Trotz der Bedrohung durch die Taliban

Ärzte ohne Grenzen helfen weiter in Afghanistan

pr
GesellschaftSoziales Engagement
Trotz der aktuellen politischen Situation in Afghanistan geht die medizinische humanitäre Hilfe in dem Land weiter. Die Projekte von Ärzte ohne Grenzen in Herat, Kandahar, Chost, Kundus und Laschkar Gah laufen weiter.

Während der Kämpfe der vergangenen Woche hat die Organisation Ärzte ohne Grenzen unter anderem kurzfristig in ihren Büroräumen einen Behandlungsraum eingerichtet, um Verletzte zu behandeln. Inzwischen konnte sie ihre neu errichtete Unfallklinik in Kundus in Betrieb nehmen und erste Patienten dorthin verlegen.

Ärzte ohne Grenzen versorgt in Afghanistan Schwangere und Neugeborene und bietet kostenlose Geburtshilfe. Die Helfenden kümmern sich in Notaufnahmen um die Versorgung von Verletzten und Verwundeten und behandeln Menschen, die zum Beispiel an Tuberkulose oder Covid-19 erkrankt sind. Das afghanische Gesundheitssystem sei unterfinanziert und unzureichend ausgestattet.

Patienten berichteten von langen, gefährlichen Wegen

Aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung, Gewalt und Armut sei die Sterblichkeitsrate in Afghanistan hoch. Patienten berichteten von langen, gefährlichen Wegen, um mangelernährte Babys, Schwangere oder verletzte Angehörige ins Krankenhaus zu bringen. Sie erzählten von Kliniken, in denen es nicht genügend Medikamente oder qualifiziertes Personal gebe. Oft kämpften sie mit Schulden aufgrund der Behandlungskosten. Durch die Unterstützung der Hilfsorganisation erhielten sie kostenlos medizinische Hilfe.

Die Arbeit im Land werde durch die Gewalt im Land erschwert, berichten die Helfenden. In den letzten Jahren habe es schwere Angriffe auf die Krankenhäuser der Organisation gegeben: Im Oktober 2015 zerstörten US-Luftangriffe die Unfallklinik in Kundus, wobei 42 Menschen getötet wurden. Im Mai 2020 griff eine bewaffnete Gruppe die Entbindungsstation im Krankenhaus Dascht-e-Bartschi in Kabul an, wobei 16 Mütter und eine Hebamme des Helferteams getötet wurden. Die Organisation ruft alle Konfliktparteien dazu auf, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, so dass Gesundheitseinrichtungen, Personal und Patienten weder bedroht noch angegriffen werden.

In Kandahar wird das Gesundheitsministerium unterstützt

In Kandahar unterstützt die Ärzteorganisation das afghanische Gesundheitsministerium bei der Diagnose und Behandlung von resistenten Formen der Tuberkulose. In den beiden Krankenhäusern in den Provinzen Chost und Helmand wird Geburtshilfe für Mütter und Kinder geleistet.

In ländlichen Regionen wie der Provinz Chost wird die Lage dadurch verschärft, dass es nur Frauen erlaubt ist, Patientinnen zu behandeln. Deshalb spielt hier die Ausbildung von medizinischem Personal eine wichtige Rolle. In Herat gibt es ein Behandlungszentrum für schwerpunktmäßig für COVID-19-Patienten (die aber auch in andren Regionen versorgt werden). Und in Laschkar Gah ist der Schwerpunkt die Notfallversorgung.

Im Jahr 2020 führte Ärzte ohne Grenzen nach eigenen Angaben 130.500 Konsultationen durch. 36.300 Geburten wurden begleitet, 6.990 chirurgische Eingriffe und 1.370 Behandlungen von Menschen mit Tuberkulose vorgenommen. Außerdem erfolgten 600 stationäre Aufnahmen von Covid-19-Patienten.

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