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Wo angehende Chefärzte am liebsten arbeiten

ck/ots
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Kliniken öffentlicher Träger sind für Mediziner die attraktivsten Arbeitgeber, privatwirtschaftlich orientierte Kliniken haben den schlechtesten Ruf. Das zeigt eine Umfrage unter 239 angehenden Chefärzten.

Die Studie "Arbeitgeberattraktivität von Kliniken: Für welche Träger sich angehende Chefärzte entscheiden" der Personalberatung Rochus Mummert entstand in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Marketing und Gesundheitsmanagement der Universität Freiburg und forderte die Befragten auf, auf einer Skala von eins bis sieben (1 = "trifft überhaupt nicht zu", 7 = "trifft voll und ganz zu") anzugeben, wie sehr sie bestimmte Faktoren den Klinikträgern zuschreiben.

Ergebnis: In der Summe genießen öffentliche Einrichtungen in den wichtigsten Aspekten das beste Ansehen. Für den Faktor Jobsicherheit erreichten sie den Durchschnittswert 4,8. Die übrigen Träger liegen deutlich darunter, Privatkliniken erhielten sogar nur eine Zustimmung von 2,9. Auch bei der Bewertung der Karrierechancen liegen öffentliche Krankenhäuser mit 4,89 vorne. Die Ergebnisse liegen hier weniger weit auseinander, das Schlusslicht bilden freigemeinnützige Träger mit einem Gesamtwert von 4,27.

Gefühlte Stabilität beeinflusst Wechselbereitschaft

Städtische Kliniken und Kreiskrankenhäuser genießen als Arbeitgeber ein höheres Vertrauen, da sie regional verwurzelt sind und in der Regel eine gewisse Größe haben", sagt Dr. Henrik Räwer, Klinikexperte bei Rochus Mummert. "Sie strahlen Stabilität aus. Gerade für kleinere Privatkliniken ist es schwer, damit zu konkurrieren."

Aus diesem Grund würden Ärzte einen Jobwechsel vor allem dann begrüßen, wenn ihnen die neue Stelle von einer öffentlichen Klinik angeboten wird. Auf der Skala der Wechselbereitschaft erreichen die öffentlichen Träger mit Abstand den höchsten Wert (5,27), gefolgt von den freigemeinnützigen (4,59), konfessionellen (4,18) und privaten Kliniken (3,67).

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Aufstiegschancen sind wichtigstes Kriterium

Die Studie, durchgeführt unter der Leitung von Dr. Florian Drevs von der Universität Freiburg, zeigt zudem, dass sich gute Karrieremöglichkeiten besonders positiv auf die Arbeitgeberattraktivität auswirken. Die Jobsicherheit ist der zweitwichtigste Faktor. An dritter Stelle folgt das Merkmal "soziale Kompetenz", zu dem Eigenschaften wie Fürsorge, Freundlichkeit und Großzügigkeit zählen. Solche erwarten die Ärzte vor allem bei konfessionellen Häusern (4,62), frei-gemeinnützige und öffentliche Träger folgen dicht dahinter. Privatwirtschaftliche Kliniken erreichen auf der Sozialkompetenz-Skala nur einen Wert von 3,21.

Bei privaten Trägern werdenRenditeerwartungen gefürchtet

Neben den genannten Aspekten, die die Arbeitgeberattraktivität positiv beeinflussen, ermittelte die Studie auch zwei Faktoren, die abschreckend wirken. Dazu zählt die Dominanz wirtschaftlicher Ziele, die vor allem privatwirtschaftlichen Krankenhäusern zugeschrieben wird, die Renditeerwartungen erfüllen müssen. Die Ärzte befürchten offenbar, dort einen Arbeitsalltag zu erleben, der allein von Profitgedanken geprägt ist, heißt es in der Studienauswertung.

"Dabei ist die Gruppe der privaten Kliniken bezogen auf ihre Arbeitskulturen sehr heterogen, Bewerber sollten sie daher nicht über einen Kamm scheren. In den meisten privaten Kliniken gelingt es gut, trotz privatwirtschaftlichem Hintergrund im Klinikalltag den Fokus auf die fachliche Kompetenz zu legen", sagt Räwer. So zeige die Studie auch, dass Ärzte, die bereits in einem privaten Haus gearbeitet haben, diesen Kliniktyp wieder wählen würden.

Konfessionelle Vorgaben wirken abschreckend

Eine zweite Klinikeigenschaft, die sich eher negativ auswirkt, ist die Erwartung, dass christliche Werte den Arbeitsalltag bestimmen. Am ehesten wird dies bei konfessionellen Krankenhäusern vermutet (3,92). "Offenbar befürchten einige Ärzte, dass sie durch moralische Vorgaben in ihrem Handlungsspielraum zu stark eingeschränkt werden", interpretiert Räwer die Ergebnisse.

###more### ###title### Gehalt spielt eine untergeordnete Rolle ###title### ###more###

Gehalt spielt eine untergeordnete Rolle

Gute Gehaltsperspektiven sind im Vergleich zu den langfristigen Karriereaussichten für die Arbeitgeberattraktivität der Kliniken weniger ausschlaggebend. Doch lukrative Bezahlung ist ein Punkt, in dem ausnahmsweise die Privatkliniken die übrigen Trägerformen schlagen. "Ärzte betrachten das höhere Gehalt vielleicht als Ausgleich für einen eher unsicheren Job", so die Vermutung der Studienautoren.

An der 2013 durchgeführten Online-Befragung "Arbeitgeberattraktivität von Kliniken: Für welche Träger sich angehende Chefärzte entscheiden" beteiligten sich bundesweit 239 Ärzten in leitenden Funktionen, die in deutschen Krankenhäusern arbeiten und für Chefarztpositionen qualifiziert sind. Den Befragten wurden zunächst per Zufallsprinzip fiktive Jobangebote von Krankenhäusern unterschiedlicher Trägerschaften zugeordnet. Anschließend sollten sie den jeweiligen Kliniktypen bestimmte Eigenschaften zuweisen und die Arbeitgeberattraktivität bewerten. Universitätskliniken wurden als Kliniktyp nicht explizit abgefragt.

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