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Schluss mit Mikroplastik in Zahnpasta

mg
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Monate nach der ersten großen kritischen Berichterstattung haben alle Hersteller reagiert. Künftig ist kein umweltschädliches Mikroplastik mehr in Zahnpasten enthalten - dafür aber weiterhin in Duschgels, Lippenstift, Lidschatten und Shampoo.

Nachdem auch der Hersteller Dr. Liebe bei seinem Produkt "Pearls & Dents" die Rezeptur verändert hat, können besorgte Verbraucher und Umweltschützer ein ganz kleines bisschen aufatmen. Mit dem Verzicht auf das Kunststoffgranulat Ethylen-Vinylacetat-Copolymere (EVA) als Putzkörper sind ab Anfang September alle neu produzierten Zahnpasten in Deutschland frei von Mikroplastik.

Vorangegangen waren verschiedene Medienberichte zum Thema (auch in den zm), in denen die potenziellen Gefahren für Mensch und Umwelt beschrieben worden waren. Diese entstehen dadurch, dass das enthaltene Mikroplastik nach Angaben von Wissenschaftlern über die Klärwerke ins Trinkwasser, die Luft, Lebensmittel und den Nahrungskreislauf von Speisefischen und Nutztieren gelangt.

Lesen Sie hier die Geschichte"Plaste in der Paste"|_blankaus der zm5/2014, die ausführlich die Gefahr erklärt, die von Mikroplastik ausgeht.

Meeresbiologie rät, Ersatzstoffe kritisch zu prüfen

"Es ist durchaus zu begrüßen, dass Dr. Liebe und andere kein Polyethylen mehr als Putzkörper verwenden wollen", sagt der emeritierte Meeresbiologe Prof. Gerd Liebezeit, der seinerzeit die Diskussion um Mikroplastik in Kosmetika mit angestoßen hatte. "Andererseits ist zu fragen, was als Alternative eingesetzt wird. Wenn, wie es ein Kosmetikhersteller macht, das synthetische Polymer durch ein biobasiertes mit dem Argument der biologischen Abbaubarkeit ersetzt wird, in diesem Fall Polylactid (PLA), dann heißt das, den Teufel durch Beelzebub auszutreiben." Der Grund sei, dass PLA zwar unter den Bedingungen der industriellen Kompostierung, nicht aber unter Normalbedingungen "in vertretbarer Zeit zu Wasser und Kohlendioxid zersetzt wird".

Liebezeit: "Also auch hier gilt es genau hinzuschauen, was da als Ersatzstoff verwendet wird. Und da gibt es ja Alternativen, die die Umwelt nicht belasten, zumindest in der Kosmetikszene wie z.B. cellulosebasierte Abrasiva." In diesem Sinn sei zu hoffen, dass auch alle anderen Hersteller, die Mikroplastik in ihren Produkten verwendeten, so schnell wie möglich darauf verzichteten und damit Rücksicht auf unsere Umwelt zeigten.

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BUND-Liste führt 404 Kosmetikprodukte mit Mikroplastik

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) hat in seiner 15-seitigenBlacklist- die alle Produkte mit Mikroplastik auflistet - "Pearls & Dents" als einzige Zahnpasta noch aufgeführt. "Sobald der Abverkauf der Altbestände beendet ist und das Produkt nur noch in der neuen Rezeptur im Handel erhältlich ist, werden wir es von der Liste streichen", erklärt Rolf Buschmann, zuständiger Referent für technischen Umweltschutz beim BUND.

Die jüngste Entwicklung im Bereich der Zahnpasten bewertet die Organisation als bescheidenen, ersten Erfolg. "Letztlich ist es nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Buschmann. In Deutschland, wo die Industrie durch ihre Absichtserklärung, in absehbarer Zeit auf Mikroplastik zu verzichten, einem Verbot zuvorkam, sei der Markt aber immerhin "sensibilisiert".

Prophylaxepasten sind frei von Mikroplastik

Trotzdem gibt es weiter hunderte Produkte am Markt, die das potenziell schädliche Mikroplastik verwenden. In seiner Aufstellung listet der BUND noch 404 weitere Kosmetikprodukte, die Granulate enthalten - darunter Gesichtspflegeprodukte, Schminke, Dusch- und Waschgels, Shampoo und Kontaktlinsenreiniger namenhafter Hersteller.

Eine von den zm auf Leseranfrage hin gestartete Recherche zu Prophylaxepasten ergab, dass in den Produkten der gängigsten Hersteller kein Mikroplastik enthalten ist

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