Universität Oxford

Zweite Human-Challenge-Study zu COVID-19 startet

Gesellschaft
Britische Wissenschaftler starten die zweite Human-Challenge-Studie um herauszufinden, wie das Immunsystem bei einer Zweitinfektion mit COVID-19 reagiert und welche Art von Immunreaktion eine erneute Infektion verhindern kann.

Eine Challenge-Studie in der medizinischen Forschung ist eine sorgfältig kontrollierte Studie, bei der ein Proband gezielt mit einem Krankheitserreger oder einem Virus infiziert wird, um die Auswirkungen dieser Infektion zu untersuchen.

Der Ethikrat erteilte ein positives Votum

Dies ist die zweite Human-Challenge-Studie, die Auswirkungen von COVID-19 auf das menschliche Immunsystem erforscht. Bereits im Februar wurde in London die weltweit erste Human-Challenge-Studie zu COVID-19 gestartet, nachdem der Ethikrat hierzu ein positives Votum erteilt hatte.

Im zweiten Durchgang werden nun von Forschern der Universität Oxford rund 90 freiwillige Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren mit dem Sars-CoV-2 Virus infiziert, um ein besseres Verständnis über den Wirkmechanismus des Virus auf den menschlichen Körper zu erhalten. Unterstützt wird die Studie durch eine Subvention der britischen Regierung in Höhe von 33,6 Millionen Pfund.

Die Studie zur Reinfektion wird in zwei Phasen unterteilt

Die aktuelle Studie zur Reinfektion wird in zwei Phasen unterteilt, wobei Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer lediglich in eine der beiden Phasen involviert sind. In Phase eins, die in diesem Monat beginnt, soll zunächst die niedrigste Virusdosis ermittelt werden, die bei etwa 50 Prozent der zwischen 18 und 30 jährigen Probanden, die bereits eine COVID Infektion durchgemacht haben, eine symptomarme oder symptomlose Zweitinfektion hervorruft.

In der zweiten Phase der Studie, die voraussichtlich im Sommer 2021 beginnen wird, wird eine Kohorte mit der standardisierten Virusdosis infiziert, die in Phase eins ermittelt wurde. Gemessen wird dann, wie viel Virus nach der Infektion nachgewiesen werden kann. Dies soll dazu beitragen zu verstehen, welche Art von Immunreaktion vor einer erneuten Infektion schützt. Es wird jedem Probanden eine Aufwandsentschädigung von 5.000 Pfund gezahlt.

Ethische Aspekte

Human-Challenge-Studien können, gerade in Zeiten einer weltweiten pandemischen Virusausbreitung, einen erheblichen Beitrag zum Verständnis der Erkrankung sowie der Entwicklung von Therapien oder Verbesserung von Impfstoffen beitragen.

Dem Nutzen muss jedoch der ethische Aspekt eines derartigen Studiendesigns gegenübergestellt werden. Ein im The Lancet veröffentlichter Artikel problematisiert Human-Challenge-Studien, insbesondere unter ethischen Gesichtspunkten und kommt zu dem Schluss, dass „diese Humanstudien vernünftigerweise als ethisch akzeptabel angesehen werden können, sofern solche Studien international und von den Gemeinschaften, in denen sie durchgeführt werden, akzeptiert werden, realistischer Weise erwartet werden kann, dass sie die Impfstoffentwicklung beschleunigen oder verbessern, ein beträchtliches Potenzial haben, den Teilnehmern direkt zu nützen, so konzipiert sind, dass die Risiken für die Teilnehmer begrenzt und minimiert werden, und unter strengen Infektionskontrollmaßnahmen durchgeführt werden, um die Risiken für Dritte zu begrenzen und zu reduzieren.“ [Jamrozik und Selgelid, 2020]

Quellen:

University of Oxford News: Human challenge trial launches to study immune response to COVID-19

Jamrozik E, Selgelid MJ. COVID-19 human challenge studies: ethical issues. Lancet Infect Dis. 2020 Aug;20(8):e198-e203. doi: 10.1016/S1473-3099(20)30438-2. Epub 2020 May 29. PMID: 32479747; PMCID: PMC7259898.

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