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Mehr Medizinstudienplätze gefordert

nh/pm
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Fünfmal so viele Bewerber wie Studienplätze im Fach Humanmedizin - diesem krassen Missverhältnis soll die Politik mit einer Erhöhung der Medizinstudienplätze um mindestens zehn Prozent begegnen, fordert der Marburger Bund in einem aktuellen Positionspapier zur Reform des Medizinstudiums.

Die Erhöhung könne durch größere Kapazitäten bestehender medizinischen Fakultäten, aber auch durch die Gründung neuer Fakultäten öffentlicher Hochschulen gewährleistet werden. "Wir brauchen mehr Studienplätze, um ausreichend medizinischen Nachwuchs auszubilden. Mit den heutigen Kapazitäten, die weitgehend denen vor 25 Jahren entsprechen, wird sich das Niveau der ärztlichen Versorgung nicht aufrechterhalten lassen, wenn in zehn Jahren die erste Ruhestandswelle auf uns zukommt", erklärte Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes.

Im Hinblick auf die anstehende Diskussion von Bund und Ländern zum "Masterplan Medizinstudium 2020" mahnt der Marburger Bund zugleich eine bessere Grundfinanzierung der Hochschulmedizin an. "Die schwierige Finanzierungslage vieler Kliniken beeinträchtigt nicht nur die Versorgung der Patienten und die Arbeitsbedingungen für das Personal, sondern auch die Lehre für die Studierenden vor Ort", heißt es in demPositionspapier.

"Nur der NC reicht für eine zielgerichtete Auswahl der Studierenden nicht aus"

Kritisch sieht der Marburger Bund die bisherige Studienplatzvergabe im Fach Humanmedizin, die durch einen stark gestiegenen Numerus Clausus und eine zunehmende Zahl von Wartesemestern gekennzeichnet ist.

"Zwar ist die Abiturnote als Auswahlkriterium nicht verzichtbar, sie dürfe aber nicht als Indikator für den Studienerfolg überschätzt werden", sagte Jan Bauer, stellvertretender Vorsitzender des Sprecherrats der Medizinstudierenden im Marburger Bund. Insgesamt solle sie weniger Gewicht bei der Studienplatzvergabe haben, als das derzeit noch der Fall sei. Stattdessen sollten auch verstärkt andere Parameter, wie zum Beispiel die Arbeit als Rettungssanitäter, bei der Studienplatzvergabe mitberücksichtigt werden.

"Wir brauchen keinen Schnellschuss aus der Politik"

Die im Koalitionsvertrag angekündigte stärkere Praxisorientierung in der Medizinerausbildung unterstützt der Marburger Bund ausdrücklich. "Die Politik müsse dabei aber im Blick haben, dass Veränderungen Zeit brauchen", sagte Bauer. Die Einführung von weiteren Pflichtabschnitten sei ungeeignet und werde von den Medizinstudierenden abgelehnt.

"In den vergangenen Jahren wurden schon viele Überlegungen zur Reform des Medizinstudiums angestoßen und teilweise auch schon umgesetzt", erläuterte Bauer. Die Erfahrungen aus den verschiedenen Modell- und Reformstudiengängen, müssten also erst einmal evaluiert werden und dann in weitere Überlegungen mit einfließen, fordert der Marburger Bund.

Derzeit werden pro Jahr etwa 10.600 Studierende zum Medizinstudium zugelassen.

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