"Armut ist sexistisch"

ck/dpa
Gesellschaft
Hungrig, krank und schlecht ausgebildet: Die Situation vieler Frauen in Entwicklungsländern ist dramatisch. Armut, so eine Studie zum Internationalen Frauentag, ist sexistisch.

Frauen in armen Ländern sind Fachleuten zufolge oft doppelt benachteiligt. Eine Studie der Entwicklungsorganisation One zum Weltfrauentag am Sonntag stellt fest: "Armut ist sexistisch." Frauen müssten in den ärmsten Ländern der Welt den gleichen Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, landwirtschaftlichen Gerätschaften und Saatgut haben wie Männer.

Gäbe man Frauen in der Landwirtschaft den gleichen Zugang zu Produktionsmitteln wie Männern, würde die Zahl der chronisch Hungernden weltweit um 100 bis 150 Millionen sinken. Auch viele Prominente setzen sich für benachteiligte Frauen ein.  

GEBURTEN: Die Schauspielerin und One-Botschafterin Maria Furtwängler erklärte mit Blick auf Angela Merkel (CDU): "Die Bundeskanzlerin trägt dieses Jahr als G7-Gastgeberin eine besondere Verantwortung, Frauen in den Mittelpunkt bei der internationalen Armutsbekämpfung zu rücken." So ist es laut Furtwängler, die auch als Ärztin gearbeitet hat, für eine Frau in Sierra Leone 157 Mal wahrscheinlicher, bei der Geburt ihres Kindes zu sterben, als für eine Frau in Deutschland.  

PROMI-BRIEF: Dutzende prominente Frauen - darunter Sängerin Lady Gaga, Oskar-Preisträgerin Meryl Streep und Facebook-Chefin Sheryl Sandberg - verfassten einen offenen Brief an Merkel. Frauen hätten besonders zu leiden unter Rechtsunsicherheit, schlechten Gesundheits- und Bildungssystemen auf der Welt. "Mütter investieren in ihre Töchter und Söhne und stärken das Gemeinwesen", erklärte Facebook-Chefin Sandberg, die die Kampagnenorganisation One im Kampf gegen die Armut unterstützt. 

VEREINTE NATIONEN: Der entwicklungspolitische Verband Venro rief dazu auf, "Geschlechtergerechtigkeit" in die neuen nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen aufzunehmen. Diese Ziele sollen im kommenden September verabschiedet werden.

EUROPÄISCHE UNION:Stolz auf das Erreichte - und doch noch viel zu tun: So beschrieb die EU-Kommission die Lage der Gleichstellung von Mann und Frau in Europa. "Kein Land hat die Geschlechtergleichstellung bisher voll erreicht", hieß es. 

KINDERHEIRAT: Pakistans einwohnerstärkste Provinz Punjab hat ihre Gesetze gegen Kinderheirat verschärft. Anlässlich des Frauentags  seien die neuen Bestimmungen erlassen worden, teilte der regionale Justizminister Mujtaba Shujaur Rehman am Samstag mit. "Die Rechte der Frauen sind uns wichtig", betonte Rehman.

Die Regierung von Punjab wolle ein Zeichen setzen und die Ausbeutung von Frauen bei der Verheiratung Minderjähriger stoppen. Das Mindestheiratsalter für Mädchen wurde von 16 auf 18 Jahre angehoben und dem der Jungen angeglichen. Unterstützern von Kinderhochzeiten drohen nun verschärfte Strafen von bis zu sechs Monaten Haft und einer Geldbuße von bis zu 50.000 Pakistanischen Rupien (440 Euro). 

AIDS:Viele Frauen in Deutschland denken nach Angaben von Experten zu selten an die Möglichkeit einer HIV-Infektion. Auch viele Ärzte legten Frauen trotz deutlicher Symptome nicht häufig genug einen HIV-Test nahe, teilte die Deutsche Aids-Hilfe zum Weltfrauentag mit. Dadurch werde die Krankheit bei Frauen oft erst sehr spät erkannt.

Manche litten deshalb bei der Diagnose bereits unter dem Vollbild Aids. In diesem Stadium ist die Infektion weitaus schwerer zu behandeln als kurz nach einer Ansteckung. Das Berliner Robert Koch-Institut geht davon aus, dass bundesweit insgesamt rund 14.000 Frauen und Männer leben, die nichts von ihrer HIV-Infektion wissen.

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