Fallstudie

71-jährige COVID-Patientin war 70 Tage infektiös

mg
Gesellschaft
Eine US-Studie berichtet von einer 71-Jährigen mit lymphatischer Leukämie und erworbenem Antikörpermangel, bei der 105 Tage lang SARS-CoV-2 nachgewiesen werden konnte. Erst die zweite Plasmatherapie half.

Die meisten Menschen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, scheinen das infektiöse Virus innerhalb von einer Woche abzugeben. Eine US-Fallstudie zeigt indes, dass SARS-CoV-2-Infizierte in Ausnahmefällen das Virus mehrere Monate in sich tragen und infektiös sein können.

Im dem ungewöhnlichen Fall aus dem Bundesstaat Washington war die Frau mit Leukämie und einer geringen Anzahl von Antikörpern mindestens 105 Tage lang mit dem Coronavirus infiziert und mindestens 70 Tage lang ansteckend. Dabei blieb sie die ganze Zeit über asymptomatisch.

Die Forscher vermuten, dass die Patientin so lange infektiös blieb, weil ihr geschwächtes Immunsystem es nicht schaffte, auf das Virus zu reagieren. Bluttests zeigten, dass ihr Körper nie in der Lage war, Antikörper zu bilden. Trotzdem hat sie nie COVID-19 entwickelt.

Das Team führte eine Sequenzierung aller von der Patientin entnommenen Virusproben durch, um zu sehen, wie sich das Virus im Laufe der Infektion der Patientin verändert haben könnte. Die zu verschiedenen Zeiten entnommenen Proben zeigten verschiedene dominante Genvarianten. Die Forscher gehen aber nicht davon aus, dass diese Mutationen eine Rolle bei der Dauer der Viruspersistenz spielten, da sie Anzeichen für eine natürliche Selektion fehlten.

Sie prüften auch, ob die Mutationen die Fähigkeit oder Geschwindigkeit der Virusausbreitung beeinflusst hatten, fanden jedoch dafür keine Anhaltspunkte.

Immungeschwächte Patienten verbreiten Virus länger als bisher bekannt

Die Infektion konnte schließlich auch mit einer ersten Behandlung mit Rekonvaleszenzplasma nicht beseitigt werden, was auf einen begrenzten Einfluss dieses Therapieansatzes auf SARS-CoV-2 in den oberen Atemwegen hinweist, schreiben die Autoren. Erst einige Wochen nach einer zweiten Rekonvaleszenzplasmatransfusion wurde keine SARS-CoV-2-RNA mehr nachgewiesen.

Warum erst 105 Tage nach dem Beginn der Infektion die Abstriche negativ ausfielen, bleibt unklar. Fazit der Autoren ist, dass immungeschwächte Patienten in bestimmten Fällen das infektiöse Virus möglicherweise deutlich länger als bisher bekannt ausscheiden.

Victoria A.Avanzato et al., "Case Study: Prolonged infectious SARS-CoV-2 shedding from an asymptomatic immunocompromised cancer patient.", Cell, online 4 November 2020, <link url="https://doi.org/10.1016/j.cell.2020.10.049" import_url="https://doi.org/10.1016/j.cell.2020.10.049 _blank external-link-new-window" follow="follow" seo-title="" target="new-window">doi.org/10.1016/j.cell.2020.10.049

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