Schnupperstudium

Ist Zahnmedizin das Richtige für mich?

nh
Gesellschaft
Zweifel, Diskussionen, ein scheinbar undurchschaubares Angebot - vielen fällt die Wahl des Studienfachs unglaublich schwer. Da hilft nur eines: Ausprobieren!, sagt Prof. Stefan Zimmer von der Universität Witten/Herdecke im Interview.

Herr Prof. Zimmer, die Universität Witten/Herdecke bietet zweimal im Jahr für zwei Tage die einmalige Möglichkeit, in die Rolle des Zahnarztes zu schlüpfen. Der nächste Termin ist am 3. und 4. November. Was ist die häufigste Frage, die Sie den Schnupperstudierenden dann vermutlich beantworten müssen?

Prof. Stefan Zimmer:

Interessanterweise werde ich häufig gefragt, wie ich selbst dazu gekommen bin, Zahnmedizin zu studieren. Dann antworte ich wahrheitsgetreu, dass mir der Beruf interessant erschien, weil ich glaube gut mit Menschen kommunizieren zu können und über ein gewisses Maß an handwerklichem Geschick zu verfügen. Außerdem hatte ich eine gute Abiturnote und nach mehreren Jahren als Beamter in der Finanzverwaltung erschien es mir attraktiv, selbständig in einer eigenen Praxis zu arbeiten. Obwohl sich der letzte Teil dieser Einschätzung nicht realisiert hat, habe ich es nie bereut, diesen Weg eingeschlagen zu haben.

An welche Zielgruppe richtet sich das Schnupperstudium?

Wir bieten das Schnupperstudium SchülerInnen, Quereinsteigern und allen an einem Zahnmedizinstudium Interessierten an. Es soll allen, die sich mit dem Gedanken befassen Zahnmedizin zu studieren, eine Entscheidungshilfe bieten. Insbesondere ist das Schnupperstudium natürlich für alle die interessant, die nicht nur etwas über die Zahnmedizin erfahren, sondern die gesamte Universität Witten/Herdecke kennenlernen möchten.

Welches Vorwissen bringen die meisten Interessenten mit?

Das ist sehr unterschiedlich. Es bewerben sich Kinder von Zahnärzten, QuereinsteigerInnen, die bereits eine Ausbildung zum Beispiel zum Zahntechniker/zur Zahntechnikerin abgeschlossen haben, SchülerInnen in der Entscheidungsfindung zum Studiengang und ganz unbedarfte junge Menschen, die sich sehr früh für den Beruf des Zahnarztes/der Zahnärztin interessieren.

Insgesamt 50 Schnupperstudierende können sich zwei Tage lang in den Hörsaal setzen, aber auch den Bohrer in die Hand nehmen. Wo klaffen die Vorstellungen der Schnupperstudierenden und die Realität am häufigsten auseinander?

Nach sechs erfolgreich durchgeführten Schnupperstudien können wir sagen, dass die Interessenten sich vor allem einen Eindruck über die Praxisnähe des Studiums machen wollen. Viele wollen auch einfach testen, ob die Tätigkeiten, die der Beruf erfordert, zu Ihnen passen. Deshalb gefallen den TeilnehmerInnen insbesondere die Übungen am Phantomkopf, da sie hier ihr manuelles Geschick ausprobieren können und einen ersten Eindruck von den Anforderungen an den Beruf erhalten.

Auch die tiefen Einblicke in die Zahnklinik und Forschungslabore der Universität bedienen diese Erwartungen. Was den Teilnehmern sehr gut gefällt, sie aber vorher gar nicht so erwartet hatten, ist die Nähe zu unseren aktuellen Studierenden, die die Teilnehmer die beiden Tage durch das Programm begleiten und für Fragen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus ist der Gesprächsabend mit den Lehrstuhlinhabern ein sehr informatives Element. 

###more### ###title### Die Fingerfertigkeit am Phantomkopf testen ###title### ###more###

Während der mehrstündigen Praxisübung am Phantomkopf müssen die Teilnehmer ihre Fingerfertigkeit beweisen. Mit welchen Problemen sehen sie sich konfrontiert?

Die Teilnehmer sind schlichtweg begeistert von dieser realitätsnahen Praxisübung, da sie selbst an Kunststoffzähnen bohren und diese auch füllen dürfen. Dadurch können Sie sich noch viel besser in den Zahnarzt-Beruf hineinfühlen. Aber das ist ja auch das, was wir vermitteln wollen: Freude am Beruf.

Probleme beziehungsweise Fragezeichen verursachen weniger die fachlichen Themen. In der abschließenden Fragestunde und auch im Gespräch mit den Lehrstuhlinhabern werden vor allem auch Fragen nach dem Bewerbungsverfahren gestellt. Natürlich möchten die Schnupperstudierenden wissen, was als Bewerber von ihnen erwartet wird.

Insgesamt gibt es 50 Plätze für das Schnupperstudium. Interessierte müssen sich bewerben. Die Kosten liegen bei 475 Euro. Zehn Plätze werden als Stipendium an Kinder aus Nicht-Akademiker-Familien vergeben. Welche Intention verbirgt sich dahinter?

Wir sind eine Uni, die sich überwiegend aus privaten Mitteln finanzieren muss und deswegen müssen wir Studienbeiträge erheben und auch das Schnupperstudium muss bezahlt werden. Wir möchten aber trotzdem einen freien Zugang zum Studium ausdrücklich auch für Bewerber, die aus nicht so finanzkräftigen Familien stammen. Deshalb gibt es zur Finanzierung der Studienbeiträge den umgekehrten Generationenvertrag und für die Teilnahme am Schnupperstudium zehn kostenlose Plätze.

Wie viele Schnupperstudierende schreiben sich anschließend tatsächlich für das Studium der Zahnmedizin ein?

Über 80 Prozent der Schnupperstudierenden bewerben sich anschließend auch für einen Zahnmedizinstudienplatz bei uns. Mein Eindruck ist, dass die Aufnahmequote aus diesem Bewerberkreis etwas, aber nicht wesentlich höher als im Durchschnitt ist. Ein schöner Moment ist es jedenfalls, wenn Teilnehmer aus dem Schnupperstudium 2014 als Studierende im Jahr 2016 die aktuellen Schnupperstudium-Teilnehmer begrüßen und ihnen von ihren persönlichen Erfahrungen berichten können.

Univ.-Prof. Dr. Stefan Zimmer ist seit 2008 Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Universität Witten/Herdecke.

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