Zi-Trendreport

Zahl der Behandlungsfälle geht um 23 Prozent zurück

silv/pm
Gesellschaft
Die Corona-Pandemie zeigt Auswirkungen auf die Bereitschaft der Menschen, einen Arzt aufzusuchen. Seit März haben im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Patienten vertragsärztliche und vertragspsychotherapeutische Leistungen in Anspruch genommen als im Vorjahr.

Dies belegen die Zahlen des aktuellen Zi-Trendreports. Mit Beginn der Pandemie beginnen die Zahlen zu sinken, erst gegen Ende Mai hat sich die Inanspruchnahme nach und nach wieder normalisiert.  So liegen die Gesamtfallzahlen im Zeitraum vom 1. bis 28. April und vom 29. April bis 26. Mai 2020 um 23 beziehungsweise 15 Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums. Der aktuelle Report basiert auf den Frühinformationen aus den ärztlichen Abrechnungsdaten von 16 der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen. Er knüpft an die Ergebnisse des Zi-Reports zum 1. Quartal 2020 an.

Rückgang beim Mammografie-Screening um 83 Prozent

Besonders auffällig ist die Rückläufigkeit bei verschiebbaren Leistungen wie zum Beispiel der Krankheitsfrüherkennung. Die Angst, sich in einer Arztpraxis möglicherweise zu infizieren, hat offenbar viele Menschen veranlasst, Vorsorgetermine abzusagen oder gleich gar nicht zu vereinbaren. Die Zahl der Behandlungsfälle beim Mammografie-Screening hat zum Beispiel in der letzten Märzwoche 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent abgenommen.

Auch beim Hautkrebs-Screening sind die Zahlen eindrucksvoll, hier ist ein Minus von 70 Prozent zu verzeichnen. Bei der Früherkennungskoloskopie liegt das Minus im Vergleich zum Vorjahr bei 43 Prozent, bei der Früherkennung von Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter sank die Zahl der Patienten, die Hilfe suchten, um 23 Prozent.

Telemedizinische Behandlungsmöglichkeiten werden stärker genutzt

„Die Pandemie hat einen deutlichen Effekt auf die vertragsärztliche Versorgung: Einerseits werden telemedizinische Behandlungsmöglichkeiten immer stärker genutzt, um persönliche Kontakte zu minimieren. Andererseits muss weiter beobachtet werden, wie sich die bei steigenden Infektionszahlen deutlich rückläufigen Behandlungsfallzahlen für Patientinnen und Patienten mit chronischen Krankheiten, wie etwa in der onkologischen Versorgung oder bei den Disease-Management-Programmen (DMP), mittelfristig auswirken werden.

Insgesamt zeichnet sich im 1. Halbjahr ab Ende Mai eine langsame Normalisierung des Versorgungsgeschehens ab. Der stärkste Wiederanstieg bei den Fallzahlen ist dabei im Bereich der Psychotherapie sowie bei einzelnen Facharztgruppen wie etwa bei Nervenärzten und Schmerztherapeuten zu erkennen. Der Trendreport lässt zudem erkennen, dass von weiteren ausgeprägten Effekten der zweiten Pandemiewelle auf die vertragsärztliche und psychotherapeutische Versorgung ausgegangen werden muss“, sagt der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Bereitschaft zu Videosprechstunde gestiegen

Während die Zahl der Behandlungsfälle mit persönlichem Arzt-Patienten-Kontakt bis Ende Mai gegenüber dem Vorjahr gesunken ist, sind die Fälle mit telefonischer Beratung oder per Videosprechstunde mit Beginn der Kontaktbeschränkungen ab März 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen. Im Zeitraum 4. März bis 30. Juni 2020 wurden 3,1 Millionen ausschließlich telefonische Beratungen abgerechnet. Das entspricht einem Plus von rund 1,6 Millionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Patienten haben im Zeitraum von April bis Juni 2020 auch verstärkt das Angebot von Videosprechstunden genutzt. Vom 4. März bis 30. Juni wurden bundesweit 1,24 Millionen Videosprechstunden durchgeführt. Zum Vergleich: Im Vergleichszeitraum des Vorjahres lag diese Zahl noch bei einigen tausend. Die Häufigkeit der telefonischen Beratung und der Videosprechstunde folgt dem Pandemieverlauf und nimmt im 2. Quartal wieder ab, obgleich das Niveau über dem des Vorjahreszeitraums liegt.

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