Britische Studie

B-Zellen schützen offenbar vor schweren Verläufen

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Gesellschaft
Warum haben manche Menschen einen asymptomatischen Krankheitsverlauf, während andere lebensbedrohliche Symptome entwickeln? Forschende konnten große Unterschiede in der Reaktion der Immunzellen feststellen.

Die vorliegende Studie, die kürzlich im Nature Medicine veröffentlicht wurde, ist eine der wenigen, die Menschen einschließt, die keine Symptome hatten. Die britischen Forscherinnen und Forscher fanden erhöhte Werte spezifischer Immunzellen bei asymptomatischen Personen. Sie zeigten auch, dass Menschen mit schwereren Symptomen diese schützenden Zelltypen verloren, dafür aber Entzündungszellen gewonnen hatten.

Diese Unterschiede in der Immunantwort könnten dazu beitragen, schwere Lungenentzündungen und Blutgerinnungssymptome zu erklären und potenzielle Angriffspunkte für die Entwicklung von Therapien zu identifizieren.

Antikörper könnten erste Verteidigungslinien sein

Um zu verstehen, wie die verschiedenen Immunzellen auf die Infektion reagieren, wurde das Blut von insgesamt 130 Menschen mit COVID-19 analysiert. Bei denjenigen, die keine Symptome hatten, fand das Team erhöhte Werte von antikörperproduzierenden B-Zellen in den Schleimhäuten. Diese Antikörper könnten eine der ersten Verteidigungslinien bei COVID-19 sein.

Diese schützenden B-Zellen fehlten jedoch bei Menschen mit schweren Symptomen. Auch die IgA-Antikörper waren deutlich reduziert, obgleich die Konzentration der Plasmazellen, die sie exprimieren, erhöht war. Hier wird die Bedeutung einer effektiven Antikörper-assoziierten Immunantwort in den Schleimhäuten deutlich.

Im Unterschied dazu wiesen Menschen mit schwereren Symptomen einen unkontrollierten Anstieg von Monozyten und Killer-T-Zellen auf, deren hohe Konzentration zu einer Lungenentzündung führen kann. Bei den schwer Erkrankten war auch die Zahl der Thrombozyten produzierenden Zellen erhöht, die die Blutgerinnung unterstützen.

Eine molekulare Erklärung für die Blutgerinnsel

Es ist noch nicht abschließend geklärt, wie die Infektion diese Immunreaktionen stimuliert, aber die vorliegende Studie liefert eine molekulare Erklärung dafür, inwiefern COVID-19 ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnung und Entzündungen in der Lunge darstellen könnte.

Dies zeigt auch mögliche neue therapeutische Ziele auf, um Patienten vor schweren Krankheitsverläufen zu schützen: Mittels einer Messung der Konzentration dieser Immunzellen im Blut könnten Menschen identifiziert werden, die mit größerer Wahrscheinlichkeit eine schwere Erkrankung erleiden.

In dieser Studie wurden Proben aus drei Zentren in Großbritannien verwendet. Dabei wurde festgestellt, dass einige Antikörperreaktionen bei Personen in einem geografischen Gebiet ähnlich ausfielen. Dies könnte darauf hindeuten, dass dieser Teil der Immunreaktion möglicherweise auf verschiedene Varianten des Virus zugeschnitten ist.

Emily Stephenson, Gary Reynolds, Rachel A Botting, Fernando J Calero-Nieto, Michael D. Morgan, Zewen Kelvin Tuong, Karsten Bach, Waradon Sungnak, et al. (2021) The immune response in COVID-19 detailed by single cell multi-omics. Nature Medicine. DOI: 10.1038/s41591-021-01329-2

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