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Neue Ärzteplanung gestartet - Kassen fordern Umverteilung

mg/dpa
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Versprechen, etwas gegen den drohenden Ärztemangel auf dem Land zu tun, gab es schon viele. Zu Jahresbeginn trat eine neue Planung für die Mediziner in Kraft. Es gibt Hoffnung auf mehr Hausärzte, aber auch Zweifel.

Nach dem Start der neuen Planung des Ärztenetzes in Deutschland fordern die Krankenkassen verstärkte Bemühungen gegen die ungleiche Verteilung der Mediziner. Nicht nur der Ärztemangel auf dem Land, auch die Überversorgung in attraktiven Stadtbezirken müsse angegangen werden, so die Kassen. Die Allgemeinmedizin müsse gestärkt werden.

"Eine neue Planung allein löst die Probleme nicht", sagte der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas in Berlin. "Die neue Bedarfsplanung ist kein Selbstzweck", mahnte Johann-Magnus von Stackelberg, Vize-Vorsitzender des Kassen-Spitzenverbandes.

Anfang des Jahres trat die neue Richtlinie zur Ärzteplanung in Kraft. Das Bundesgesundheitsministerium hatte sie noch Ende 2012 passieren lassen, wie ein Sprecher sagte. Der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) von Ärzten, Kassen und Kliniken hatte die Richtlinie im Dezember vorgelegt.  G-BA-Chef Josef Hecken versicherte: "Wir setzen damit ein Signal an Medizinstudenten: In der hausärztlichen Versorgung gibt es eine reale Chance, zugelassen zu werden." Es werde aber vier bis fünf Jahre brauchen, bis die neue Planung Resultate in der Fläche bringt, sagte Hecken.

Stackelberg: Es gibt keinen Ärztemangel, sondern ein Verteilungsproblem

Der G-BA, das oberste Entscheidungsgremium im Gesundheitswesen, hatte beschlossen, dass es nun 3.000 garantierte Möglichkeiten zur Praxiseröffnung für Hausärzte in Deutschland gibt. Auf dem Land gibt es viele neue Sitze. Spezialisierte Ärzte haben hingegen weniger Niederlassungsmöglichkeiten. Große Städte wie Hamburg und Berlin sind für neue Ärzte weitgehend gesperrt.

Stackelberg: "Insgesamt haben wir in Deutschland keinen Ärztemangel, aber ein Verteilungsproblem." Nun komme es darauf an, ob die in einigen Bereichen drohende Unterversorgung verhindert werden könne. Vor allem Kassenärztliche Vereinigungen müssten gegenüber freien Ärzteverbänden den Mut aufbringen, das Zuviel an Ärzten in Ballungszentren abzubauen.

Baas betonte: "Das Problem der Unterversorgung ist kleiner als vielfach gedacht."  Die neue Planung des Ärztenetzes bringt zunächst allerdings wohl keine Umverteilung in größerem Umfang. Es werden also zunächst keine Praxen dort geschlossen, wo es viele Ärzte gibt, wenn neue Praxen in Mangelregionen eröffnet werden. "Über einen geschätzten Zeitraum von möglicherweise zehn Jahren werden wir mehr für Arztsitze auf dem Land ausgeben, als wir in Ballungsräumen einsparen", räumte Hecken ein.

Junge Studenten sollen für Allgemeinmedizin interessiert werden

Uwe Deh, Vorstand des AOK-Bundesverbands, sagte: "Während sich in einkommensstarken Gebieten und Ballungszentren immer mehr Mediziner ansiedeln, ist die Bereitschaft als Landarzt tätig zu werden, in der Vergangenheit deutlich zurückgegangen." Positiv sei, dass der Schwerpunkt nun auf eine wohnortnahe Versorgung bei Hausärzten gelegt werde.  Die Chefin des Ersatzkassenverbands vdek, Ulrike Elsner: "Wichtig ist, dass die Ärzte tatsächlich in ländliche Regionen gehen." Jährlich gebe es 10.000 Medizinstudienplätze. Nun müssten junge Studenten mehr für Allgemeinmedizin interessiert werden.

Von den mehr als 150.000 niedergelassenen Ärzten sind laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung gut 60.000 Haus-, 78.000 Fachärzte und 17.000 Psychotherapeuten. Mehr als 40.000 Ärzte gingen in den nächsten Jahren in den Ruhestand.

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