Französische Studie

SARS-CoV-2: Geruchsverlust durch persistierende Viren?

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Gesellschaft
Noch Wochen nach einer überstandenen Infektion konnten Virusgene im Riechepithel nachgewiesen werden. Lässt sich so eine lang anhaltende Anosmie erklären?

COVID-19, verursacht durch das SARS-CoV-2-Virus, ist in erster Linie eine Atemwegserkrankung, aber viele Patienten haben auch extrarespiratorische Symptome. Unter anderem wurde seit Beginn der Pandemie weltweit über einen plötzlichen Verlust des Geruchsinns (Anosmie) bei mit SARS-CoV-2 infizierten Personen berichtet. Anosmie zählt mittlerweile zu einem der häufigsten Frühsymptome von COVID-19. Eine Gruppe französischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat nun die Mechanismen erforscht, die am Verlust des Geruchsinns in verschiedenen Stadien der Krankheit beteiligt sind. Die Ergebnisse wurden am 3. Mai 2021 in der Zeitschrift „Science Translational Medicine“ veröffentlicht.

SARS-CoV-2 persistiert monatelang im Riechepithel

Die Studie wurde an Patienten mit COVID-19 durchgeführt und durch Analysen an einem Tiermodell ergänzt. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass der Verlust des Geruchsinns die Folge einer ausgedehnten Schädigung des Riechepithels sein könnte. Infiziert waren nicht nur die sensorischen Neuronen, sondern auch der Geruchsnerv und die Geruchsnervenzentren im Gehirn. Zudem konnte gezeigt werden, dass SARS-CoV-2 eine anhaltende Entzündung verursacht.

Viruspersistenz trotz negativem Nasopharyngealabstrich

Darüber hinaus wurde bei einigen Patienten mit persistierenden klinischen Manifestationen eine dauerhafte Präsenz des Virus im Riechepithel festgestellt. Bemerkenswert sei dabei, dass herkömmliche RT-qPCR-Tests an Nasopharyngealabstrichen negativ sein können, obwohl das Virus tief in der Nasenhöhle - im Riechepithel - weiterhin persistiert. Daraus schlussfolgern die Forschenden, dass die Diagnose von SARS-CoV-2 durch Nasenbürsten als Ergänzung zum Nasopharyngealabstrich für den PCR-Test bei Patienten mit Geruchsverlust in Betracht gezogen werden kann.

Den Ergebnissen zufolge kann der Verlust des Geruchssinns bei COVID-19 über mehrere Monate anhalten. Die Persistenz der Anosmie sei auf das Fortbestehen des Virus im Riechepithel bei gleichzeitiger Entzündung zurückzuführen.

de Melo GD, Lazarini F, Levallois S, Hautefort C, Michel V, Larrous F, Verillaud B, Aparicio C, Wagner S, Gheusi G, Kergoat L, Kornobis E, Donati F, Cokelaer T, Hervochon R, Madec Y, Roze E, Salmon D, Bourhy H, Lecuit M, Lledo PM. COVID-19-related anosmia is associated with viral persistence and inflammation in human olfactory epithelium and brain infection in hamsters. Sci Transl Med. 2021 May 3:eabf8396.doi: 10.1126/scitranslmed.abf8396. Epub ahead of print. PMID: 33941622.

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