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Sinkende Ausgaben für Gesundheit in Europa

pr/pm
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Die Gesundheitsausgaben in der EU sind 2010 zum ersten Mal seit 1975 gesunken, berichten die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die EU-Kommission.

Unter dem Titel "Gesundheit auf einen Blick: Europa 2012“ bringt der Bericht Zahlen über den Gesundheitszustand, einzelne Gesundheitsfaktoren, die Versorgungsqualität und die Gesundheitsausgaben in den 27 EU-Staaten sowie Informationen zu den fünf EU-Beitrittskandidaten und den drei Mitgliedern der Freihandelszone EFTA.

Pro-Kopf-Ausgaben sanken am stärksten in Irland, Estland und Griechenland

Danach sind die Gesundheitsausgaben in der Europäischen Union 2010 zum ersten Mal seit 1975 gesunken. Im EU-Durchschnitt schrumpften die Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit um 0,6 Prozent, während diese zwischen 2000 und 2009 noch im Schnitt um 4,6 Prozent jährlich gestiegen waren.

Den stärksten Rückgang verzeichnen Irland (minus 7,9 Prozent, Estland (minus 7,3 Prozent) und Griechenland (minus 6,7 Prozent). Im Vergleich dazu sind die deutschen Gesundheitsausgaben gestiegen. Pro Kopf hat Deutschland 2010 für Gesundheit 2,7 Prozent mehr ausgegeben als im Vorjahr. Noch höher war der Anstieg nur in Malta (plus 3,6 Prozent) und Rumänien (plus 4,2 Prozent).

Neun Prozent für die Gesundheit

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) haben die EU-Mitgliedstaaten dem Bericht zufolge 2010 durchschnittlich neun Prozent in das Gesundheitswesen investiert. In den Niederlanden war dabei der für das Gesundheitswesen aufgewendete Anteil am BIP im Jahr 2010 am höchsten (12 Prozent), gefolgt von Frankreich und Deutschland (beide mit 11,6 Prozent).

Unter den EU-Mitgliedstaaten verzeichneten die Niederlande (3.890 Euro), Luxemburg (3.607 Euro) und Dänemark (3.439 Euro) die höchsten Gesundheitsausgaben pro Kopf in absoluten Zahlen. Danach folgten Österreich, Frankreich und Deutschland mit über 3.000 Euro pro Kopf. In Bulgarien und Rumänien wurde mit rund 700 Euro am wenigsten ausgegeben.

Drei Prozent geht in die Prävention

Unter dem Druck, die Finanzierung der Akutversorgung sicherzustellen, kürzen die Regierungen der Mitgliedstaaten in der Regel die Ausgaben für Gesundheits- und Präventionsprogramme. 2010 betrugen diese Ausgaben 3,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Dies bedeutet, dass im Durchschnitt aller EU-Mitgliedstaaten nur drei Prozent eines schrumpfenden Gesundheitsetats für Prävention und Programme in Bereichen der öffentlichen Gesundheit wie Impfung, Rauchen, Alkoholkonsum, Ernährung und Bewegung aufgewendet wurden. Der Bericht weist ausdrücklich darauf hin, dass es viel wirtschaftlicher wäre, heute in die Prävention zu investieren, als in Zukunft die Behandlung von Krankheiten finanzieren zu müssen.

Adipositasrate  hat sich verdoppelt

Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in der Europäischen Union ist dem Bericht zufolge heute übergewichtig. 17 Prozent leiden sogar unter Adipositas. Die Adipositasrate hat sich in vielen EU-Ländern seit 1990 verdoppelt und reicht derzeit von acht Prozent in Rumänien und der Schweiz bis zu mehr als 25 Prozent in Ungarn und im Vereinigten Königreich.

Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Ärzte pro Kopf in fast allen EU-Mitgliedstaaten erhöht. Sie stieg in der gesamten EU von 2000 bis 2010 von 2,9 auf 3,4 Ärzte je 1.000 Einwohner.

Mehr Fachärzte

In fast allen Ländern hat sich das Verhältnis zwischen Allgemeinärzten und Fachärzten verändert, sodass es nun mehr Fachärzte gibt. Ein möglicher Grund dafür ist nach Ansicht der Autoren der Studie, dass der traditionelle Beruf des Hausarztes nicht mehr so attraktiv ist und die Einkommensunterschiede zwischen Allgemeinärzten und Fachärzten immer größer werden.

In vielen Ländern stellt sich angesichts der langsamen Zunahme beziehungsweise des Rückgangs der Zahl der Allgemeinmediziner die Frage der Sicherstellung der Primärversorgung für bestimmte Bevölkerungsgruppen.

Negative Folgen der Krise

Die Zahlen zeigen laut einer Bewertung des Brüsseler Büros der Bundeszahnärztekammer, dass die Gesundheitsversorgung in der EU nicht von den Folgen der  Wirtschafts- und Finanzkrise verschont geblieben ist. Seit 2008 hätten viele europäische Länder ihre Gesundheitsausgaben im Rahmen umfassenderer Bemühungen, das Wachstum des Haushaltsdefizits und der Schuldenquote in Grenzen zu halten, reduziert. D

iese Entwicklung dürfte sich in den Jahren 2011 und 2012 sogar noch verstärkt haben. Langfristig werde dies, gerade mit Blick auf die Kürzungen bei den Präventionsausgaben, negative Folgen für den Gesundheitszustand der europäischen Bevölkerung haben.

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