Alfred Kantorowicz erhält ein Ehrengrab

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Gesellschaft
Zahnärzteschaft und Gesellschaft haben ihm viel zu verdanken: Alfred Kantorowicz. Als sein Grab jetzt eingeebnet werden sollte, intervenierte die SPD in Bonn und initiierte ein Ehrengrab auf dem Friedhof im Stadtteil Poppelsdorf.

„Ich bin froh, dass die Umwandlung in ein Ehrengrab noch geklappt hat. Die Grabstätte von Alfred Kantorowicz bleibt damit erhalten. Als wir im Jahr 2015 feststellten, dass bereits mit der Einebnung der Grabstätte begonnen worden war, war klar: Die Stadt sollte dieses Grab weiter pflegen, um ein dauerndes Andenken zu ermöglichen“, erklärt Herbert Spoelgen, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung Bonn auf seiner Website. Kantorowicz habe sich sowohl durch seine medizinische Arbeit als auch durch sein politisches Engagement hohes Ansehen erworben.

"Bonn entwickelte sich rasch zum Mekka der Jugendzahnpflege."        

Kantorowicz absolut führte Anfang des 20. Jahrhundert ein einzigartiges System der Prophylaxe von Zahnerkrankungen für Schulkinder ein: das Bonner System der Schulzahnpflege. Herausragend ist auch seine Beschäftigung mit der Orthodontie ("Bonner Schule"). Er war damit einer der Begründer der vor allem unter prophylaktischen Gesichtspunkten betriebenen Schulzahnpflege ("Füllung des kleinsten Lochs", Einsatz von Vigantol zur Rachitis-Bekämpfung, automobile Schulzahnklinik).

Sein Engagement erwies sich als wegweisend: „Dadurch entwickelte sich Bonn rasch zum Mekka der Jugendzahnpflege mit großer Vorbildfunktion für ganz Deutschland“, sagt Astrid Mehmel, Leiterin der Gedenkstätte der Stadt Bonn gegenüber dem Bonner-Generalanzeiger.

Erfinder des "Bonner Systems" und der "Bonner Schule"

Der Kurzbiografie von Freddy Litten ist zu entnehmen, dass sich die wissenschaftliche Tätigkeit von Alfred Kantorowicz beinahe über die gesamte zahnmedizinische Forschung erstreckte. Bedeutend für die Praxis waren seine Forschungen auf dem Gebiet der Prothetik und der zahnärztlichen Chirurgie. Überdies meldete er auch einige Patente an. Er zählte somit zu den herausragenden Zahnmedizinern seiner Zeit. Wichtig, wenn auch umstritten, waren seine Arbeiten über die Karies.

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In der Kieferorthopädie beschäftigte er sich sowohl mit der Ätiologie (Berücksichtigung der erworbenen wie der vererbten Ursachen) als auch mit der Diagnose und Therapie beziehungsweise Prophylaxe. Auch hier trugen seine persönlichen Überzeugungen dazu bei, dass die entsprechenden Ergebnisse allen sozialen Schichten zugute kamen.

Kantorowicz ist der Ausbau der Bonner Universitätszahn zu einem Institut von Rang zu verdanken, dasselbe gilt für die Zahnmedizin in der Türkei, die er auf mitteleuropäisches Niveau führte. Für den Schah von Persien soll er 1935 in Istanbul eine Ober- und Unterkieferprothese aus Kautschuk angefertigt haben. Zur Würdigung seines Wirkens wurde die Istanbuler Medizinische Bibliothek nach ihm benannt.

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