Medizin

Zahl der Infektionen mit Coronaviren verdoppelt

jt/pm
Nachrichten
Das Risiko der Ansteckung mit Coronaviren ist laut einer neuen Studie vermutlich viel größer als bisher angenommen. Die Zahl der Fälle verdoppelte sich demnach in den vergangenen Wochen.

Die Infektionsgefahr durch das ‚Middle Eastern Respiratory Syndrome Coronavirus‘ (MERS-CoV) erlangt eine neue Dimension. „Auch neue Erkenntnisse über die wahrscheinliche Infektionsquelle sind beunruhigend“, sagt Prof. Franz X. Heinz, Vizepräsident der Gesellschaft für Virologie (GfV). Denn nicht mehr nur Dromedare auf der arabischen Halbinsel dienen den Viren als Reservoir, MERS-CoV wurde jetzt auch in Dromedaren aus dem Sudan und Äthiopien entdeckt.

Millionen Dromedare als Überträger

Während in Saudi Arabien 260.000 Dromedare leben, gibt es in Äthiopien fast eine Million und sogar 4,8 Millionen im Sudan. Daher könnte das natürliche Reservoir für das Virus wesentlich größer sein als bisher angenommen, berichtet die GfV in ihrem aktuellen Newsletter. Zudem nimmt die Fachgesellschaft Stellung dazu, unter welchen Umständen eine noch häufigere Mensch-zu-Mensch-Übertragung zu befürchten ist, und wie groß die Gefahr einer Pandemie sein könnte.

Zahl der Infektionen hat sich mehr als verdoppelt

Seit seinem ersten Auftreten im September 2012 erkrankten mit Stand vom 16. Mai 2014 laut European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) 536 Personen an Infektionen mit dem MERS-Coronavirus. „Somit hat sich die Zahl der Infektionen im letzten Monat mehr als verdoppelt“, erklärt der GfV-Experte Heinz. 30 Prozent starben an der grippeähnlichen Krankheit, die zu einer Lungenentzündung und akutem Lungenversagen führen kann.

Bisher nur wenige Mensch-zu-Mensch-Übertragungen

Die Betroffenen hatten sich auf der Arabischen Halbinsel infiziert. Einige Infektionen wurden von dort auch in andere Länder, wie Frankreich, Deutschland, Italien, Tunesien, Großbritannien und die USA exportiert. Bisher berichten Forscher von wenigen Mensch-zu-Mensch-Übertragungen in Saudi-Arabien, Jordanien, Katar und Großbritannien. „In den meisten Fällen infizieren sich die Betroffenen jedoch über eine tierische Infektionsquelle, viele neue Studien weisen dabei auf Dromedare hin“, sagt Heinz.

Schlachthöfe werden untersucht

In der jetzt veröffentlichten Studie untersuchten Forscher Dromedare in ägyptischen Schlachthöfen. Dabei stellte sich heraus, dass das Virus auch in importierten Tieren aus dem Sudan und Äthiopien vorhanden war. In aktuellen Untersuchungen wollen Forscher jetzt herauszufinden, ob sich in Afrika bereits Menschen infiziert haben, was aber bisher nicht erkannt wurde.

GfV-Newsletter 5/2014, Chu et al., Emerging Infectious Diseases - ahead of print, Volume 20, No. 6, June 2014

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