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Studie: Feminisierung macht die Medizin teurer

mg/pm
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Die Medizin wird weiblich. Doch wie verändert das die Behandlungsqualität? Oder die Kostensituation für familienfreundliche Arbeitsorganisation? 46 Entscheider deutscher Krankenhäuser antworten.

Im Bundesdurchschnitt sind nahezu 62 Prozent der Studienanfänger im Fach Medizin Frauen. Diesem Phänomen widmet sich die Erhebung „Arbeitsplatz Krankenhaus“ von Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Akademischer Direktor des Center for Health Care Management and Regulation an der HHL Leipzig Graduate School of Management. Seine These: Durch die Feminisierung der Medizin werden die ärztliche Versorgung im Gesundheitssektor und insbesondere die Arbeitsorganisation im Klinikbereich vor eine große organisatorische Herausforderung und kostenmäßige Probleme gestellt.

„Die Feminisierung der Medizin zwingt die Krankenhäuser, familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen und für unterstützende Infrastrukturen, zum Beispiel Kita-Plätze, zu sorgen", erklärt der Medizinökonom. "Die Herausforderung ist, diese sinnvollen Investitionen, durch die die Personalkosten um bis zu 10 Prozent erhöht werden, nachhaltig zu finanzieren.“

Im Rahmen der Studie wurden Entscheidungsträger von bundesweit 46 Krankenhäusern befragt. "Hauptkennzeichen einer familienfreundlichen Arbeitswelt sind aus Sicht der Krankenhäuser das Angebot von Kita-Plätzen, geregelte Arbeitszeiten und die Begrenzung von Diensten“, fasst von Eiff zusammen.

Zusätzliches Personal bei reduzierten Arbeitszeiten, Freizeitausgleich für Überstunden und geregelte Weiterbildung wurden von den Befragten als weitere, aber weniger wichtige Faktoren genannt. Laut der Studie ist die Umsetzbarkeit einer familienfreundlichen Arbeitswelt in jedem Fachbereich möglich. Nur wenige Befragte halten die Umsetzbarkeit solch einer Arbeitswelt für nicht umsetzbar.

Die Studie zeigt aber auch: Weder eine Schlechterversorgung der Patienten, noch eine Verbesserung der Behandlung wird durch die Verweiblichung erwartet. Dem gegenüber stehe allerdings die Befürchtung steigender Kosten, die als Folge der Schaffung familienfreundlicher Arbeitsplatzbedingungen anfallen.

Dabei gehen nahezu 82 Prozent der Befragten davon aus, dass die absehbaren Kostensteigerungen gegenfinanziert werden. "Eine Schlechterversorgung der Patienten als Folge des durch die Feminisierung ausgelösten Kostendrucks wird offensichtlich nicht befürchtet“, sagt von Eiff. Inwieweit es sich bei dieser Einschätzung um ein unterschätztes Risiko handelt, bleibt ihm zufolge abzuwarten. Dagegen bestätigt die Untersuchung ältere Umfrageergebnisse, wonach Familienfreundlichkeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei den Medizinern zu den entscheidenden Kriterien bei der Auswahl eines potenziellen Arbeitgebers zählen.

Die Ergebnisse der Studie können bei der HHL Leipzig Graduate School of Management alsPDFheruntergeladen werden.

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