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Überalterung: Regierung setzt auf Zuwanderung

eb/dpa
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Die Bundesregierung hat auf ihrem ersten Demografiegipfel für mehr Zuwanderung geworben, um die Folgen der alternden Gesellschaft zu bekämpfen.

Die Regierung schlägt Alarm: Die deutsche Wirtschaft muss mehr auf ausländische Fachkräfte und Frauen setzen, um ihre Wettbewerbsstärke in einer alternden Gesellschaft zu sichern. Berechnungen zufolge wird Deutschland bis 2060 ein Fünftel der Bevölkerung verlieren - etwa 17 Millionen Einwohner. Jeder Dritte wird dann 65 Jahre oder älter sein. 

"Die Zahl der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte wird sinken, selbst wenn wir alle zu Hause gut ausbilden", warnte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beim ersten Demografiegipfel der Regierung in Berlin. "Deshalb darf man das Thema Zuwanderung von Fachkräften nicht ausblenden." Nötig sei zudem, die wachsende Zahl von Migranten in Deutschland für den Arbeitsmarkt zu aktivieren. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will auch stärker auf Frauen im Beruf setzen. 

Merkel: Demografischer Wandel neben Globalisierung größte Herausforderung an Gesellschaft

Über die Folgen der alternden Gesellschaft diskutierten Regierungsmitglieder in Berlin mit Vertretern von Ländern und Kommunen, Gewerkschaften, Wirtschaft, Verbänden, Wissenschaftlern und Bürgern. Merkel sagte, der demografische Wandel bringe neben der Globalisierung die größte Veränderung des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland. "Wir dürfen uns den Herausforderungen nicht verweigern", mahnte sie. "Dann werden sich auch die Chancen zeigen." 

Einen Schlüssel für die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sieht die Kanzlerin in Menschen aus Zuwandererfamilien. Ihre Zahl steige. "Wenn es uns nicht gelingt, diese Menschen in der gleichen Art und Weise in Deutschland mit Bildungsabschlüssen auszustatten (...), dann haben wir ein noch größeres Problem als das der unterschiedlichen Balance zwischen Jüngeren und Älteren." 

Von der Leyen sagte, ohne eine Gegensteuern verschwänden in den nächsten 15 Jahren etwa sechs Millionen Menschen vom deutschen Arbeitsmarkt. "Das ist die dunkle Seite." Viel Potenzial liege aber bei den Frauen, die bislang nicht erwerbsfähig seien oder in Teilzeit arbeiteten. 

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Hans Heinrich Driftmann, plädierte dafür, im Ausland mehr um Fachkräfte zu werben und ihnen besser bei der Eingliederung in Deutschland zu helfen. 

Neun Arbeitsgruppen erarbeiten bis Mai 2013 erste Lösungsansätze

Eine der ganz großen Herausforderungen sei auch das Thema Gesundheit, mahnte Merkel. Die Ausgaben des Gesundheitssystems würden tendenziell schneller wachsen als die Steuereinnahmen, sagte sie voraus. "Ein gutes Gesundheitssystem ist so etwas wie der Garant dafür, dass die Würde des Einzelnen überhaupt geachtet werden kann." Dafür müsse das System jedoch immer wieder neu nachjustiert werden. 

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) verwies auf die wachsende Zahl an Pflegebedürftigen in der Zukunft. "Menschen mit Demenz werden eine größere Bedeutung bekommen", betonte er. Die Angehörigen dürften bei der Pflege nicht alleine gelassen werden. 

Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) warb für einen Bewusstseinswandel in Deutschland. Die Herausforderung durch den demografischen Wandel sei zu bewältigen und auch als Chance zu sehen. Die Menschen müssten aber zu Veränderungen bereit sein - nicht nur in der Arbeitswelt. Auch in der Familienpolitik müsse sich einiges tun oder etwa bei der Aufstellung des öffentlichen Dienstes. 

Beim Demografiegipfel wurden neun Arbeitsgruppen eingesetzt. Sie sollen in den kommenden Monaten beraten, wie sich die Alterung der Gesellschaft auf die unterschiedliche Lebensbereiche auswirkt - und wie Deutschland damit fertig werden kann. Für Mai 2013 ist ein weiterer Gipfel geplant. Bis dahin sollen erste Ergebnisse vorliegen. Merkel betonte aber, die Aufgabe sei bis weit über das Ende der Legislaturperiode hinaus angelegt.

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