten für die gesamte Bundesrepublik unterscheiden, zeigt sich für Ostdeutschland ein deutlich abweichendes Bild: In vier von fünf Leistungsgruppen fällt der Verdienstabstand der Geschlechter geringer aus als in Westdeutschland.

Der Unterschied im Osten

"Dass der Einkommensunterschied im Osten viel geringer ist, hat mit dem Umfang und der Kontinuität der Erwerbstätigkeit von ostdeutschen Frauen zu tun: sie arbeiten hier häufiger Vollzeit und seltener in Minijobs und unterbrechen ihre Berufstätigkeit selten für längere Zeit“ erklärt Klenner. "Es liegt aber auch daran, dass Männer in Ostdeutschland auch in leitenden Positionen viel weniger verdienen als ihre westdeutschen Kollegen.“

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