Medizin

Deutsche Unis in der Forschung nicht spitze

ck/pm
Nachrichten
Deutschland besitzt leistungsfähige hochschulmedizinische Standorte, aber keiner davon nimmt eine internationale Spitzenposition ein. Zu dem Ergebnis kommt die Expertenkommission Forschung und Innovation in ihrem Gutachten.

In ihrem aktuellen Jahresgutachten zeichnet die Expertenkommission ein durchwachsenes Bild der deutschen Hochschulmedizin: Deutschland verfüge zwar über produktive hochschulmedizinische Einrichtungen, die Qualität der Forschung erreiche allerdings nicht das Niveau internationaler Spitzenstandorte, zu denen neben den USA beispielsweise auch die Niederlande und Kanada gehören.

Forschung räumlich konzentrieren

Um die Hochschulmedizin in Deutschland zu stärken, sollte die Forschung räumlich deutlicher konzentriert werden. Wichtig sei, für systematische Mehrbelastungen der Hochschulklinika einen Ausgleich zu schaffen. Zudem fordert die Expertenkommission, die Arbeitsbedingungen dort für Nachwuchswissenschaftler attraktiver zu gestalten.

Nähe ist der Erfolgsfaktor

Mit Blick auf die führenden Medizinforschungsstandorte beschreiben die Experten die räumliche Nähe von Forschungseinrichtungen, Krankenhäusern und Unternehmen als zentrale Voraussetzung für exzellente Forschung und effiziente Translation. Sie sprechen sich daher nachdrücklich für eine regionale Konzentration und gegen eine weitere Fragmentierung der Forschungslandschaft aus: "Spitzenleistungen in der Forschung erfordern eine bestimmte kritische Größe der hochschulmedizinischen Standorte."

Wider dem Regionalproporz

Neue Standorte sollten nicht eingerichtet werden, es sei denn, sie weisen außergewöhnliche Innovationspotenziale auf. „Als Instrument des Regionalproporzes sind Hochschulklinika denkbar ungeeignet“, heißt es in dem Bericht. Vor dem Hintergrund des wachsenden Kosten- und Wettbewerbsdrucks empfiehlt die Kommission, die Forschungsmittel noch stärker auf besonders leistungsfähige Standorte zu konzentrieren.

Weiter wird festgestellt, dass die Hochschulklinika in Deutschland systembedingten Mehrbelastungen ausgesetzt seien, etwa durch die Ausbildung des Ärzte- und Forschernachwuchses und durch Extremkostenfälle. Diese werden durch das bestehende Vergütungssystem nicht angemessen kompensiert.

Forscher gucken in die Röhre

„Es besteht daher die Gefahr“, so die Wissenschaftler, „dass die finanziell defizitäre Krankenversorgung in den Hochschulklinika durch Mittel subventioniert wird, die eigentlich für Forschung und Lehre bestimmt sind. Die Medizinforschung an den deutschen Standorten wird auf diese Weise gegenüber vergleichbaren Institutionen im Ausland benachteiligt.“

Schlechte Aussichten für den Nachwuchs

Verbesserungsbedürftig sei auch die Situation der forschenden Mediziner. In Deutschland sei eine Karriere in der medizinischen Forschung weniger attraktiv als in anderen Ländern. Fehlende finanzielle Anreize, ausgeprägte Hierarchien an Hochschulklinika sowie die schwierige Vereinbarkeit von Patientenversorgung und Forschung werden von der Expertenkommission als Hauptgründe identifiziert. „Unter den bestehenden Gegebenheiten droht der deutschen Medizinforschung der weitere Verlust talentierter Nachwuchskräfte und eine Schwächung der Forschungsqualität“, so warnen die Experten.

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) leistet wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und legt regelmäßig Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Wesentliche Aufgabe der EFI ist es dabei, die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems im internationalen und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland zu bewerten.

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