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Nach einem langen Winter kam jetzt der lange Regen. Besonders hart getroffen hat es Passau, Halle und Meißen. zm-online befragte betroffene Zahnärzte zur Lage vor Ort.

InHalle an der Saalelebt und arbeitetProf. Hans-Günter Schaller. Er ist Direktor Direktor des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Schaller wurde am 5. Juni aus seinem Haus im Wasserweg Nr. 5 evakuiert. Der Pegel stieg von einst 2 Metern normal auf 8,20 Meter. Nun wohnt Schaller bis auf weiteres bei seinem KollegenProf. Jürgen M. Setz, Leiter des Hallenser Instituts für Zahnärztliche Propädeutik.

Halle: "Es ist fürchterlich, was wir hier im Augenblick erleben."

Schaller zu zm-online: "Es ist fürchterlich, was wir hier im Augenblick erleben." So ein Hochwasser habe er in seiner Zeit in Halle noch nie gesehen. Die gute Nachricht lautet aber: Die Gebäude der Universitätszahnmedizin sind allesamt nicht vom Hochwasser betroffen, weil sie weit genug von der Saale entfernt stehen.

Davon abgesehen leidet das neoklassizistische Gebäude am Joliot-Curie-Platz, in dem dasZentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkundeuntergebracht ist, seit dem 2. Juli 2012 unter einem Wasserschaden. Damals war an einem Wochenende eine Leitung geplatzt. Zigtausende Liter Wasser liefen im Zuge der Havarie durch das Haus. Der Umzug in ein anderes Gebäude kollidiert mitSparplänender Landesregierung Sachsen-Anhalt.

Meißen:"Das Leben kommt langsam zum Erliegen."

AusMeißenberichtet Dr. Thomas Breyer, Vizepräsident derLandeszahnärztekammer Sachsenvon der prekären Lage. Breyer: "Die Lage spitzt sich zu. Heute Nacht wurde die letzte Straßenbrücke gesperrt. Das Leben kommt langsam zum Erliegen. Die Elbe wird bis heute Abend weiter steigen. DerPegel von 2002rückt näher. Auch in den Nebenflüsschen führt der Rückstau zu vollen Kellern und Wassergrundstücken. Die Feuerwehr verteidigt verzweifelt ihr Hauptquartier.

Nur noch wenige Zahnarztpraxen können arbeiten. Das ist aber nicht so schlimm, denn die Patienten können ja auch nicht kommen. Die Ärzte im Krankenhaus wurden gebeten, nicht mehr nach Hause zu gehen. Wann ich also meine Frau wiedersehe, ist derzeit eher ungewiss. In den Nachbargebäuden laufen die Pumpen. Wir hoffen weiter.

Passau: "Das Wasser aus der Leitung ist nicht zu gebrauchen."

In Passau erreichte zm-online die Zahnarztpraxis Neue Mitte. Das Gebäude, in dem die Praxis untergebracht ist, liegt etwa 100 Meter vom Wasser entfernt. ZFA Bettina Weiß erklärte über Telefon: "Wir haben wieder fließend Wasser, dürfen aber nicht arbeiten, weil die Wasserqualität zu schlecht ist. Bis zum Ende der Woche wurden alle Patienten abbestellt. Voraussichtlich werden wir am Montag wieder arbeiten können. Aber garantieren kann einem das auch niemand", sagte Weiß.

Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns meldete bereits am 4. Juni, dass es in Passau nur noch eine zahnärztliche Notversorgung gibt. Die meisten Praxen in der Dreiflüsse-Stadt mussten den Betrieb wegen der Unterbrechung der Trinkwasserversorgung einstellen.

Mit DDR-Versicherungen gegen den Schaden

Sobald das Hochwasser abgezogen ist, beginnen die Aufräumarbeiten. Dann erst wird das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar sein. Sehr viele Bürger der ehemaligen DDR, die noch Gebäudeschutz- und Hausratsversicherungen aus der Vorwendezeit haben, sind bei Hochwasser gegen sogenannte Elementarschäden abgesichert, meldet der Redaktionsdienst vom Versicherungsportal geld.de.

Die Policen der "Staatlichen Versicherung der DDR" wurden nach der Wiedervereinigung vom Versicherer "Allianz" übernommen. Elementarschäden, die durch eine Flut, aber auch durch steigendes Grundwasser auftreten, sind beispielsweise in der DDR-Haushaltsversicherung abgedeckt, heißt es dort. Wer heute in den neuen Bundesländern ein Haus kauft, das noch über einer alte "DDR-Police" versichert ist, übernehme die Gebäudeversicherung zu alten Bedingungen, das heißt inklusive Hochwasserversicherung.

Bei neu abgeschlossenen Gebäude- und Hausratsversicherungen sei die erweiterte Elementarversicherung jedoch nicht automatisch im Versicherungsschutz enthalten. Somit würden ohne den gesonderten Einschluss einer Elementarschadenversicherung die im Zusammenhang mit dem Hochwasser entstandenen Schäden nicht standardmäßig mitversichert.

Nur wer eine Police mit erweiterter Elementarschadenversicherung abschließt, erhalte bei Hochwasser Geld von der Versicherung. Das Problem: Wer einmal Hochwasser hatte, dürfte nur noch schwer eine willige Versicherung gegen Hochwasserschäden finden. In so einem Fall helfen dann mit  Hilfsprogrammen sehr eingeschränkt der Staat oder soziale Einrichtungen. Ein vollständiger Schadenersatz sei über diese Nothilfen nicht zu erwarten. Deswegen seien bestehende Versicherungen aus DDR-Zeiten in Problemzonen so wertvoll.

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