Corona-Pandemie

Labore mahnen erneut zielgerichtete Testung an

silv/pm
Gesellschaft
Die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) fordern im Rahmen der Pandemie erneut die zielgerichtete Testung. "Anlasslose Tests von Reiserückkehrern" gehören aus ihrer Sicht nicht dazu.

„Lange halten wir das nicht mehr durch“, sagt Jan Kramer, Vorstand des ALM. „Wir brauchen eine rasche Umsetzung der geänderten nationalen Teststrategie und zwar besser heute als morgen“, fordert er. Vom 24. bis 30. August sei die Zahl der SARS-CoV-2-PCR-Tests um zehn Prozent auf insgesamt 981.556 gestiegen. An der Datenerhebung nahmen bundesweit 155 Labore, davon rund ein Drittel Nicht-ALM-Mitglieder, teil. Die Positivrate nahm weiter demzufolge ab und liegt jetzt bei 0,7 Prozent (zum Vergleich: in KW 34 lag dieser Wert bei 0,9 Prozent).

Zurück zu "Testen, testen, testen – aber gezielt"

Zum wiederholten Mal fordern die ALM-Experten eine Rückkehr zur Teststrategie des Bundesgesundheitsministers, die bis zu den Sommerferien „Testen, testen, testen – aber gezielt“ lautete.

Die niedrige Positivrate bei den Reiserückkehrern zeige, „dass wir im Moment komplexe und wertvolle medizinische Tests für die falsche Zielgruppe einsetzen“, sagt Oliver Harzer, Sprecher des ALM und Facharzt für Laboratoriumsmedizin.  „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben alles, damit die Proben rechtzeitig abgearbeitet werden können. Sie opfern ihre Wochenenden und kommen teilweise früher aus dem Urlaub zurück. Trotzdem können wir die Arbeit kaum bewältigen.“

Die ALM-Mitglieder unterstützen den Entschluss des Bundes und der Länder vom vergangenen Donnerstag, demzufolge die Teststrategie den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden soll. Harzer erklärt: „Auch gegenwärtig reicht die Testkapazität der medizinischen Labore sehr gut aus, um alle notwendigen Tests für symptomatische Personen, die Kontaktnachverfolgung, Risikopatienten und große Mitarbeitergruppen in kritischen Berufsfeldern schnell und qualitätsgesichert durchzuführen.“

Von damals 100.000 Tests pro Woche ging es auf 1,2 Millionen

Der ALM warnt davor, dass „einfach nur viel zu testen“ ein fatales Gefühl falscher Sicherheit auslösen könne. Seit Beginn der Pandemie im vergangenen März wurden die Kapazitäten um den Faktor 12 gesteigert – von damals 100.000 Tests pro Woche auf 1,2 Millionen.

„Trotz eines Vielfachen der Testzahlen aus dem Frühjahr spüren wir nicht mehr Infizierte auf. Jetzt einfach weiter anlasslos zu testen, wiederspräche auch dem Wirtschaftlichkeitsgebot“, sagte der ALM-Vorsitzende Michael Müller. „Wir müssen dort testen, wo es medizinisch sinnvoll ist. Anlasslose Tests von Reiserückkehrern gehören sicherlich nicht dazu.“ Eine millionenfache ungezielte Testung halten die ALM-Experten für „unmoralisch“.

Medizinische Tests sollten in erster Linie für Menschen eingesetzt werden, die sie aus medizinischen Gründen benötigen. Dies solle nach den Kriterien des RKI geschehen, die fortlaufend an die aktuelle Pandemie-Lage angepasst werden.

Auch die Laborärzte warnen vor Engpässen

Auch der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) warnt vor Engpässen. „Unsere weltweit beispielgebenden Infektionstest-Kapazitäten stagnieren derzeit aufgrund von Lieferengpässen bei den notwendigen Verbrauchsmaterialien. Der Mangel konnte bisher durch Rationierungen und Zuteilungen kaschiert werden“, sagt der BDL-Vorsitzende Andreas Bobrowski. Alle Labore beziehen ihre Testmaterialien wie Abstrichtupfer, Extraktionskits und Reagenzien von den gleichen Herstellern weltweit. Aufgrund der massiven weltweiten Konkurrenz um die Testmaterialien stagniere die durchschnittliche Testkapazität je Labor laut Robert Koch-Institut bereits seit Mitte Mai.

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