Startschuss für die 55. Sylter Woche
Seit nunmehr 55 Jahren hält die Zahnärztekammer Schleswig-Holstein ihren Fortbildungskongress„Sylter Woche“in Westerland auf Sylt ab. 19 Referenten aus dem gesamten Bundesgebiet und Österreich geben ihr Wissen in Vorträgen und Seminaren an die angereisten Teilnehmer weiter.
In seiner Eröffnungsrede übte der neue Kammerpräsident Dr. Michael Brandt massive Kritik an bürokratischen Gesetzesvorgaben, "die für uns ins Unermessliche steigen. Eines sollte der Gesetzgeber dabei bedenken: Je mehr Vorgaben er macht, desto defensiver wird die Medizin". Brandt verwies auf ein Projekt zur Erfassung des bürokratischen Aufwands in Zahnarztpraxen, an dem sich Zahnärztekammer und KZV Schleswig-Holstein beteiligen.
Skepsis gegenüber der Bürgerversicherung
Skeptisch äußerte sich Brandt zum Vorschlag einer so genannten „Bürgerversicherung“ als Alternative zum bisherigen Krankenversicherungssystem: „Eine valide Kosten-Nutzen-Rechnung ist nicht ersichtlich!“. So sei die Berechnung der Mehreinnahmen offenbar zu optimistisch, der massive Verlust von Arbeitsplätzen im Bereich der Versicherungswirtschaft werde hingegen verschwiegen.
Mit Blick auf die geplante Einführung eines speziellen Korruptionsstraftatbestandes im Sozialgesetzbuch sagte Brandt: "Im zahnärztlichen Bereich gibt es praktisch keine Überweisungen und Krankenhausverordnungen sowie kaum Arzneimittelverordnungen. Ergo gibt es keine Notwendigkeit für die Einführung spezieller Korruptionsstraftatbestände. Ich appelliere an die Politik: Statt einer Approbationsbehörde im Ministerium - Approbation in Kammerhand!“
Korruptives Verhalten sei eher dort festzustellen, wo durch massiven Druck der Krankenkassen Zahnersatzversorgungen gegen Provisionen versteigert würden.
5.500 Euro für "Sylter Familien in Not"
Insgesamt 5.500 Euro kamen bei dem am Freitag stattfindenden Benefizturnier "Dental Golf-Cup“ zusammen und kommen erneut dem Projekt „Sylter Familien in Not“ zugute.
Traditionell rundete ein fachfremder Vortrag die Eröffnung ab. Dabei erfuhren die Zuhörer, was ein gesunder Lebensstil bedeutet - und warum es so schwer ist, gesund zu leben. Anschaulich verdeutlichte Prof. Dr. Manfred Müller vom Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel die (kulinarischen) Tücken des Alltags.
Eat less and eat together
Nur drei Prozent der deutschen Bevölkerung, so Müller, könnten einen gesunden Lebensstil vorweisen. Viele Faktoren seien dafür verantwortlich, dass die Zahl der Übergewichtigen konstant zunimmt. Etwa, „dass wir letztlich das essen, was den Unternehmen den größten Profit bringt“. Eine der hilfreichen Empfehlungen Müllers an das Auditorium: Die Devise "Eat less“, also die Portionsgrößen verringern. Ebenso plädierte der Experte unter anderem für "mehr Kultur und Miteinander beim Essen“.