"Wall Street Journal" prüft Gesundheits-Apps

Ihre Gesundheitsdaten landen bei Facebook - ob Sie wollen oder nicht!

mth/pm
NachrichtenPraxis
Persönliche Gesundheitsdaten aus zahlreichen Gesundheits-Apps werden an Facebook weitergeleitet, ohne Zustimmung und zum Teil ohne Wissen der Nutzer. Das hat das "Wall Street Journal" (WSJ) herausgefunden.

Am Freitag veröffentlichte die auflagenstärkste Tageszeitung der USA einen umfangreichen Beitrag darüber, wie Gesundheits-Apps oft schon Sekunden nach der Nutzung vertrauliche Daten an Facebook weiterreichen, sogar dann, wenn der Nutzer kein Profil bei dem Social-Media-Anbieter hat. Zu den sensiblen Daten gehören dem Blatt zufolge Bauchfett, Körpergewicht, Blutdruck, Menstruationszyklen und Schwangerschaftsstatus.

Eine der betroffenen Anwendungen: die App "Flo", mit der Frauen Menstruation und Eisprungzyklus überwachen können und Hilfe bei einem Schwangerschaftswunsch erhalten. Die App "HR Monitor" zur Messung der Herzfrequenz soll diese ebenso an Facebook gemeldet haben.

Ob Android- oder Apple-Apps: Die Daten gehen zu Facebook

Das Blatt testete insgesamt 70 Apps, die zu den beliebtesten im iOS-Store von Apple gehören. Von den 15 Top-Apps für Apple-Geräte im Bereich Gesundheit und Fitness hätten wenigstens sechs potenziell vertrauliche Informationen sofort nach dem Erfassung weitergeleitet. Die Ergebnisse seien vom Software-Unternehmen Disconnect Inc. bestätigt worden.

Aber auch die Android-Version von "BetterMe", einer App für Übungen zur Gewichtsreduktion, hatte Änderungen des Körpergewichts der Nutzer sofort an Facebook weitergereicht, sobald sie eingegeben wurden. Technisch ermöglicht wird dies durch "Software Development Kits", die den Entwicklern helfen, bestimmte Eigenschaften beziehungsweise Funktionen zu integrieren.

New Yorker Gouverneur leitet Untersuchung ein

Am Sonnabend meldete die britische Nachrichtenagentur Reuters , dass der Gouverneur des US-Bundesstaats New York, Andrew Cuomo, das Außen- und das Finanzministerium mit einer Untersuchung der Vorgänge beauftragt habe. Cuomo nannte die Datenübertragung an Facebook einen "ungeheuerlichen Missbrauch der Privatsphäre" und rief die zuständigen Regulierungsbehörden auf US-Bundesebene auf, ebenfalls tätig zu werden

Facebook will dem Bericht zufolge die New Yorker Behörden bei der Aufklärung unterstützen. Das Social-Media-Unternehmen verwies jedoch darauf, dass die Entwickler der Apps die Einwilligung der Benutzer für eine Datenübermittlung einholen müssten, und dass Facebook den Entwicklern untersage, sensible persönliche Daten (etwa aus dem Gesundheitsbereich) zu übermitteln. Außerdem bemühe sich die Firma, Daten zu finden und zu löschen, die sie nicht hätte erhalten dürfen.

Der erste Entwickler ändert die App

Unterdessen will der Entwickler der Menstruations-App "Flo", Flo Health, das Datensammel-Verhalten in einer aktualisierten Version der App abstellen, und zwar sowohl für iOS als auch für Android. Dies berichtet die britisch-amerikanische Nachrichtenseite "Mashable" . Mit den Updates habe man jegliche Datenübertragung an andere Unternehmen abgestellt, so der Entwickler. Flo Health wolle sich zudem einer Datenschutzprüfung unterziehen ("conducting a privacy audit").

Quelle: Unternehmensseite

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